Travemünde 19.12.2007
Grünstrand – Juwel am Möwenstein
Entscheidung ohne Gesamtplan für Travemünde?

All das sind Fragen, die man beantworten können muss, um über weitere Schritte für die Zukunft des Tourismus in Travemünde vernünftig zu entscheiden. Und auch, um über einen großen Hotelkomplex zu befinden, wie er am Grünstrand kommen könnte. Es sollen die Dimensionen und sein Nutzen für Travemünde nicht verkannt werden: das Grünstrand-Projekt wird 130 Mio. EURO an Investitionen, 1.400 Betten, 400 Arbeitsplätze, 1 Mio. EURO jährlich an Kurabgaben, Gewerbesteuern und eine Marina mit 400 Liegeplätzen bringen, und der Grünstrand bleibt als Fläche erhalten, nur wird er etwas weiter in die Ostsee verschoben. Die Auswirkungen auf den gesamten Ort sind beachtlich, und nicht nur von diesen Zahlen her gesehen. Wie man in diversen Veröffentlichungen bereits sehen konnte sind große vielgeschossige Baukörper vorgesehen. Sie lassen die Erinnerungen an alte Bausünden in der Vergangenheit wieder wach werden.
Dennoch, es muss weitergehen in Travemünde. Nach einigen Jahren des Verweilens ist wieder Schwung in den Aufwärtstrend gekommen. Auf dem Priwall entstehen in absehbarer Zeit insgesamt bis zu 3.000 Betten, an möglichen Hotelstandorten mit oder ohne Appartements, wie am Aqua Top kommen weitere Bettenkapazitäten. Am Rande des Zippelparks, beim Backbord Parkplatz oder in der Nähe vom Hafen könnten noch einmal welche entstehen, also insgesamt zusammen so um die 1.000 oder 2.000 Betten. Wieviele braucht Travemünde dann noch? Und welche sollen zuerst und welche sollen später entstehen? Oder auch: können diese Hotels oder Ferienwohnungsinhaber alle von den Touristen leben, die nach Travemünde kommen wollen?
Um auf diese und noch andere Fragen Antworten zu bekommen, hat der Ortsrat unlängst einen Brief an die Fraktionen in der Lübecker Bürgerschaft geschrieben, sie mögen sich doch bei der Verwaltung dafür einsetzen, für Travemünde eine Gesamtplanung zu entwickeln, an der sich Bürger, Investoren und Politiker orientieren können. Die Travemünder stehen dem Fortschritt aufgeschlossen gegenüber und verschließen sich nicht der notwendigen Entwicklung. Aber das bedeutet in einem Ort, der vom Fremdenverkehr lebt, auch immer eine Anpassung an die Erfordernisse des Tourismus und die Akzeptanz von Kompromissen.
Aber jetzt sieht es so aus, dass Politik und Bürger zu den Plänen des neuen Investors, der sich wohl nur für den Grünstrand interessiert, nur ja oder nein sagen können. Die großen Baukörper machen nachdenklich. Kann man das Ganze nicht etwas kleiner machen oder lohnt sich dann das Projekt nicht mehr? Eine Marina ist sicher gut für uns. Es gibt aber Fragen. Wenn die Marina nicht kommt, falls sie – z.B. aus Gründen des Umweltschutzes oder wegen der Auswirkungen auf die Strömung in der Trave – nicht genehmigt wird, bleibt dann der Hotel- und Appartementbereich dennoch sinnvoll? Untersuchungen zum Verkehrsaufkommen, z.B. darüber, was auf die Kaiserallee zukommt, sind nicht bekannt geworden. Was die Hansestadt Lübeck an Infrastrukturmaßnahmen schultern muss und was sie kosten, muss erst noch ermittelt werden.

Das sind alles offene Fragen. Die Bürger aber wollen wissen, ob verantwortungsvoll mit ihren besten Flächen und mit ihrem Geld umgegangen wird. Informationen müssen her und zwar öffentlich. Sicher kann man es noch hinnehmen, dass erst einmal der Investor dem kleinen Kreis des Ortsrates seine Pläne vorträgt. Es wird noch nichts entschieden und es werden auch keine Weichen gestellt. Aber warum diese Geheimniskrämerei, fragen sich die Bürger. Das Lausbubenstück um den Fußweg zwischen Strandpromenade und Kaiserallee liegt noch vielen Travemündern im Magen. Und die Bürgerinitiative von damals, als der Grünstrand noch mit Wohnungen bebaut werden sollte, ist mit ihren Tausenden von Unterschriften noch nicht vergessen.
Die Karten müssen offen auf den Tisch. Der Grünstrand darf nicht hergegeben werden, ohne Not. Also warum der Grünstrand unabdingbar und jetzt? Das wollen die Bürger von Travemünde wissen. KEV