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Travemünde 26.10.2007
Miesmuscheln gehören in den Kochtopf …
… und nicht tonnenweise faulend und stinkend an den Strand

Dennoch: selbst auf Wegen und Straßen werden die Gerüche durch den Abtransport verschleppt. Priwallbewohner und Gäste sind auf das Schlimmste betroffen. Und auf den PKW-Fähren können es Fahrgäste und Personal kaum noch ertragen, wenn einer dieser Transporte über die Trave setzt. Ganz zu schweigen von den Männern, die von morgens um 6 Uhr in der Früh bis spät am Abend mit diesen Arbeiten am Strand beschäftigt sind. Beseitigt wird das unangenehm gewordene Naturprodukt während der Badesaison bis zum 15.September. Dieses Jahr sind dafür rund 100.000 Euro ausgegeben worden. Der Kurbetrieb hat Einnahmen von den Strandnutzern und hieraus sollen diese Arbeiten finanziert werden.


Nach Ende der Badesaison ging es weiter mit Sturm und Miesmuscheln. Weitere 15.000 Euro hat die Aktion gekostet. Es nahm kein Ende mit der schwarzen Plage. Doch die Muscheln blieben am Strand liegen und wurden nicht mehr abtransportiert. Gestank wie gehabt. Jetzt war die Geduld von Ulrich Klempin, Vorsitzender des Vereins Priwall-Wochenendhausbesitzer e.V. zu Ende. Er will schriftlich vom Kurbetrieb wissen, wann diese stinkende Masse vom Priwallstrand beseitigt wird (Brief siehe Kasten). »Travemünde Aktuell« hat nachgefragt. Die zuständigen Mitarbeiter des Kurbetriebs konnten vor Ort keinen Gestank mehr feststellen. Also gibt es keinen Grund mehr, die Muscheln wegzufahren. So weit so gut. Oder auch nicht. Geht es so weiter, dann ist der Kurbetrieb wieder in der Pflicht. Aber dann muss neues Geld her: Können die Bürger darauf vertrauen, dass auch unverzüglich was passiert? Ein Blick zurück überzeugt die Bürger nicht: es war zu viel Gestank dieses Jahr, es hat zu lange gestunken und zu oft. Zugegeben, so viele Miesmuscheln hat es lange nicht mehr gegeben. Ob sich sowas wiederholt ist fraglich. Und ein Jahr vorher kann auch niemand genau sagen, wie viel die Beseitigung der Miesmuscheln im nächsten Jahr kosten wird. In der Tat: Lübeck muss dringend sparen. Die Finanzsituation der Hansestadt ist katastrophal. Wie kann der Bürger aber solche Argumente verstehen, wenn er jedes Jahr eine Kurabgabe an den Kurbetrieb abführen muss? Die ist doch auch für die Strandreinigung da! Wo ist das Problem? Klimawandel, Naturprodukt, Finanzen? So oder so: es müssen Lösungen her. Die Bürger haben im wahrsten Sinne des Wortes die Nase voll. Eine Gestanksorgie darf es so nicht wieder geben. KEV
Säuberung des Priwallstrandes
Sehr geehrte Frau Johswich, sehr geehrte Damen und Herren,
namens und in Wahrnehmung der berechtigten Interessen unserer Mitglieder wird gebeten, uns mitzuteilen, dass und wann auch der Priwallstrand von den Unmengen von Muscheln befreit wird, die durch das letzte Hochwasser in großen Mengen auf den Strand gespült wurden. Von diesen Muscheln geht ein Gestank aus, der für die Bewohner des Priwalls und die Strandbesucher unerträglich ist. Aus Presse-, Rundfunk- und Fernsehberichten ergibt sich, dass die benachbarten Bädergemeinden der Lübecker Bucht die stinkenden Muschelbänke bereits beseitigt haben bzw. in den nächsten Tagen beseitigen werden. Wann geschieht das auch auf dem Priwall? Wir sind der Meinung, dass darauf die Priwallbewohner und Strandbesucher einen berechtigten Anspruch haben. Denn viele Wochenendhausbesitzer zahlen schließlich Kurabgaben. Wir wären Ihnen dankbar, wenn uns baldmöglichst eine positive Antwort zugeschickt wird.
mfG.
Verein der Priwall-Wochenendhausbesitzer e.V.
p.A. Ulrich Klempin
Alle Fotos Karl Erhard Vögele
Sehr geehrter Herr Klempin,
aufgrund Ihres Schreibens haben wir gestern eine Ortsbegehung auf dem Priwall (Strand und innerhalb Wochenendhaussiedlung) durchgeführt. Hierbei konnten wir keinerlei Geruchsbelästigung feststellen. Zur Strandreinigung ist grundsätzlich zu sagen, dass der Strand während der Badesaison vom 15.5. bis 14.09. gereinigt wird. Da der Seetanganfall in diesem Jahr gegenüber den Vorjahren wieder zugenommen hat, sind unsere Haushaltsmittel für dieses Jahr aufgebraucht. Dennoch haben wir aufgrund der besonderen Situation nach dem starken Sturm Ende September, der ungewöhnlich große Mengen Muscheln angespült hat, zusätzliche Reinigungsarbeiten durchgeführt. Im Rahmen dieser Arbeiten wurden sowohl auf der Stadtseite als auch auf dem Priwall die größten Muschelansammlungen beseitigt. Kleinere Anhäufungen, insbesondere in den Dünen auf dem Priwall konnten – vor allem aus Gründen des Naturschutzes (Fahrverbot in den Dünen) – nicht mehr beseitigt werden.
Sollten zukünftig, evtl. aufgrund eines einsetzenden Klimawandels, derartigen Anschwemmungen häufiger auftreten, werden wir sicherlich durch eine Neustrukturierung der Strandreinigung darauf reagieren müssen. Vorerst hoffen wir jedoch, dass es sich um ein einmaliges Naturereignis gehandelt hat.
Mit freundlichen Grüßen Kurbetrieb Travemünde
Im Auftrag Heike Johswich