VERKEHR
Travemünde 01.10.2008
Viele Mängel und ein Hoffnungsschimmer
Muss Travemünde seinen Strandbahnhof zum zweiten Mal retten?
Christian Jäger und Mandy Krüger waren die Ersten, die nach der Einweihung mit ihrem Ostseeshop ihre nicht immer sehr erfreulichen Erfahrungen mit dem neuen Gebäude und der Bahn gesammelt haben. Auf einem kurzen Besuch an ihre Wirkungsstätte zurück, erinnern sie sich an so viele Dinge, die schon vor Jahren zu Problemen geführt haben. Das Willkommen, das Bürgermeister Bernd Saxe seinen Gästen versprochen hat, sucht der Gast vergebens, stellen die beiden Ostseeleute fest: Wer aus dem Zug aussteigt, nimmt wegen fehlender Hinweise sowieso meist den Weg in die Bertlingstraße. Der Bahnhof bleibt links liegen. Und gehen die eher wenigen Besucher auf die Glastüren der Bahnhofhalle zu, so sind sie irritiert und wissen nicht, welche Tür ins Innere führt. Nur eine lässt sich öffnen. Die Automatik ist meist kaputt. Nichts weist darauf hin, was genau im Bahnhof angeboten wird. Der Hinweis Tourist Info taucht erst innen auf und ist kaum zu sehen. Dort wo der Gast mit Lächeln begrüßt wird, Service findet und willkommen ist, erblickt er keine Menschenseele. Und dass es ein Cafe und Läden gibt, erfährt er außen erst gar nicht.


Nur kurz erfreute ein Postpoint die Menschen. Er ist nach wenigen Wochen mangels Nachfrage wieder verschwunden. Immerhin bleibt festzustellen, dass die WC-Türen seit einiger Zeit wieder von innen verschlossen werden können. Einen Ticketautomat fehlt in der Halle ebenso wie Gepäckaufbewahrungsmöglichkeiten. Der Bahnhof wird in den Abendstunden geschlossen, obwohl noch Zugverkehr stattfindet, Lautsprecherdurchsagen sind schlecht zu verstehen. Auch die Touristinfo hat oft schon zu, obwohl noch Züge ankommen. Der Bahnhof signalisiert dem anreisenden Gast Lustlosigkeit und kein lebendiges Willkommen. Er wirkt leer und verloren.

Ein attraktives und quirliges Touristenzentrum sieht anders aus. Christian Jäger und Mandy Krüger, die immer wieder auf diese Missstände hingewiesen haben, fragen sich, warum dieses Dahinvegetieren eines solch schönen Gebäudes immer noch kein Ende hat. Müssen die Travemünder nun anfangen, ihren Strandbahnhof ein zweites Mal zu retten? Immerhin hat bereits Senator Halbedel, der auf ihre Initiative im Juni 2007 den Bahnhof besuchte, festgestellt: »Hier sind einige Missstände.« Seitdem hat sich nicht viel Erkennbares getan und die Aussichten, wenigstens ein sinnvolles örtliches Info- und Wegeleitsystem einzurichten, um die ankommenden Besucher in den schönen Bahnhof hinein zu führen, sind nicht zu sehen. Dennoch tut sich was und das, was sich abzeichnet, ist ein erfreulicher Lichtblick privater Initiative.


Ewald Hagemann, Wirt des Strandbahnhofcafe will Bewegung in die Sache bringen. Er hat zunächst einmal auf eigene Kosten ein Beet im Vorbereich des Halleneinganges neu gestaltet. Jetzt gibt es Blumen und frisches Grün. Sein Ziel: er will den Bahnhof von innen heraus beleben. So hat er vor, die Dartmeisterschaften in die Bahnhofshalle zu holen, er plant weitere Veranstaltungen an Weihnachten und zu Neujahr mit einem Profiveranstalter. Die Gespräche mit der Bahn und ihren diversen »Unterfirmen« sind viel versprechend. Sie müssen sich aber auch alsbald in Erfolge niederschlagen, denn auf den Bahnhof wartet eine große Durststrecke, bis er erst in einigen Jahren ein neuer Mittelpunkt werden kann. Es stehen ins Haus der Umbau des Bahnsteiges und des Bahnhofvorplatzes, die Verlängerung der Paul-Brümmer-Straße und die Neugestaltung des Bereiches der Bertlingstraße. Alles Projekte, die sein müssen aber auch den Bahnhof auf Jahre hinaus weiterhin isolieren. Sicher kann er als Wirt des Cafes neue Aktivitäten nicht alleine Schultern. Weitere helfende Hände sind von Nöten. Und dieser schöne Bahnhof sollte es den Travemündern wert sein, sagt Ewald Hagemann und hofft auf weitere Unterstützung. HN/KEV