MEDIEN 3 6
Travemünde 15.10.2008
Copy & Paste
Stadtzeitung klaut Texte aus dem Internet

Kopieren und Einfügen (Copy & Paste), schon sind die eigenen Zeilen gefüllt. Ohne Nachfrage beim Autor, der viele Stunden für seinen Text gearbeitet hat. Und ohne Quellenangabe. Besser kann man seine Missachtung für die Arbeitsleistung anderer nicht ausdrücken.
Besonders dreist trieb es vergangene Woche ausgerechnet die »Lübecker Stadtzeitung« in ihrer Ausgabe vom 7. Oktober 2008. Für den Aufmacher »Tauziehen ums Fäden ziehen«, für den als Autor der freie Mitarbeiter [NAME AUF BITTEN DER BETROFFENEN PERSON ENTFERNT] verantwortlich zeichnet, kopierte die Zeitung ganze Absätze aus dem am 28. September 2009 in der Online-Ausgabe von »Travemünde Aktuell« erschienen Bericht .
Offenbar gingen die Stadtzeitungs-Reporter davon aus, dass man das Kopieren der Politiker-Zitate nicht nachweisen kann. Auf einen Telefonanruf von »Travemünde Aktuell« hin antwortete [NAME AUF BITTEN DER BETROFFENEN PERSON ENTFERNT] ausweichend: »Es gibt ja auch Aufzeichnungen«. Mag sein, nur weiß jeder Profi, dass selbst bei Zitaten kleine Abweichungen vom tatsächlich Gesagten möglich sind, von Transkriptionsfehlern und Tippfehlern ganz zu schweigen.
So auch im Bericht von »Travemünde Aktuell«: Zum besseren Verständnis für den Leser hatten wir einige Fragen, die im Original von der Moderatorin stammen, den Politikern als Zitat zugeordnet. Und das auch nicht wörtlich. Trotzdem findet sich eine hundertprozentige Übereinstimmung des TA-Textes mit dem Text in der Stadtzeitung, womit das Plagiat zweifelsfrei bewiesen ist.
[NAME AUF BITTEN DER BETROFFENEN PERSON ENTFERNT] hatte noch am Montag versprochen, mit dem freien Mitarbeiter zu sprechen und wollte sich spätestens bis Dienstag zurückmelden. Das ist bis heute (Mittwoch, 15. Oktober 2008) nicht passiert. Die Stadtzeitung hatte noch nicht einmal die Größe, sich für ihr dreistes Plagiat zu entschuldigen.
Solche Kopien sind nicht nur für den geschädigten Autor ärgerlich, sondern auch ein Betrug am Leser. Und die Journalisten der abschreibenden Zunft selbst tun sich auch keinen Gefallen: Sie machen sich nämlich auf Dauer selbst überflüssig. Für den Verleger ist es billiger, die fremden Texte legal als Zweitverwertung bei den jeweiligen Verlagen zu kaufen als Mitarbeiter zu beschäftigen, die anderer Leute Arbeit umschreiben oder eben dreist kopieren – kein Einzelfall in Lübeck.
Als Verantwortlicher Herausgeber der Stadtzeitung wird übrigens Lübecks Bürgermeister Bernd Saxe genannt. TA
Zitate von Hildegund Stamm, Lübecker BUNT

Hildegund Stamm: »...sanfter Tourismus auf alle Fälle, keine Powerboote, soviel steht fest.
Moderatorin von Zastrow: »Wer soll sie organisieren, LTM oder Kurbetrieb?«
Hildegund Stamm: »Hm, vielleicht können sies zusammen besser, ich weiß es nicht«.
Zitate von Bernd Möller, GRÜNE:


Bernd Möller: Und wenn ich ein Plädoyer halten sollte, dann ist es für Travemünde. Das gilt auch für Kultur und Events. Mehr Authentizität, mehr Gediegenheit in der baulichen Anlage. Und weniger modische- und Zeitgeistentwicklungen als anderswo. Das heißt also auch Leitlinienpunkt Kultur vielleicht endlich mal ein bisschen was von Lübeck-Kernstadt und Altstadt abzwacken und nach Travemünde bringen.
Moderatorin von Zastrow: Da ist ne ganz kurze Nachfrage, LTM oder Kurbetrieb, wer solls machen?
Bernd Möller: Bin ich leidenschaftslos, solange die die Termine mit Lübeck koordinieren und nicht gute Sachen überall gleichzeitig stattfinden.