Travemünde 23.12.2007
500.000 Euro für nichts
Unterhaltung der Aqua-Top-Ruine kostet Bäderbetrieb jedes Jahr eine halbe Million

Irgendwann ist der Verlust so hoch, dass die Stadt ihre Grundstücke fast lieber hätte verschenken können, als Jahre lang zu verhandeln: Inzwischen fehlt dem Kurbetrieb jährlich ein großer Betrag an Kurabgaben (geschätzt 250.000 Euro), weil das vorgesehene Hotel und die Ferienwohnungen auf dem Aqua-Top-Gelände nicht gebaut werden. Die Stadt kann keine Gewerbesteuer (geschätzt 100.000 Euro) einnehmen, die von den Geschäften in der geplanten Ladenzeile käme. 200 mögliche Arbeitsplätze werden bis auf weiteres nicht entstehen. Der Standort am Aqua Top verkommt weiter, was Gäste abschreckt, auch der Imageschaden, der Travemünde bis 2009 für mindestens 5 Jahre entsteht, muss mitgerechnet werden. Dazu kommt die mögliche Wertschöpfung für Travemünde durch einen Neubau (= mehr Gäste, mehr Umsatz in den Geschäften, mehr Steuereinnahmen).
Allein den Bäderbetrieb kostet die Unterhaltung der Ruine jedes Jahr sinnlos einen Riesenbatzen Geld: »Die Altschulden liegen ja noch da drauf, die vom Bäderbetrieb übernommen worden sind, und die werden natürlich getilgt und verzinst«, erklärt der Travemünder CDU-Ortsverbandsvorsitzende Klaus Petersen auf Nachfrage von Travemünde-Aktuell (siehe Video-Interview). »Man hat natürlich ein paar Einnahmen, es sind ja noch Läden drin. Aber Sie können sicherlich mit einer Summe um eine halbe Million Euro rechnen, was da an Kosten jährlich anfällt«.
Statt demnächst eine Top-Adresse für mehr Gäste in der Werbung präsentieren zu können, müssen die Travemünder weiter mit einer Ruine in Top-Lage leben. Millionen gehen der Stadt so über die Jahre verloren. Aus heutiger Sicht bedeutet das: Wird jetzt weiter verhandelt, werden weiter Gutachten erstellt, kommen wir irgendwann an den Punkt, wo der Schaden, der durch den Schandfleck der Schwimmbad-Ruine entsteht und durch die ausbleibenden Einnahmen, das vielleicht bessere Verhandlungsergebnis auffrisst.
Auch die »Travemünder Wirtschaftsgemeinschaft« (TWG) ist sauer: »Die Zahlen, die Summen, die Optionen – all das können wir von außen schlecht beurteilen«, heißt es einem Rundschreiben, das heute an die Mitglieder rausging. »Was wir aber sagen können ist, dass wir überhaupt kein Verständnis dafür aufbringen werden, wenn kein vernünftiges Ergebnis in allernächster Zukunft vorgelegt werden kann.« Die Anfangsinvestition für den Investor hätte sich bereits um 5 Millionen Euro erhöht, heißt es in dem Schreiben.
Niemand wird also durch weiteres jahrelanges Feilschen gewinnen. Nicht mal das Lübecker Stadtsäckel. Die Travemünder Bürger haben von dem Hick-Hack und dem Streit und den Problemen sicher längst genug. Und die Geschäftsinhaber und Angestellten rund um das Aqua-Top wollen endlich wissen, wie es weiter geht!
Es müssen Lösungen her – nicht um jeden Preis, aber viel Zeit haben die Travemünder auch nicht mehr. Je früher, desto besser. Nur so können alle gewinnen. HN/RED