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Travemünde 19.12.2007
Wie ist das wirklich mit dem Grünstrand, Herr Petersen?
Travemündes CDU-Chef zum Thema Grünstrand-Bebauung im Exclusiv-Interview

sehr offenes Interview zum Thema Grünstrand-Bebauung. Foto: KARL ERHARD VÖGELE
Das TA-Interview:
TA: Herr Petersen, im April 2007 haben wir uns zuletzt über den Grünstrand unterhalten, da gab überhaupt noch keinen Interessenten für das Grundstück, aber schon Aufregung um diesen Studentenwettbewerb. Heute haben wir gleich zwei Interessenten, warum stürzen sich jetzt alle auf den Grünstrand?
Klaus Petersen: Das ist natürlich eine 1A-Lage in Travemünde. Ich wüsste nicht was wir sonst noch haben, was dem gleichkommt. Das einzige wäre an der Travepromenade, aber da werden wir nichts bebauen. Von daher gibt es immer wieder Interessenten. Vor allen Dingen gibt es natürlich Interessenten für eine Wohnbebauung. Obwohl die Bürgerschaft mal beschlossen hat, Touristische Nutzung, was auch immer das sein mag. Und jetzt ist ja jemand dabei, der gern eine Wohnbebauung machen würde, mit neun bis zehn Wohnblöcken. Oder Strandvillen, wie man das heute moderner sagt. Je Strandvilla zwölf Wohnungen, als etwa 120 Wohnungen, das ist eine Bebauung von etwa elftausend bis zwölftausend Quadratmetern Wohnfläche. Und dann haben wir natürlich jetzt Herrn Thelosen gehabt, der von der Sache her den richtigen Schritt in die richtige Richtung macht. Indem er sagt, ich baue eine Marina. Wir brauchen ja Plätze für Segelboote und auch für Sportboote. Denn durch die Sache Waterfront/Hollesen auf dem Priwall werden sicher auch Plätze wegfallen. Durch die weitere Gestaltung der Travepromenade vielleicht auch. Insofern ist das natürlich gut. Und das pfiffige dabei ist natürlich, dass er praktisch den Grünstrand neu aufschüttet. So dass der Grünstrand voll bebaut werden könnte. Was uns nur daran stört ist, dass da eine Bebauung von 34.000 Quadratmeter Wohnfläche erfolgen soll. Das finden wir einfach zu kompakt. Das würde auch nach meiner Ansicht das Bild von Travemünde verschandeln. Da würden diese alten Bausünden der 70er Jahre, einige sind ja schon davor errichtet worden, nur durch eine neue Bausünde verdeckt werden.
TA: Wie kommen die Investoren überhaupt auf Travemünde?
Klaus Petersen: Sie kommen darauf, indem sie das zum Teil in der Zeitung lesen und sie sehen natürlich auch, im Augenblick ist Travemünde In. Man sieht das A-Rosa, das Columbia, die tolle Gestaltung der Vorderreihe, der Altstadt. Brügmanngarten, Godewindpark. Es natürlich noch nicht alles komplett fertig, so wie wir uns das vorstellen. Aber es ist der richtige Weg dahin.
TA: Gab es schon mal Interessenten für andere Grundstücke oder immer nur für den Grünstrand?
Klaus Petersen: Es hat auch schon Interesse am Grundstück der Tennisanlage gegeben, aber das geht alles mehr in Richtung Zweitwohnung. Wo dann gesagt wird, die können auch vermietet werden, aber im Grunde sind das diese Wohnungen, wo dann nachher die Rollläden runtergelassen werden. Die eben nur ein paar Wochen bewohnt sind. Das ist auch nicht das, was wir eigentlich wollen.
TA: Es heißt ja immer, Travemünde braucht mehr Betten. Gibt’s da nicht eine Obergrenze wo man sagen kann, nun haben wir genug?
Klaus Petersen: Wir müssen uns natürlich auch mit den Mitbewerbern vergleichen. Wenn ich sehe, Timmendorf hat zehn bis fünfzehntausend Betten und wir etwa dreitausend. Dann ist das einfach zu wenig. Wir haben ja mal von der CDU ein Forum gehabt im Gesellschaftshaus und wir hatten einen Experten da, und der sagte, Travemünde selbst, da war der Priwall nicht mit eingerechnet, kann die doppelte Anzahl verkraften. Fünfeinhalbtausend hatte der gesagt.
