Travemünde 31.12.2007
TA-Jahresrückblick
12 Ereignisse – Januar bis Dezember 2007 in Travemünde
JANUAR 2007: Manche ärgern sich fürchterlich darüber, andere freuen sich und wieder andere wissen gar nicht so genau, wo sie ist: Das Jahr 2007 begann in Travemünde mit der Ostsee-Nymphe.

Beim Neujahrs-Spaziergang am Hundestrand trafen Rudi Lichtenhagen und sein Jack-Russel Willi das leibhaftige Vorbild der Bronze-Skulptur am Travemünder Hundestrand: Kathrin Nonnenmacher, ehemals Miss Rheinland-Pfalz. Die hat zwar ihren Namen nicht gesagt, aber Lichtenhagen erkannte sie, wie er später verriet, »an der Nase«. Die sei nämlich etwas spitz. Und so verdanken wir es Rudi Lichtenhagens exzellenten Kenntnissen über die Nasen von Schönheitsköniginnen, dass wir rechtzeitig Bescheid wussten über das, was da noch kommt: Seit dem 21. April 2007 sitzt die Bronze-Nymphe auf einem Stein am Priwall-Strand.
FEBRUAR 2007: Im Februar tauchte dann auch etwas auf, wieder am Strand: Wanderer fanden im Brodtener Ufer Munitionsreste aus dem Zweiten Weltkrieg. Wie Veteranen berichten, gab es am Brodtener Ufer während des Krieges einen Flakbunker mit einer so genanten »Vierling«, ein teuflisches Geschütz, das ununterbrochen feuern kann. Man wird wohl noch oft Munitionsreste finden. Spaziergängern wird dringend empfohlen, nichts anzufassen und die Polizei zu rufen. Nicht immer war man so vorsichtig, wie Landwirt Hans-Peter Kröger erzählt: »Früher hat die Polizei die Granaten einfach in den Streifenwagen gelegt und ist abgefahren«. Heutzutage kommt der Kampfmittelräumdienst mit einem Spezial-LKW.
MÄRZ 2007: Es gibt einen Ort, wo der Mensch gern allein ist. Im Travemünder Strandbahnhof hieß es allerdings: »Sesam öffne Dich«. Die Bundesbahn hatte ihre öffentlichen Toiletten mit einem so raffinierten Schließmechanismus ausgestattet, dass viele Reisende damit überfordert waren Entweder glaubten die Benutzer irrtümlich, abgeschlossen zu haben, und saßen dann buchstäblich im Freien, wenn der nächste die Tür öffnete.

Oder sie hatten zwar abgeschlossen, kamen aber nicht wieder raus. Was dann an Klopfzeichen und Hilferufen zu merken war. Manchmal musste sogar die Polizei zur Befreiungs-Aktion anrücken. Erst im März 2007, nach immerhin 10 Monaten mit dem als »Hightech-Klo« zu Ruhm gekommenem Örtchen, wurde ein neuer Schließmechanismus eingebaut.
APRIL 2007: »Der bisher beklagte Parksuchverkehr in Travemünde insbesondere an Tagen mit großer Nachfrage« sollte ab 20. April ein Ende haben: Da wurde das 550.000 Euro teure Parkleitsystem in Betrieb genommen. Mehr als 3000 Stellplätze weisen die Tafeln aus. Tatsächlich findet man jetzt in Travemünde problemlos einen freien Parkplatz. Ob das nun an den elektronischen Hinweistafeln liegt oder an den blauen Parkschein-Automaten, mit denen das System finanziert werden soll, ist noch nicht erforscht. Böse Zungen behaupten, die Automaten und die massiv eingesetzten Politessen hätten den so genannten »ruhenden Verkehr« einfach nur gleichmäßig auf die kostenlosen Supermarkt-Parkplätze, in die Wohngebiete und die benachbarten Ostseebäder verteilt.
MAI 2007: Wassertemperaturen zwischen 11 und 15 Grad wurden im Publikum gehandelt, 12 Grad waren es offiziell am 13. Mai 2007. Da begann mit dem offiziellen Anbaden, was Strandkorbvermieterin Birgit Aichholzer im September mit »Zwei Tage Sonne, zwei Tage Regen« zusammenfasste: Die Badesaison 2007.

