BLAULICHT 2 2
Travemünde 21.04.2008
Nur 1000 Meter war die Wache entfernt:
Einsatzleitstelle informiert Travemünder Feuerwehr nicht über Unfall an der Trave – Experte: »Wenn das mein Kind gewesen wäre, wäre ich heute beim Staatsanwalt gewesen«
Die Lübecker Einsatzleitstelle, wo der Notruf 112 aufläuft, hat die Travemünder offenbar gar nicht informiert. Travemünde-Aktuell fragte bei Olaf Eggert aus Travemünde nach. Der hat selbst von 2002 bis 2007 in der Einsatzleitstelle Uelzen gearbeitet. Und reagierte entsetzt: »Das hätte auch mein Kind sein können«, sagt er. »Wenn das mein Kind gewesen wäre, wäre ich heute beim Staatsanwalt gewesen«.

Olaf Eggert hat 20 Jahre im Feuerwehrdienst gearbeitet, kennt von Frankfurt bis Flensburg jeden Landkreis: »So etwas habe ich noch nie erlebt«, sagt er. Nur 1000 Meter vom Unfallort entfernt ist die Travemünder Feuerwehr die nächstgelegene Wache. Es wurde aber nur die Tauchergruppe der Wache 1 im Zentrum informiert und die Berufsfeuerwehr der Wache 3 in Kücknitz. Normalerweise wird in Travemünde zusätzlich die Freiwillige Feuerwehr informiert, die aufgrund der besonderen Lage des Stadtteils meist schneller am Einsatzort sein kann. Lebenswichtige Minuten schneller.
Die Kücknitzer brauchen 12 bis 15 Minuten nach Travemünde. Klar, dass die Travemünder Feuerwehrleute da schneller sind. Die sind in 4 Minuten draußen – wenn sie denn informiert werden. Schon lange ist bekannt, dass der Alarmplan aber nicht vorgibt, dass Travemünde informiert wird. Der Disponent, der den Notruf entgegennimmt, muss das von sich aus tun. Er ist auch der erste, der haftet, wenn etwas passiert – nicht die Vorgesetzten, die über den Alarmplan entscheiden. Besonders vor der dem Hintergrund der anhaltenden Diskussion, dass 10 Mann in 10 Minuten am Einsatzort sein müssen, erscheint die bestehende Regelung sehr fragwürdig.
Auch die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGZRS), die Mitarbeiter im nahe gelegenen Lotensturm hat, wurde nach Informationen von »Travemünde Aktuell« nicht über den Notfall informiert.

Während die alte Dame im eisigen Wasser um ihr Leben kämpft, erreicht dafür der Notruf über Funk die Wasserschutzpolizei, die mit einem Einsatzwagen auf Streife ist.

Der 49-jährige Polizeihauptmeister Andreas Epperlein von der Wasserschutzpolizei legt Jacke und Koppel ab, springt ins Wasser.
Die Frau treibt schon ab, droht unterzugehen. Die Kraft, sich an einem Rettungsring, den Passanten ihr zugeworfen hatten, festzuhalten, hat sie nicht mehr. Um 8.13 Uhr trifft mit Einsatzfahrt das Dienstboot »Habicht« der Travemünder Wasserschutzpolizei vor Ort ein.
Über die Bergeplattform am Heck des Fahrzeuges wird die Frau an Bord gezogen und wenig später mit einer Trage der Feuerwehr an der Kaianlage aufgehievt.
Die Erstversorgung durch den eingetroffenen Notarzt erfolgt noch am Unfallort. Ein Rettungswagen bringt die alte Dame wenig später in ein Lübecker Krankenhaus. Lebensgefahr besteht offensichtlich nicht. TA