TA: Aber für wen brauchen wir die Betten? Für den Einzelhandel, damit der mehr umsetzt, oder damit die Gastronomie mehr Essen verkauft?
Klaus Petersen: Die einzigen Wirtschaftszweige, die noch Zukunft haben in Lübeck ist einmal der Hafen und das andere ist der Tourismus. Und deshalb müssen wir da was machen.
TA: Also geht’s auch um die Stadtkasse?
Klaus Petersen: Ja, aber auch um Arbeitsplätze.
TA: Wieviel Betten entstehen denn maximal auf dem Priwall?
Klaus Petersen: Mit seinen einhundertzwanzig Häusern hat Herr Hollesen ja auch schon fast tausend, denn es sind große Häuser bis zu acht Betten. Für acht Personen. Sogar noch für mehr Personen. Und was Herr Hollesen vorhat sind ja auch noch mal zweitausend bis dreitausend Betten.
TA: Das heißt, wenn wir jetzt dreitausend haben und zweieinhalb bis dreitausend dazukommen, haben wir sechstausend, da brauchen wir eigentlich gar keine mehr.
Klaus Petersen: Das ist dann die Frage, ob wir dann nicht, wenn wirklich etwas käme wie der Grünstrand, vielleicht in kleineren Dimensionen bauen.
TA: Wenn Herr Thelosen so große Baumassen und die Bettenzahl projektiert hat, kann er dann überhaupt kleiner bauen? Weniger Betten bauen und trotzdem rentabel für ihn?
Klaus Petersen: Wenn er jetzt dreihundertdreißig Zimmer bauen würde und das in Fünfstock- oder Vierstock -Höhe, also nicht in die Höhe geht. Er müsste dann unten, wenn man so will, auf dem Grünstrand die dreifache Grundfläche haben, als wenn Sie in die Höhe gehen. Elf durch drei sind etwa vier Stockwerke. Und dann in die Ecke zum Brodtener Ufer hin. Wenn er nur das Hotel bauen würde. Aber er baut ja eben nicht nur das Hotel.
TA: Ich hab jetzt eben noch mal nachgelesen, so etwa eintausenddreihundert Betten sind es. Glauben Sie, die kann er noch realisieren?
Klaus Petersen: Nein, er will ja im Hotel dreihundertdreißig Zimmer haben. Und er will ja noch vierhundert Wohnungen dazubauen. Und das ist einfach zuviel. Ich sag ja, nur das Hotel, das ist OK.
TA: Und wenn er sagt, dann rechnet sich das nicht mehr?
Klaus Petersen: Dann ist er weg. Wissen Sie, für eine Marina und für einen neuen Grünstrand alles hergeben, nein.
TA: Der andere Punkt ist eben, ob das mit oder ohne Marina eigentlich denkbar ist? Sie haben ja eben gesagt, die Marina können wir schon füllen. Plant Herr Hollesen auf dem Priwall nicht auch noch Liegeplätze?
Klaus Petersen: Nein. Da wird verkleinert. Das was er so vorhat im Passathafen, da wird nach meiner Ansicht verkleinert.
TA: Die ganze Küste rauf entstehen ja Marinas, Scharbeutz glaube ich, in Boltenhagen auch. Das ist ja immer die Frage, ob man die dann füllen kann. Meinen Sie nicht, dass man da sicher sein muss, dass die Marina genehmigungsfähig ist? Denn wenn die auch noch wegfallen würde und er soll noch kleiner bauen...
Klaus Petersen: Dann können Sie es vergessen.
TA: Dann kann man es vergessen.
Klaus Petesen: Wir haben ja auch im Ausschuss diskutiert und ich fand das ja auch vernünftig dass wir gesagt haben, das ist schon die richtige Sache, wie wir es haben wollen. Nur was uns eben missfällt ist diese Riesen-Bebauung, die man da vorhat. Das ist zu gigantisch.
TA-Lesetipp zum Thema:
Lesen Sie hierzu auch unseren Artikel »Grünstrand – Juwel am Möwenstein»