SPORT
Travemünde 27.08.2008
Rolex Baltic Week:
Zwölf Farr 40-Racer sind in Travemünde startklar

Ein tief gebräunter Italiener mit Stirnband trägt einen Kohlefaserbaum für den Spinnaker an Bord. Auf dem Steg daneben rollen vier Dänen ein Hightech-Vorsegel zusammen. Und in der großzügigen weißen Zeltlandschaft mit Café und Infotresen im Race Village genannten Treffpunkt der Regattafamilie haben sich einige Mannschaften zur Crewbesprechung zurückgezogen. 24 Stunden vor dem Start der ersten Wettfahrt laufen die letzten Vorbereitungen auf Hochtouren.
Die italienischen Topfavoriten sind sich schon vor den Rennen besonders nah. Beide mit dunkelblauem Rumpf wurden sie direkt nebeneinander angedockt. Quer zum Kai liegt die »Joe Fly« des Multiunternehmers Giovanni Maspero. Der 44-Jährige vom Comer See ist ein dezenter, fast scheuer Zeitgenosse, der Gegenpart zu seinem impulsiven Profitaktiker Francesco Bruni. Gemeinsam wurden sie im April Vizeweltmeister in Miami/Florida bei der Rolex Farr 40-WM.
Der Titel ging damals an die »Mascalzone Latino«, die alle überragende Farr 40 der vergangenen drei Jahre. Ihr gelang bei den Rolex Farr 40-Weltmeisterschaften von 2006 bis 08 ein nie für möglich gehaltener Hattrick. »Das war gestern«, sagt Eigner Vincenzo Onorato, »heute beginnt ein neues Spiel.« Der 52-Jährige Großreeder aus Mailand, der das Schifffahrtsunternehmen »Moby Lines« mit Europazentrale in Wiesbaden sein eigen nennt, ist ein Vollblutsegler durch und durch. »Elf Gegner zu besiegen, wird eine ganz andere Herausforderung als dreimal so viele bei der WM«, meint der Steuermann, »und zwar nicht unbedingt eine leichtere.«
Onorato achtet jeden Mitbewerber an der Startlinie: »Ständig kommen in der Farr 40-Klasse Neulinge hinzu, die schon beim ersten Training genauso schnell sind wie wir. Da bin ich dann ganz baff und sage mir ,so soll es sein, genau das lieben wir an diesem Event. Die besten Segler werden gewinnen‹.« Der charismatische Norditaliener lebt eine engagiert ehrgeizige Leichtigkeit des Seins – Laissez-faire an Land, chill-out in der Loungeecke, nach sportlich maximaler Ambition zwischen Startschuss und Zieldurchgang. Niemand könnte wohl das Besondere an einer Rolex-Regatta besser verkörpern als er. »Mit der Firma kämpfe ich gegen andere um Marktanteile, auf dem Wasser messe ich mich mit Gleichgesinnten auf freundschaftlichem Niveau«, erklärt Vincenzo Onorato, »und dazwischen genieße ich die Zeit an schönsten Plätzen der Welt.«
Die deutschen Farben vertreten in Travemünde zwei Yachten. Die »Facilia Mare« ist der Newcomer im Feld. Arnd Christopher Frohne, ein Banker aus Frankfurt am Main, hat die Farr 40 gebraucht in den USA gekauft startet ohne allzu große Erwartungen an das Abschneiden.
Der Lüneburger Arzt Wolfgang Schäfer freut sich am meisten auf den zu erwartenden Zweikampf der Italiener. »Da wollen wir doch mal sehen, ob wir davon nicht profitieren können«, glaubt der Skipper der »Struntje light«, mit der er schon einmal Europameister wurde. »Wir sind momentan richtig gut drauf und wollen vorne angreifen«, so Schäfer, der nach einigen Rückschlägen in der vorigen Saison und Anfang dieses Jahres mit neuem Mast und umgestellter Crew unter dem dänischen Taktiker Jes Gram Hansen auf die Erfolgswelle zurückkehrte.
Als ein kleiner Mann mit Schnauzer und schütterem Haar eintrifft, verstummen manche Gespräche unterm Zeltdach. Ein höflich hochachtungsvoller Begrüßungsparcour beginnt. Es ist Peter Reggio, genannt Luigi, der oberste Wettfahrtleiter der Rolex Baltic Week 2008, eine Art graue Eminenz des konkreten Segelsports. Den America’s Cup hat er auf dem Wasser geleitet und zuletzt die Medaillenrennen der Olympischen Spiele in China. Der US-Amerikaner will mit dem Kieler Eckart Reinke auch bei der Rolex Farr 40-Europameisterschaft für fraglose Voraussetzungen auf der Lübecker Bucht sorgen.
Luigi versteht sein Handwerk wie kein anderer. Denn er ist einer von ihnen, den Protagonisten auf der Regattabahn. Der Chef kennt die Wünsche der Segler und ist ein Sinnbild für fairen Regattasport. »Die Teilnehmer können sich keinen besseren Wettfahrtleiter vorstellen«, weiß Geoff Stagg, der Manager der internationalen Farr 40-Vereinigung aus den USA, der auf einer Wellenlänge mit ihm funkt. »Ob drei Teststarts oder zwei Vorbereitungsrennen können wir frei entscheiden«, schlägt Reggio vor, und ist spürbar um Schulterschluss bemüht. Und dennoch irgendwie unantastbar. The captain’s word is law. Die beispiellose Gemeinschaft der Farr 40-Segler folgt Peter Reggio wie einem Kapitän.
Die ersten drei Wettfahrten sollen am Donnerstag, dem 28. August, auf der Lübecker Bucht gestartet werden. Der erste Startschuss fällt um 11 Uhr. Da es bei den Farr 40 nach einer Klassenregel kein Streichen des schlechtesten Einzelresultats gibt, dürfte es bis zum letzten Rennen am Sonntag (31. August) spannend bleiben. Auf den Gesamtsieger wartet neben der EM-Trophäe eine edle Rolex Armbanduhr.
Die Rolex Baltic Week ist die einzige von Rolex in Deutschland unterstützte Segelveranstaltung. Zum weltweiten Kalender der Rolex-Regatten gehören Events wie der Maxi Yacht Rolex Cup direkt im Anschluss an die Rolex Baltic Week Anfang September in Porto Cervo, der daran an gleicher Stelle anschließende Rolex Swan Cup sowie das Rolex Middle Sea Race im Oktober in Malta und das Rolex Sydney Hobart Yacht Race zum Jahreswechsel in Australien. AK
Quelle: Pressemitteilung regattanews.com, Foto: TA
1 http://www.rolex-baltic-week.com