VERKEHR 1
Travemünde 06.11.2008
Die Schilda vom Fährplatz:
Nutzlose Taxi-Plätze wurden nach zähem Ringen zwischen Anwohnern und Stadt wieder zu Parkplätzen
Im April 2008 hatte sich Kaufmann Michael Böttger schriftlich bei Dr. Stefan Klotz vom Bereich Verkehr der Hansestadt Lübeck beschwert (TA berichtete). Die Taxi-Plätze, die die Stadt anstelle der normalen Parkplätze angelegt hatte, würden von Taxen kaum genutzt. Das bestätigten auch Taxifahrer: Die stehen lieber dicht bei der Priwall-Fähre, weil die Gäste, besonders die vom Rosenhof, nicht so weit laufen wollen oder können. Zumal sich die Verkehrsführung auf dem Fährplatz auch Fußgängern nicht immer gleich erschließt. Die anliegenden Geschäftsleute jedenfalls hielten Kundenparkplätze für eine bessere Idee als leere Taxi-Plätze. Und die Anwohner wollten auch gern mal vor ihren Häusern parken. Kein Wunder also, dass eine Menge Stempel und Unterschriften den Brief an Dr. Klotz zierten.
Die Stadt indes sah die Sache zunächst anders: Klaus Franke vom Bereich Verkehr fand, so schrieb er es am 6. Juni, die Belange der Travemünder Bevölkerung und insbesondere der Geschäftsleute in der Vorderreihe seien in optimaler Weise berücksichtigt worden. Den Wunsch der so optimal berücksichtigen Bevölkerung, die Sache Rückgängig zu machen, wies er als undurchführbar zurück: »Die damit verbundenen Auswirkungen sind weder im Hinblick auf die bestehende Funktion des Parkplatzes noch aufgrund der Kosten, die sich aus den notwendigen baulichen Veränderungen ergeben, vertretbar.« Eine Verlagerung der Taxenplätze zurück zur Priwall-Fähre sei, so Franke, »nicht möglich«.
Das Lübecker Bauausschuss fand es in seiner Sitzung vom 15. September dann doch nicht so problematisch, ein paar Schilder auszutauschen. Statt der nicht genutzten Taxen-Plätze sollten nun drei Kurzzeit-Parkplätze entstehen, wurde beschlossen. Dafür sollten dann zwei Taxenplätze auf die Mittelinsel bei der Fähre kommen. »Kosten fallen nicht an«, hieß es im Protokoll des Bauausschusses. Ein zusätzlicher Parkscheinautomat müsse auch nicht aufgestellt werden.

Es dauerte nun noch sechs Wochen, bis zum Schraubenzieher gegriffen werden konnte. Was unter anderem auch daran lag, dass der Auftrag dazu vom Bereich Verkehr ja erstmal an die Städtische KWL, die die Parkplätze bewirtschaftet, weitergereicht werden musste. Dem Vernehmen nach soll sich sogar Bausenator Franz-Peter Boden mehrfach mit der Schilder-Problematik konfrontiert gesehen haben, es ist wohl nicht ganz leise zugegangen dabei.


Zunächst wurden die Taxi-Plätze wieder in den Bereich der Priwall-Fähre zurückverlegt. Dann passierte eine Weile nichts. Ab und zu sorgte Carl Howe (Grüne) im Bauausschuss dafür, dass die Sache nicht in Vergessenheit geriet. Und heute nun wurden tatsächlich die Taxi-Schilder abgeschraubt. Es sind zwar keine Kurzzeit-Parkplätze geworden wie beschlossen, aber immerhin normale Parkplätze. Wenige Minuten nach Demontage der Taxi-Schilder parkten schon die ersten Autos auf den sonst leeren Plätzen. Kurz darauf kam auch die erste Politesse vorbei, streifte etwas ratlos wirkend minutenlang über das Gelände, besah sich die Schilder, telefonierte mit dem Handy. Es müssen sich eben alle erst an die neue alte Situation gewöhnen.

Die Anwohner feierten das Ende der Fährplatz-Schilda und die optimale Berücksichtigung ihrer Belange nun mit einer Flasche Schampus, immerhin haben sie lange für ihre Parkplätze gekämpft. Ob die Freude vom Bereich Verkehr geteilt wurde, ist nicht überliefert.

Beide Seiten sollten den Frieden genießen, denn lange wird er nicht anhalten: Dem Vernehmen nach gibt es noch ein paar Merkwürdigkeiten am Fährplatz, die den Unmut der Anwohner herausfordern. Die nächste Flasche Schampus soll, dem Vernehmen nach, schon im Kühlregal bereitliegen... TA