Travemünde 29.09.2007
Nach 35 Jahren:
Mit dem Monoski ins Buch der Rekorde

TA: Herr Austel, wieso nennen Sie sich eigentlich Barbier und nicht Frisör?
Siegfried Austel: Ich hab den Namen Travemünder Barbier, weil ich noch rasiere.
TA: Ist man auf dem Wasserski schneller in Trelleborg als mit der Fähre?
Siegfried Austel: Zu der damaligen Zeit ja. Ich brauchte für 150 Meilen 5,6 Stunden. Die Fähre braucht glaube ich 7 Stunden.
TA: Wann war das, die damalige Zeit?
Siegfried Austel: Das war 1972.
TA: Und seitdem sind Sie amtierender Weltmeister im Monoski?
Siegfried Austel: Nach meinem Wissen ist das noch nicht geschlagen, der Deutsche Wasserskiverband hätte mich sonst sicher unterrichtet. Das ist ja ein eingetragener Rekord.
TA: Wie kam es überhaupt damals zu der Rekordfahrt?
Siegfried Austel: Ich hab den Rekord einem Bayern abgenommen, einem Hotelier, der ist übern See gelaufen, hatte 60 Meilen vorgelegt.

Und wir haben gesagt, ok, 60 Meilen, einmal Gedser, dann haben wir die 60 Meilen im Sack. Und wenn ich gut bin, dann fahr ich auch gleich wieder zurück. Ich hab die Strecke praktisch ohne Probleme bewältigt. Da waren es 120. Das war der erste, den ich vorgelegt hatte. Dann kam ja ein Jahr später Kopenhagen. Auch das war kein eingetragener Rekord. Wir wollten damals, dass Wasserski olympisch wird, das war der Grundgedanke dabei. Und dann musste das ganze offiziell stattfinden, deshalb bin ich dem Wasserskiclub Hamburg beigetreten. Die haben dann auch den Zeugen vom Wasserskiverband gestellt. Das erste und zweite Deutsche Fernsehen haben uns begleitet. Und drüben waren Dänisch und Schwedische und Norwegisches Fernsehen und dann natürlich Volksfest-Stimmung dabei.
TA: Gab es bei der Fahrt einen Punkt, wo Sie gedacht haben, ach ne, ich hör auf?
Siegfried Austel: Den gibt’s immer. Den gibt’s bei jedem Lauf so nach vier Stunden, wo man denn auf dem Ski steht und sagt, Mensch, wofür machst du das alles? Aber denn kommt der Ehrgeiz, denn sagt man, jetzt hast Du das Ganze angeleiert, und nun musst Du es durchziehen.
TA: Sind Sie wirklich die ganze Strecke am Stück gefahren, oder gab es mal eine Toilettenpause?
Siegfried Austel: Nein, nein, ich bin am Stück gefahren. Ich bin in Travemünde auf den Wasserski gestiegen und drüben in Trelleborg ausgestiegen.
TA: Und das an den Armen gemerkt anschließend?
Siegfried Austel: Ich hab ja immer gutes Training gemacht, mach ich ja heute noch. Ich hatte mit den Armen keine Probleme, ich hatte auch mit den Füßen keine Probleme. Nur als wir das beendet hatten in Trelleborg, da kriegte ich plötzlich einen Krampf. Weil ich dann in das kalte Wasser reinkam. Man ist wahrscheinlich durch das Laufen warmgeworden. Und dann wollte die Presse, dass ich da noch mal den Lauf im Hafen präsentiere. Und dann bin ich mit dem Krampf aufgestiegen, aber komischerweise, dann, als ich auf dem Ski stand, war der Krampf wieder weg.
TA: Würden Sie sich heute noch aufs Surfbrett wagen?
Siegfried Austel: Kein Problem, das verlernt man nicht. Das ist wie Radfahren. Man hat sicherlich Startschwierigkeiten heute, weil man nie genau weiß, wie das Boot anzieht. Aber wenn ich im Urlaub Gelegenheit hatte, hab ich es immer wieder mal versucht.
TA: Das war ja ein ganz scharfer organgefarbener Anzug, der da auf dem Foto zu sehen ist. Haben Sie den noch?
Siegfried Austel: Den hab ich noch. Das ist ein Neoprenanzug, das war damals das modernste.
TA: Passen Sie noch rein?
Siegfried Austel: Jaa, ich hab mein Gewicht gehalten.
TA: Es gab ja schon Versuche von anderen Wasserski-Fahrern, den Rekord zu brechen.
Siegfried Austel: Ja, ich hab von verschiedenen gehört. Zum Beispiel, dass aus Norwegen einer gestartet ist in Malmö. Der ist nicht mal da aus der Bucht rausgekommen. Also einfach ist das nicht. Der Zeuge, der mit uns mitgefahren ist, das ist ein exzellenter Wasserskiläufer. Der hat, als wir auf der Rücktour waren, gesagt, er möchte das auch mal probieren. Da hat auch nach einer Stunde aufgegeben. Der hat gesagt das ist unmöglich, kann ich mir nicht vorstellen, dass jemand das schafft, aber ich habs ja selbst gesehen.
TA: Das lange Stehen trainiert man beim Haareschneiden?
Siegfried Austel: Ich denke, dass stehen habe ich dadurch gelernt. Die Armkraft habe ich mir durch den regelmäßigen Sport angeeignet.
TA: Und jetzt kommt der Rekord ins Guinness-Buch der Rekorde?
Siegfried Austel: Ich werde die Unterlagen hinschicken, und dann werden wir mal sehen. Normalerweise ist das ja ein Rekord fürs Guinness-Buch. Die werden das entscheiden.
TA: Und wieso jetzt nach 35 Jahren?
Siegfried Austel: Ich glaube damals war das noch gar nicht aktuell, das Guinness-Buch. Entweder wusste man nichts davon, oder aus irgendwelchen Gründen war das noch nicht aktuell.
TA: Dann viel Erfolg!
Siegfried Austel: Danke.