SPORT
Travemünde 30.08.2008
Der Traum von Dakar
Anja Bork und Andreas Wulf nehmen regelmäßig an Wüsten-Rallyes teil

Anja Bork ist kaufmännische Büroangestellte und geht gerne ins Fitnessstudio. Andreas Wulf ist Brandamtmann bei der Berufsfeuerwehr Lübeck. Einen Teil seiner Freizeit verbringt er seit 1992 für die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS). Er gehört der Arbeitsgruppe »Medizin auf See« der DGzRS in Bremen an, ist medizinischer Betreuer und einer der Bootsführer des DGzRS Bootes Hans Ingwersen in Travemünde. Dort stand er auch zum Open Ship im August zahlreichen Besuchern Rede und Antwort.

Ein Video über die Rallye München – Marrakesch »infizierte« Anja Bork und Andreas Wulf mit dem Rallyevirus. Ein Bekannter, der 1991 an der Tour teilgenommen hatte, zeigte es ihnen und berichtete von seinen Erlebnissen. Die Lübecker waren davon so begeistert, dass für sie sofort feststand: Wir wollen auch an einer Rallye teilnehmen.
»Wir sind schon recht naiv an die Sache herangegangen«, erzählt Andreas Wulf heute lachend. Sie ließen ihren Nissan Terrano mit Überrollbügeln und weiteren notwendigen Sicherheitsmaßnahmen umbauen. Gleich 1992 nahm das Paar zum ersten Mal an der Rallye München – Marrakesch teil und erreichte den 55. Platz von über 150 Teilnehmern. Nach und nach wurde das Fahrzeug dank Sponsoren weiter aufgerüstet. 1993, 1994 und 1995 folgten die Sahara Rallye El Chott. Der Lohn der Mühe war der 2. Platz in der Klasse sowie der 7. Platz im Gesamt. »1996 und 1997 haben wir an den Worldcup Läufen Baja Italia teilgenommen und mussten uns mit echten Rallyeprofis messen«, schildert Andreas Wulf. Als Fahrer kann er sich voll und ganz auf seine Freundin und Copilotin verlassen.

Nach einer berufsbedingten Pause fand das Paar 2003 neue Sponsoren. Das gesamte Team des Hauptsponsoren, dem Autohaus Hagen in Neustadt, baute den Nissan Pickup zum Raid Rallyefahrzeug auf. Schon beim ersten Einsatz auf der Baja Deutschland, 600 Kilometer durch die Tagebauwerke in der Umgebung von Leipzig, bewährte sich das 130 PS starke Fahrzeug hervorragend, ebenso in den Jahren 2005 bis 2007 bei der Sahara Rallye Erg Oriental.
»Wir sehen Landschaften, die sonst kaum jemand sieht, da wir für die Fahrten teils Sonderberechtigungen benötigen. Riesige Dünen, Küsten, Berge, die Einsamkeit und Stille – es ist einfach faszinierend. Das ist es mir wert, dass ich fast meinen kompletten Jahresurlaub dafür opfere«, schildert Anja Bork den Reiz der Rallyes. »Abenteuer, Motorsport und Landschaften sind so sonst nicht zu erleben«, ergänzt Andreas Wulf.
Ihre härteste Tour haben die beiden in diesem Frühjahr bei der Libya Rallye Raid über 5000 Kilometer durch die libysche Sahara erlebt. »Die Dünentrichter wurden immer höher und wir Copiloten mussten teils zu Fuß einen Weg zwischen den Dünen suchen«, erzählt Anja Bork. Der 3. Platz in der Klasse und der 5. Platz im Gesamtfeld entschädigte für die Mühen.
Inzwischen ist ihr Fahrzeug auf 170 PS aufgerüstet. Es stehen Konditionstraining und viele Übungen zur Kräftigung des Rückens auf dem Programm. »Wir freuen uns auf ein neues Abenteuer«, betont das das »Nissan Raid Rallye Team«, das pro Tour rund 10.000 Euro in sein außergewöhnliches Hobby investiert. Die »Traumrallye« Dakar würde es sich durchaus zutrauen. Doch diesen Wunsch wird es sich wohl nicht erfüllen können. »Die Teilnahme mit – eigenem Service-Lkw vor Ort – kostet inzwischen für ein Amateur-Team rund 150.000 Euro. Das können wir uns wirklich nicht leisten«, bedauern Anja Bork und Andreas Wulf. CS
Nissan Rallye Pickup
FIA T2 seriennah 2,5 l Turbo Diesel
- Leistung: bis 170 PS bei 4000 U/min
- Drehmoment bei 2000 U/min. bis 360 Nm
- Höchstgeschwindigkeit: 160km/h
- Leergewicht:1880 kg
- Länge: 4885 mm
- Breite: 1825 mm
- Radstand: 2950 mm
- Reifen: 235/85R16 Spezialreifen
- Spezialfahrwerk mit Doppeldämpfer
- Sicherheitskäfig
- 6 Punktgurte
- Feuerlöschanlage
- Unterfahrschutz
- Spezialsitze
- Satellitennavigation
- Rallyecomputer
- Intercomanlage
- Drinksystem