Travemünde 26.10.2007
Die letzte Reise
Seebestattung auf der Ostsee
Das Schiff legt ab. Die Ostsee ist heute ruhig. Ab Windstärke 5 aus Nord-Ost wird nicht mehr so gern gefahren, aber das ist selten. Eine halbe Stunde dauert die Fahrt zur Seebestattungsstelle. Es geht recht ruhig zu, man unterhält sich. Ein bisschen Abstand haben die Trauernden ja schon, die Einäscherung liegt bereits einige Tage zurück.
An der Seebestattungsstelle auf der Ostsee angekommen, wird die Urne auf ein eigens montiertes Tischchen am Heck gestellt. Manchmal fährt der Pastor mit oder der Bestatter, das bleibt den Trauernden überlassen. Heute spricht Hannelore Johannsen ein paar passende Worte, wie sie das oft tut: Dass man hinausgefahren ist auf See, um Abschied zu nehmen. Dass man dem Verstorbenen nun einen letzten Wunsch erfüllt, indem die Urne der See übergeben wird. Möge er hier seinen ewigen Frieden finden. Frau Johannsen hat noch ein kleines Gedicht, es geht um die letzte Stunde.
Manchmal kennt Frau Johannsen die Leute, die hier ihre letzte Fahrt machen, manchmal sind das Stammgäste der »Sven Johannsen«. Dann hat sie ein seltsames Gefühl, wenn sie daran denkt, dass der Stammplatz jetzt leer bleiben wird.

Langsam wird die Urne mit einem Tampen zu Wasser gelassen. Die Angehörigen werfen Blumen, die auf dem Meer treiben. Der Kapitän gibt vier Doppelschläge mit der Schiffsglocke, umrundet die Stelle, an der die Urne versenkt wurde, einmal. Dann gibt das Schiffstyphon Signal: Drei mal lang.
Während sich das Schiff auf den Rückweg macht, gucken einige Angehörige den Blumen nach. Dann löst sich langsam die Anspannung. Unter Deck wartet die Kaffeetafel, man setzt sich, sammelt sich.
Nach anderthalb Stunden gehen alle wieder von Bord. Seit dreizehn Jahren macht die »Sven Johannsen« solche Fahrten. Besonders in den letzten Jahren sind es mehr geworden. Eine Kostenfrage, wenn man ehrlich ist. Ein Grab an Land kostet, auch die Pflege. Oft wohnen die Kinder auch gar nicht in der Nähe, um das zu leisten.
So eine Seebestattung passt ja auch zur Küste, viele Schiffe bieten das an. Wer möchte, kann auch später vor Ort den Verstorbenen gedenken: Manchmal werden Gedenk-Fahrten zur Seebestattungsstelle angeboten. HN