Auch wenn das Jahr statistisch gesehen einige Wärme-Rekorde zu bieten hatte: Es soll die schlimmste Strand-Saison seit dem Sommer 2000 gewesen sein. Was umgekehrt heißt, dass der nächste Sommer ja eigentlich nur besser werden kann. Und wenn nicht: Im Zweifel kann man die Tradition vom Anbaden im Mai, wo der Kurbetrieb an durchgefrorene Schwimmer Rum und Schinkenbrot verteilt, ja auf die ganze Saison ausdehnen…
JUNI 2007: Lagerhalle, Treibhaus, Glaspalast oder doch Kreuzfahrt-Terminal? Kann man nun durchgucken oder kann man nicht? Das wurde im Juni 2007 diskutiert. Für 800.000 Euro wurde das neue Kreuzfahrt-Terminal auf dem Ostpreußenkai errichtet. Als erster Kreuzfahrer nutzte das Traumschiff »Deutschland« die Halle für die Passagier-Abfertigung. Liegt mal kein Luxus-Schiff am Kai, steht die Halle meist leer. Ein Problem, das das ebenfalls im Juni eröffnete Seebad-Museum nicht hat: Das wird von Anfang an gut besucht. Wenn nicht gerade die Altstadt umgebuddelt wird.
JULI 2007: Die Nachricht des Tages war am 8. Juli 2007, dass es in der Nacht zuvor einmal NICHT auf dem Priwall gebrannt hatte. In einer Brandserie, wie es sie auf der Halbinsel seit Jahrzehnten nicht gegeben hatte, waren zwei Ferienhäuser, eine Holzgarage, ein Lagerschuppen und eine Segelyacht zerstört worden.

Dass der Brandstifter eine Pause machte kann daran gelegen haben, dass er auf einer Hochzeit zwischen Feuerwehr-Leuten mitfeiern wollte. Als am 10. Juli ein Papiercontainer brannte, schnappte die Polizei einen 17jährigen Feuerwehr-Anwärter auf seinem Fahrrad. Der Brandstifter, der bei allen Bränden auch beim Löschen geholfen hatte, gestand. Sein Tatmotiv: Ihm waren es zu wenig Einsätze bei der Feuerwehr gewesen.
AUGUST 2007: Wie man aus absolut gar nichts ein »Medien-Ereignis« macht, führte der Fernsehsender PRO7 mit der Live-Übertragung von »Gülcans Hochzeit« am 7. August vor.
Szenen wie die von dem Hochzeitsgast, der mal kurz im Brügmanngarten in den TV-Hubschrauber steigt, eine Runde über der Ostsee dreht und dann spektakulär mit dem Hubschrauber in Travemünde »anreist«, werden am Tag darauf genüsslich von den Medien verbreitet. Ob er denn immer mit dem Hubschrauber anreise, soll der Moderator den Freund von Bräutigam Sebastian Kamps gefragt haben. Es war eben alles Show, bis auf die Trauung, die war echt. Immerhin: Vier Monate ist das jetzt her. Es gab schon kürzere Ehen.
SEPTEMBER 2007: Anfang September zieht die »Sand World« Bilanz: 140.000 Besucher hatte die Sandskulpturenschau zum Thema Zukunft.

Aber selber keine. Beim Thema »Märchen« im Jahre 2005 waren es noch mehr als doppelt so viele Besucher. Im Rekordjahr 2003 sogar 450.000. Das »Aus für die Sand World«. Ob es daran lag, dass die Sandwelten trotz wechselnder Themen doch irgendwie alle gleich aussahen?
OKTOBER 2007: Phantastisch geht es in den Oktober: Lisa Dräger gibt bekannt, für zehn Millionen Euro eine weitere Brücke in Travemünde bauen zu wollen.

An die Nordermole angeklebt und noch mal 500 Meter ins Meer hinaus, mit einem Café am Ende. Man traut es der Lübecker Mäzenin zu, sie hat ja auch die Kraweel »Lisa von Lübeck« schon Wirklichkeit werden lassen. Eine hübsche Idee, von der man leider lange nichts mehr gehört hat.
NOVEMBER 2007: Ein bisschen Wehmut war schon dabei, schließlich sind viele mit ihr aufgewachsen: Am 19.11. wurde die Post in der Rose geschlossen. Wie oft haben wir uns geärgert, weil man vor der Filiale keinen Parkplatz bekommt. Und wenn man doch dort parken musste, etwa weil schwere Pakete zu schleppen sind, dann verteuerte garantiert eine Politesse das Porto. Vorbei. Am 20. November eröffnete nur wenige Häuser weiter in der Kurgartenstraße eine Partner-Filiale der Post im »Outlet«. Mit den gleichen Dienstleistungen, aber privat betrieben. Tschüss, Postamt!
DEZEMBER 2007: Mit der Überschrift »Drei Jahre Geisterbad« startete das Magazin »Travemünde Aktuell« am 1. Januar 2007. Zunächst als sogenanntes »E-Zine« im Internet, seit Mai dann auch als gedrucktes Magazin. Die Lübecker Schwimmbäder hatten am 31. Dezember 2003 zum Abschied von Travemündes bekanntem Meerwasser-Brandungsbad eingeladen, seitdem leben wir mit einer Schwimmbad-Ruine in 1-A-Lage. Unsere Redakteure können es sich leicht machen am 1. Januar 2008, sie brauchen bloß die Überschrift austauschen: »Vier Jahre Geisterbad«...