WIRTSCHAFT
Travemünde 01.03.2008
Discounter und Einzelhandel, geht das?
Christian Lohff und Christian Gomlich von der »Travemünder Wirtschaftsgemeinschaft« im Interview
TA: In Travemünde haben in den letzten Jahren eine Reihe Discounter eröffnet, inzwischen haben wir fast alle bekannten Ketten hier. Wirkt sich das auf den Inhabergeführten Einzelhandel aus?
Christian Lohff: Auf jeden Fall wirkt sich die Ansiedlung von immer neuen Einkaufsmärkten auf die kleinen Geschäfte aus. Ich bin aber der Meinung, dass wir hier leider wenig Einflussmöglichkeiten haben. Die Ansiedlung von solch großen Geschäften muss normalerweise über die Bauverwaltung gesteuert werden. Wir kleinen, inhabergeführten Geschäfte können uns eigentlich in diesem Zuge nur durchsetzen, indem wir uns weitergehend spezialisieren und mehr Kundenservice anbieten. Deswegen unterstützen wir ja auch die Serviceoffensive. Und der zweite Punkt ist natürlich, solange die Verbraucher immer nur den günstigen Angeboten hinterher hecheln, sollten sie sich bitte später nicht wundern, wenn immer mehr Traditionsfirmen oder kleine Firmen zumachen. Es ist einfach so, dass kleinere Firmen einen höheren Festkostenblock haben wie die großen. Die kleinen Firmen bilden mehr aus, die kleinen Firmen stellen auch Leute aus dem Großraum Travemünde ein und nicht nur Aushilfskräfte von überall. »Aus Travemünde, für Travemünde.« Und solange dieses Bewusstsein nicht in der Bevölkerung/Kunden da ist, sehe ich schwarz für diese kleinen Geschäfte. Es geht nur über Spezialisierung und über Service, und Qualität.
TA: Merken Sie das als Banker auch, Herr Gomlich, dass es schwieriger wird für den kleinen, inhabergeführten Einzelhändler?
Christian Gomlich: Also die Aussagen von Herrn Lohff kann ich absolut unterstützten. Wichtig wäre mir festzustellen, dass es richtig ist, dass die kleinen, guten Unternehmen, die auf Qualität setzen, noch immer erfolgreich agieren können – es wird aber immer schwieriger. Insgesamt ist festzustellen, dass A die Portemonnaies dünner sind und B die geringere Kaufkraft tendenziell eher bei den Discountern landet. Hoffentlich erkennen die Kunden immer mehr, dass Discounter nur abschöpfen und an der Entwicklung der Region und der Zukunft der Menschen dieser Region kein echtes Interesse haben. Mittelständische Unternehmen bilden hier aus, schaffen Lebensqualität, und sichern die Zukunft von unseren Kindern und Enkelkindern. Das ist Verantwortung, die ihren Preis hat.
TA: Also ein paar Discounter braucht man ja schon, oder zumindest einen, aber wir haben jetzt zu viele?
Christian Gomlich: Wenn Sie die Vielzahl der Discounter hier im Ort sehen, dann ist das meines Erachtens ein ganz klares Überangebot.
Christian Lohff: Bei den Discountern stellt sich diese Frage eigentlich gar nicht, weil Sie eben bundesweit, europaweit nur auf eins aus sind, das ist ein Verdrängungswettbewerb. Wenn eine Fläche frei ist in Travemünde und die genehmigenden Behörden genehmigen, dann werden sich auch noch andere Discounter hier ansiedeln, das ist einfach so, weil Sie der Meinung sind , wo andere sind , gehör ich auch noch hin. Der Markt ist verteilt, es geht nur noch um Anteile für jeden einzelnen Discounter. Die Bauverwaltung kann einfach nur sagen, Discounterflächen werden nicht mehr ausgewiesen. Ich denke, die Sättigung dürfte in Travemünde erreicht sein. Wir haben alle relevanten, die es hier in dem Umfeld Lübeck gibt. Ich denke schon, dass wir im Innenstadtbereich die nächsten zehn Jahre eine Renaissance erleben könnten, wenn die Rahmenbedingungen von der Stadt richtig ausgeschrieben werden.
ENDE