ORTSGESCHEHEN
Travemünde 05.08.2008
Travemünde in der Duft-Zange:
Algen v./s. Hühnermist – Anwohner beschweren sich – Kurbetrieb: Lagerung war nicht abgesprochen
Seit einigen Tagen schon rümpfen Anwohner im Dreieck Gneversdorfer Weg, Howingsbrook und Grönlandstraße die Nase. Auf einer Grünfläche nahe am Ende der Bebauung Grönlandstraße hat eine Firma, die vom Kurbetrieb mit dem Abtransport von Seetang vom Strand beauftragt wurde, einen Algenberg aufgeschichtet. Die ersten Wohnhäuser sind nicht weit entfernt, und bei dem Wetter-Mix aus Sonne und Regen fing es schnell an zu müffeln.
Mehrere Leser beschwerten sich bereits bei »Travemünde Aktuell«. »Der Gestank ist unerträglich«, schreibt etwa eine Leserin. »Die Erdwälle wachsen von Stunde zu Stunde, die Arbeiter behaupten, die Kurverwaltung hätte grünes Licht gegeben.« Dem widerspricht Travemündes Kurdirektor Uwe Kirchhoff: »Das ist nicht mit uns abgesprochen«, sagt er. Die beauftragte Firma hätte die Fuhren immer außerhalb der Ortschaften gelagert.
Für die Entsorgung der Algen sei die Firma selbst verantwortlich. Im Wohngebiet geht das natürlich nicht. »Das ist nicht zuzumuten, dem hätten wir niemals zugestimmt«, sagt Kirchhoff. Er wundert sich, weil die Firma das von der Stadt hätte genehmigen lassen müssen. Der Fall soll am Mittwoch in Gesprächen geklärt werden.
Eine Anwohnerin berichtet: »Mittlerweile werden wir auch von Touristen angesprochen, die mit dem Fahrrad direkt auf dem Radweg nach Travemünde an dem Gestank vorbeifahren müssen, beziehungsweise hier in einer der zahlreichen Ferienwohnungen Urlaub machen.« Das sich der Gestank geben wird, glaubt sie nicht: »Die Inhaltsstoffe Algen, Seetang, Möwendreck und so weiter werden unter der Sonneneinstrahlung noch sehr lange im Zersetzungsprozess sein.« Die Algen müssen also weg.
Eine andere Anwohnerin, mit der TA sprach, glaubte zunächst, der Gestank käme von den Feldern. Beides ist richtig: Der Bauernhof hat heute Hühnermist aufs Feld gepflügt, jetzt konkurrieren die Düfte im Ort miteinander. Auf Hühnermist werde zurückgegriffen, weil die Preise für Kunstdünger so stark gestiegen seien, erklärte Telse Halske vom Evershof auf Nachfrage von »Travemünde Aktuell«. Hühnermist kann ziemlich herben ländlichen Geruch verbreiten, allerdings nicht lange: Beim nächsten Regen ist alles vorbei. Bis dahin sind vielleicht auch die Algen abgefahren und man kann wieder kraftvoll durchatmen in Travemünde… TA