VERKEHR 2 10
Travemünde 03.09.2008
Fährmann hol über
Die Priwallfähren schaffen Verbindungen – Tag und Nacht

Auf dieser viel befahrenen Seeschiffahrts- und Binnenschiffahrtstraße nimmt der Schiffsverkehr spürbar zu. Vorfahrt gewähren ist also stets Gebot beim ständigen Hin- und Her. Aber manchmal ist so viel los, dass die Fahrt quer durchs Fahrwasser sehr schwierig ist. Gerne würden die Schiffsführer sehen, wenn an Wochenenden oder an Events wie der Travemünder Woche die kleineren Boote mit den Fähren ein Bisschen mehr »zusammenarbeiten« würden. Das ist oft der Fall, aber manchmal eben auch nicht, selbst wenn es ein Leichtes wäre, mal kurz mit der Fahrt herunter zu gehen, oder einen kleinen Kurswechsel zu machen.

So beginnt die Überfahrt der Fähren nicht erst beim Ablegen, sondern im Kopf des Schiffsführers schon lange vorher, das heißt mit den Augen auf dem Wasser, auf dem Radarschirm und auch mit den Ohren, durch das Hören auf den Schiffsfunk. Ob auf der kleinen Priwallfähre IV, der Norderfähre oder auf den großen Fähren, der Schiffsführer beobachtet so ständig den Schiffsverkehr um nach einer Lücke Ausschau zu halten, in der er sicher für sich und die anderen Schiffe übersetzen kann. Nähert sich eine der großen RoRo-Fähren, dann muss diese natürlich erst passieren, Fahrplan hin oder Fahrplan her. Doch immer mal wieder gibt es über Funk Absprachen, um sich gegenseitig zu helfen. Strömung, Wind und Verkehr bestimmen den Takt, wobei etwa 1/3 auf die Fahrzeit und 2/3 auf den Pierbetrieb oder auf das Beladen des Schiffes entfallen. Ist wenig los, heißt es gelegentlich auch Warten bis zur Abfahrtzeit nach Plan.



Derzeit verbrauchen die Fähren rund 600 Liter Diesel bei 24 Stunden Dauereinsatz. Eine Schicht geht über 8 Stunden, wobei eine halbstündige Pause eingeplant ist. Im Durchschnitt bedeutet dies für die großen Priwall-Fähren rund 50 Fahrten mit entsprechend fast 100 Anlegemanövern. Ein Ablöser steht bereit, um den Kollegen die Pausen zu ermöglichen, sei es als Schiffsführer, Deckspersonal oder Kassierer. Nicht zu vergessen sind die Mitarbeiter im Hintergrund, allen voran Mechaniker, die sofort zur Stelle sein müssen, wenn auch nur das kleinste Problem auftaucht, um es sofort zu beseitigen. Auch fahren die Fähren häufiger, wenn es der Verkehr zu Stoßzeiten erfordert. Natürlich achten die Schiffsführer auf einen energiesparsamen Betrieb. Diesem Ziel sind die großen Fähren einen guten Schritt näher gekommen. Die »Pötenitz« hat einen neuen rein mechanischen Antrieb erhalten, der alleine schon gegenüber dem bisherigen dieselelektrischen Antrieb eine Ersparnis von 25% erbringt. Darüber hinaus sind die Umweltwerte der Abgase deutlich besser.

Die Fähre »Travemünde« wird nach der Saison ebenfalls überholt und den selben Antrieb wie die »Pötenitz« erhalten. Das neue Führerhaus verbessert die Sicherheit ganz erheblich. Der Schiffsführer sitzt immer in Fahrtrichtung und verfügt so über eine optimale Sicht auf den Schiffsverkehr und das Verhalten der Fahrzeuge. So sind die Schiffe für die Zukunft gerüstet. Die nächsten großen Projekte sind Investitionen in Millionenhöhe für neue Anleger. Sie sind in die Jahre gekommen. Notwendige Maßnahmen der Sanierung zeichnen sich immer deutlicher ab. Neuerungen und Verbesserungen sind wir nie abgeneigt, meint Leiter Gerald Pätzel und verweist auf seine beiden neuen Mitarbeiterinnen. Nicht nur habe sich durch die beiden charmanten Damen das ohnehin gute Betriebsklima noch einmal deutlich verbessert. Auch für den gestressten Autofahrer begänne mit einem gewinnnenden Lächeln die kleine Seefahrt zum Priwall gleich mit einer ganz anderen Qualität. Und der Urlaub fängt für unsere Gäste so an, wie man sich das vorstellt: nette Leute, maritime Erlebnisse, so einfach zum Wohlfühlen. Aber auch dies ist der Fähralltag. Auf beiden Seiten stehen um fünf Uhr die Pendler und warten auf das Übersetzen. Ein kleines Schwätzchen ist immer drin und für viele damit ein guter Start in den Tag. KEV
Alle Fotos Karl Erhard Vögele