FREIZEIT & TOURISMUS
Travemünde 12.08.2008
Ach Du dicker Barsch
Wie Dieter Frahm seinen Traumfisch fing

Fische sind in dem Punkt wie Menschen, findet Frahm: Wenn die Sonne scheint, sind sie gern faul. Dieter Frahm setzt sich ins Auto und fährt von Reinfeld nach Travemünde. Auf der Stadtseite lässt er den Wagen stehen, zu Fuß geht es mit der Fähre auf den Priwall.

Es ist schon nach 21 Uhr und die Sonne geht malerisch hinter den Häusern der Vorderreihe unter. Dieter Frahm guckt, ob die Schnur lose ist, fixiert die Rolle und wirft den Köder mit einem Schlaweng raus auf die Trave. Der erste Hering landet schnell im Eimer, dann nichts mehr. Der Angler döst vor sich hin und hofft, dass noch mehr Fische kommen. Auf dem Priwall hat er Ruhe, kann zu sich selbst finden, es gefällt ihm hier. Zwei bis vier Stunden will er bleiben, je nachdem. Wenn die Fische gut beißen, dann hat er mehr Spaß, dann kann er gar nicht aufhalten.

Manchmal wird Dieter Frahm angesprochen von Passanten, dann erzählt er, dass er in Lübeck geboren ist, schon als Kind gern geangelt hat. Wenn man an der See groß geworden ist, dann ist das Angeln schon ein Muss, findet er. Seit zwei Jahren ist er in Rente und hofft, mal einen größeren Fisch rauszuholen als einen Hering.

Hundert Meter weiter wird es unruhig. Da steht Willi Fassa aus Salzgitter und hat einen mächtigen Aal an der Angel. Im Eimer liegt schon eine größere Scholle. Ein guter Tag. Davor hat er 14 Tage nichts rausgeholt. Während Willi Fassa noch seinen Aal wiegt, 1,5 Kilo, biegt sich bei Dieter Frahm die Heringsangel. Sie biegt sich ziemlich weit. Der Angler lässt die Schnur ein bisschen lose, damit der Fisch sich nicht losreißt. Er merkt, das ist was größeres. Er hat einen Barsch geangelt, 1 Kilo schwer, als der Fisch aus dem Wasser kommt, entfaltet der erst seine ganze Kraft. Die Angelschnur reißt. Dieter Frahm will seinen Fisch nicht wieder entkommen lassen, greift ungestüm zu, spürt einen Schmerz wie von tausend Nadeln im Daumen. Der ist beim Zupacken zwischen zwei Steinen der Uferbefestigung umgeknickt. Gebrochen, denkt der Angler. Aber noch überwiegt die Freude am Fang, stolz zeigt er seinen Fisch, strahlt, küsst seinen Barsch sogar.
Weil der Daumen so wehtut, packt Dieter Frahm ein. Auf der Priwallfähre zeigt er einem anderen Angler seinen Fang, der staunt, das sei ein Flussbarsch, so einen großen hätte er hier noch nie gesehen.

Am nächsten Tag nimmt Frau Frahm den Flussbarsch aus, brät ihn schön in Butter, dazu gibt’s jungen Salat und Kartoffeln. Der Daumen tut auch Wochen später noch weh, er ist zwar nicht gebrochen, aber mächtig verstaucht und geschwollen. Aber der Barsch hatte schön festes Fleisch, ein Gedicht. Bald fährt der Angler wieder los. HN