Travemünde/Kücknitz 13.12.2007
Pressetermin:
Wie die Lübecker Hafengesellschaft zu 100 Heidschnucken kam
Als der dunkelblaue BMW den Sandweg hochkommt, lotst Naturschützer Matthias Braun die Fotografen gleich in den Schafstall. Der Geschäftsführer der Lübecker Hafengesellschaft Hans-Gerd Gieleßen ist da. Und der soll jetzt die Urkunde für seine Schafherde bekommen. Pressetermin am Gatter.
Hafen und Naturschutz, das muss doch in Einklang zu bringen sein, das muss man doch hinkriegen, meint LHG-Chef Gieleßen. Manchmal muss man sogar: Ausgleichsflächen schaffen für den wachsenden Hafen. Wer baut, muss dafür der Natur etwas zurückgeben. So wuchs mit dem Bahnterminal auf dem Skandikai auch das Natur-Gelände des Landschaftspflegevereins. Und fürs Pflegen braucht man Schafe. 100 Heidschnucken hat die Lübecker Hafengesellschaft im Rahmen einer Patenschaft dem Landschaftspflegeverein finanziert, freiwillig. Das Geld wird in den nächsten Tagen angewiesen. Die Schnucken sind schon da und verströmen diesen scharfen, strengen Geruch, der sich sogar in die Kleider zu setzen scheint.
Die Fotografen bauen sich auf. Bitte hierher gucken, die Urkunde ein Stückchen höher. Kein einfaches Licht ist das in so einem Schafstall, das Blitzlichtgewitter dauert an. Eine Ziege nutzt die Chance zur Flucht. LHG-Chef Gieleßen erzählt, dass er sich über Schafe im Internet Schlau gemacht hat. Es ist der erste Besuch bei seinen grünen Nachbarn in Dummersdorf. Ob das denn stimmt, dass Schafe beim Gras immer nur die Spitzen abbeißen? Matthias Braun erzählt, dass die Schafe den Enzian verschmähen. Könne man doch Schnaps draus machen, scherzt Gieleßen. Dann bittet ihn ein Fotograf, doch fürs Bild mal ein Schaf zu füttern. Antje Jansen von der Naturschutzstation holt etwas Heu. Der LHG-Chef macht sich ans Werk, den Heidschnucken ist das sehr recht.
Hans-Gerd Gieleßen scheint angetan von der Station. Man solle doch zu besonderen Anlässen in der Naturschutz-Station immer einen LHG-Vertreter schicken, sagt er zu seinem Mitarbeiter. Und wenn die Lämmer da sind, dann will er selbst noch mal vorbeischauen. Matthias Braun bietet Führungen für LHG-Mitarbeiter an.
Wenn jetzt noch mal Schafe gebraucht würden..., bietet Gieleßen an. Matthias Braun winkt ab. Man braucht so manches, aber jetzt keine Schafe mehr. Um 260 zusätzliche Tiere ist die Herde dank der Schaf-Patenschaften gewachsen. Viele Einzel- und Zweierpatenschaften. Zehn Schafe hat das Lübecker Kunsthaus Gaulin gespendet. Insgesamt 700 blökende Rasenmäher pflegen inzwischen die Dummersdorfer Ufer. Wenn das jetzt noch mehr Schafe werden, muss wohl jemand eine Schäfer-Patenschaft übernehmen.
Ein Reporter will noch wissen, wie das denn nun mit dem Schaf-Fleisch läuft. Man kann als Pate entweder eine Spendenbescheinigung oder ein halbes Lamm kriegen. »Was sollen wir denn mit 100 halben Lämmern?«, fragt LHG-Pressemann Rolf Klein. Im Restaurant vielleicht? Oder in der Kantine? Es wird kurz gesprochen. Nein, man will nicht den Eindruck erwecken, hier einen Vorteil haben zu wollen. Die LHG nimmt die Spendenquittung.
Die Fotografen sind fertig, man geht nach draußen. Alle steigen in ihre Autos, fahren zurück in ihre Welt. Der Schaf-Geruch fährt noch ein Stück mit. HN