TRAVEMÜNDE
Travemünde 14.05.2008
Spuren der Zeit
Die »Lübsche Vogtei« in der Vorderreihe 7
Auch andere Bewohner hinterließen in der Vogtei eine Botschaft an die Nachwelt, wie etwa die Handwerker, die im Obergeschoss einen Balken verstärkten und auf dem Holz vermerkten: »befestigt am 27. August 1912«.

Seit 2005 wird wieder saniert in dem Gebäude von 1551, ein Großteil ist fertig, aber irgendwas ist immer zu tun. Im April befreite die freie Restauratorin Linde Saß die Renaissance-Balken im Obergeschoss vom Staub der Jahrhunderte, mit Spezialschwämmen. »Früher hat man dazu Brot genommen, die Schwämme haben den gleichen Effekt«, erklärt die Fachfrau. Sie nehmen den Staub auf, ohne die Farbe zu beschädigen.

Mehr als eine Million Euro hat sich eine private Investorin bis heute die Sanierung der Vogtei kosten lassen. Gleich zu Beginn der Arbeiten geschah dabei etwas völlig Überraschendes: Am 4. April 2006 präsentierte die Denkmalpflege Lübeck in der Lübschen Vogtei den Fund alter Deckenmalereien aus dem 17. Jahrhundert. Die für Lübeck und ganz Norddeutschland einmalige Renaissance-Kassettendecke zeigt Porträts römischer Kaiser – seit Urzeiten unter den abgehängten Decken versteckt, niemand wusste mehr davon.
Heute beleben rund um die deutlich vergrößerte Diele das Lübecker Teekontor, die Boutique land & see, der Juwelier Strese und das Vogtei-Cafe das Gebäude. Jüngste Bewohnerin ist die Künstlerin Anja Es im Obergeschoss. Voraussichtlich im Mai wird das Café um die »Manufaktur: Cafe – Restaurant – Schnitzelei« ergänzt. Mehr Infos zur Vogtei gibt es jeden Mittwoch ab 11 Uhr im Rahmen der Historischen Altstadt-Führungen (5 Euro). Beim »Tag der offenen Tür« am 1. Juni um 11.00, 13.00 und 15.00 Uhr natürlich kostenlos! ESH/HN