HAFEN
Travemünde 16.02.2008
»Bis morgen früh um 6 Uhr wird kein Schiff be- oder entladen«
Streik in den Lübecker Häfen geht weiter – TA-Interview mit Gewerkschaftssekretär Mette

TA: Herr Mette, was machen Sie heute hier?
Gerhard Mette: Wir streiken hier heute in sämtlichen Lübecker Stadthäfen und hier auch am Skandinavienkai. Es geht darum, dass die Hansestadt Lübeck mit der Mehrheit der CDU beschlossen hat, 25,1 Prozent der Anteile der Lübecker Hafengesellschaft zu verkaufen. Und die Beschäftigten haben Angst um ihre Arbeitsplätze und ihre Arbeitsbedingungen und möchten eine Arbeitnehmersicherung vereinbaren. Da hat es lange Verhandlungen gegeben. Diese Arbeitnehmersicherung ist eigentlich zugesichert worden im letzten Jahr. In einem Papier unter zu Hilfenahme des ehemaligen Wirtschaftsministers Bernd Rohwer. Es hat dann Verhandlungen gegeben seit Juli. Die sind dann gescheitert, weil die CDU leider dann von ihren Zusagen abgesprungen ist. Wir haben dann eine Tarifforderung gestellt, auch dann hat es wieder Verhandlungen gegeben. Auch da schien ein Kompromiss möglich. Aber letztlich ist die CDU ein zweites Mal von ihren Zusagen weggelaufen, und deshalb versuchen wir jetzt, unsere Forderungen hier durchzusetzen.
TA: Man liest ja immer wieder was von lebenslanger Arbeitsplatzgarantie. Da hat der Normalbürger heutzutage ja nicht soo Verständnis für.
Gerhard Mette: Man muss das ein bisschen relativieren. Es ist so, dass sowieso schon es heute so ist, dass diejenigen, die über 50 Jahre alt sind bei den Hafenarbeitern; und bei den Angestellten diejenigen die über 40 Jahre alt sind, eine solche Garantie haben. Uns geht es darum, dass diese auch auf die anderen Beschäftigten ausgedehnt wird. Das ist auch relativ unproblematisch, weil alle Vorhersagen sagen, dass der Hafen bis zum Jahre 2025 sich in seinem Umschlag verdoppeln wird. Das heißt das Problem wird sein, Hafenarbeiter zu finden, genügend, weniger sie loszuwerden. Deshalb dürfte die Zusage eigentlich keine Schwierigkeiten machen. Wenn man sich trotzdem weigert, eine entsprechende Zusage zu machen, dann muss da was hinter stecken und das bedeutet, man muss natürlich als Beschäftigter noch mehr Angst haben.
TA: Was passiert denn heute noch?
Gerhard Mette: Heute passiert hier gar nichts. Es haben einige Schiffe heute morgen angelegt. Drei Stück hier. Die sind nicht gelöscht worden. Die Selbstfahrer, also die Fahrzeuge, wo eine Zugmaschine dran war, wo ein Fahrer drauf war, die sind runtergefahren. Aber die Trailer, die keine Zugmaschine haben, die bleiben drauf. Und neu beladen wird auch nicht. Und das gilt auch für sämtliche anderen Stadthäfen. Bis morgen früh um 6 Uhr wird kein Schiff be- oder entladen.