Markt gibt’s immer ...

Ja, unser Markt kommt gut an bei Travemündern und Touristen. Jeden Montag und Donnerstag. Man trifft sich, kauft frisches Obst und Gemüse, Felle gibt’s, Pflanzen, Käse, Geflügel, sogar Textilien und manches mehr. Man sieht Freunde und Bekannte und hält ein kleines Schwätzchen. Und nicht nur das. Gäbe es ihn nicht, müßte man ihn erfinden. Er ist so etwas wie »das Salz in der Suppe von unserem Wochenmarkt«, mal locker gesagt. Er gibt der ganzen Sache den Pfiff.

Und von wem reden wir? Von unserem Eiermann. Wie wird man denn Eiermann? Etwas zögerlich, und sonst nie um einen flotten Spruch verlegen, meint Frank Thierfeldt, 65 Jahre alt und Renter »... das ist man schneller als man denkt. Einfach so. Es fing ja erst mit einer Aushilfe bei Herrn Büssow von der Geflügelfarm an und seit letzem Jahr mache ich das regelmäßig – jeden Montag und Donnerstag.«

Es ist doch schön, meint er, wenn man die Kundschaft beim Namen ansprechen kann. »Na, was haben wir denn heute, sollen es die Freiläufer sein oder die Biologischen ...«, meint er, wenn sich der Kunde überlegt, ob es Freiland- oder Bio-Eier sein sollen. Und schon kommen Beide ins Gespräch. »Bei den Touristen würde es immer etwas länger dauern« denkt Frank Thierfeldt laut über seine Kundschaft nach, während er 10 braune »Freiläufer« einpackt. »Bei den Einheimischen würde das schneller gehen« wirft ein Alttravemünder ein, der im Vorbeigehen ein paar Wortfetzen treffsicher aufgeschnappt hat, »denn die wissen ja was sie wollen«.

Na ja, meint unser Eiermann, unsere Touristen haben ja auch mehr Zeit und wollen es auch etwas genauer wissen, so, wie alt denn die Eier sind, woher sie kommen und was auf dem Stempel drauf steht. Das wollen auch die Travemünder auch wissen, hört man, aber die kennen mich ja. Frank Thierfeldt ist ein weitgereister Mann, der lange im süddeutschen Raum gelebt hat. Und da ist ihm kein Dialekt fremd. Ganz genau hört er heraus, ob es denn ein Badener oder ein Württemberger ist, der mit deutlichen süddeutschen Akzent seine Frühstückseier aussucht.

»Da sage ich den Leuten schon mal auf den Kopf zu, dass sie aus der Ecke um Karlsruhe stammen« meint er augenzwinkernd ,» ...und dann kommen wir alle ein bisschen ins Erzählen.« Doch der Verkauf geht zwischen seinen lockeren Worten routiniert weiter. Frank Thierfeldt kann auf eine lange Erfahrung als Marktbeschicker zurückblicken. »Fronterfahrung« sei das, meint er, wenn er mit Stolz an vergangene Zeiten denkt. Auf dem Lübecker Markt hatte er einen Stand für Keramik und schließlich weiß er auch um die Nöte seiner Kollegen. Frank Thierfeldt war Vizepräsident des Landesverbandes der Marktkaufleute und Schausteller. Also er weiß, von was er spricht. »Der Kunde ist bei mir noch Kunde«, sagt er selbstbewusst, und » ... er wird nicht wie an der Kasse im Supermarkt abgefertigt.« Und das eben, das macht den Markt aus. Ein Stück menschliches Miteinander. Und dafür steht unser Eiermann auf seine ganz besondere Art – gemeinsam mit allen seinen Kolleginnen und Kollegen. KEV

Fotos: Karl Erhard Vögele