1 10
Travemünde 08.10.2007
Tschüss, Peter II
Das letzte Hochseeangelschiff verlässt Travemünde!
Da fiel die Entscheidung, »mit einem lachenden und einem weinenden Auge«, wie man so sagt, als die Gelegenheit Günstig war: Peter Tuchtenhagen bekam ein Jobangebot auf der Priwall-Fähre, wo er ab 1. Dezember anfängt. Und für das Angelschiff war ein Käufer da. Die »Peter II« wird ab 31. Oktober von Wismar aus in See stechen. Für Freunde des Angelsports heißt es Abschied nehmen.
Dann die große Umstellung: Butterfahrten täglich und am Wochenende Hochseeangeln. Im Jahre 1985 kam das Aus für die Butterfahrten und Karl Tuchtenhagen stieg aus dem Betrieb aus. Peter Tuchtenhagen übernahm den Betrieb allein und seine Frau unterstützte ihn tatkräftig. Ab jetzt hieß es kämpfen, es war eine schwere Zeit, es musste ein neuer Anglerstamm für jeden Tag aufgebaut werden, aber es hat geklappt, 27 Jahre lang. »Wie es nun mal so ist, der Zahn der Zeit nagt an jedem und irgendwann ist man müde und mag nicht mehr kämpfen, ob mit Behörden, der neuen EU Richtlinie oder den Droschen, die mal da sind und mal nicht«, schreiben Peter und Hannelore Tuchtenhagen. »Wir haben uns entschlossen, die Peter II zu verkaufen und es ruhiger angehen zu lassen. Wir danken allen Gästen für ihre jahrelange Treue« Text: Peter und Hannelore Tuchtenhagen/RED

27 Jahre sind Peter und Hannelore Tuchtenhagen mit Anglern auf die Ostsee gefahren. Ein schönes Miteinander sei das gewesen, sagt Hannelore Tuchtenhagen. »Besonders die Rentnerband, die jedem Mittwoch kam, das wird mir wehtun.«

Jeden Tag fuhr das Angelschiff raus, machte meist pünktlich um 15.00 Uhr wieder am Priwall fest. 5 Seemeilen darf das Schiff hinaus, weiter nicht, EU-Richtlinie. Fangverbote gibt es zum glück noch nicht. Angler sind Angler und keine Fischer. Immerhin.

Größter Fisch in 27 Jahren war ein 48 Pfund schwerer Dorsch. In den letzten Tagen waren es eher kleinere Fische, die anbissen.

Bei Hildegard und Heinz Ast aus Berlin waren es gestern 4 Dorsche, 6 Wittlinge und eine schöne Makrele (40 Zentimeter). Die beiden fahren seit 24 Jahren mit der »Peter II«, bedauern, dass bald Schluss ist: »Es war alles so gemütlich, wie eine Familienfahrt«, sagen sie. Die beiden wissen, worauf man achten muss: Früh da sein, um einen guten Platz zu bekommen am Bug oder am Heck: »Da kann man rechts und links angeln, je nachdem wie die Drift ist«. An der Seite geht das nicht.

Noch auf dem Schiff haben Hildegard und Heinz immer die Dorsche zerlegt, als Filets mit nach Berlin genommen.
Viele Angler der »Peter II« werden bald nicht mehr nach Travemünde kommen, gehen mit dem Schiff nach Wismar oder weichen nach Fehmarn und Heiligenhafen aus.
Hildegard und Heinz Ast wollen Travemünde treu bleiben. »Im Frühjahr können wir ja auf Hering angeln«. HN