1
Travemünde 28.07.2007
Unikum am Strand:
Der hölzerne Turm der Wasserwacht auf dem Priwall

Im Inneren des urigen Bauwerks scheint sich seit den 50er Jahren nicht viel verändert zu haben, was dem Gebäude einen urigen Charme verleiht. Die Ehrenamtler vom DRK schlafen gern in dem Turm, Betten für 14 Leute sind da. Durch einen offenen Schacht führt eine Holzleiter steil nach oben bis zum Ausguck, dazwischen sind die Etagen mit den Betten untergebracht. Ist ein Schnarcher dabei, haben alle was davon. Aber was stört das, wenn man jung ist wie die meisten Ehrenamtler. Und tagsüber viel Arbeit hat. Die Badenden im Wasser im Blick behalten, den Turm in Schuss halten, die Ausrüstung überprüfen und den Rettungswagen putzen zum Beispiel.

Zwischendurch schauen Badegäste vorbei mit ihren kleinen und großen Sorgen. Kleine Schnittwunden sind zu versorgen, wenn jemand auf eine Muschel getreten ist. Mal reagiert jemand allergisch auf einen Insektenstich. Ab und braucht auch ein Gast Hilfe, der eins über den Durst getrunken hat und nicht mehr nach Hause kommt. Ein gebrochener Arm kam dies Jahr auch schon vor. Letztes Jahr war mal ein Herzinfarkt. Auch am Strand verloren gegangenes wird gern am Turm abgegeben. Und nicht immer abgeholt: Inzwischen hat sich ein erstaunlicher Fundus an Brillen angesammelt.

Erreichbar ist die Wasserwacht im Ernstfall natürlich auch über den Notruf oder über das Telefon im Turm (04502-5111). Nach Dienstschluss wird gegrillt, es gibt Spiele-Abende, die Auswärtigen fahren gern mal nach Lübeck oder man trifft sich mit den Kollegen von der DLRG, die auf der »Landseite« den gleichen Dienst tun. Das Verhältnis zu den Kollegen ist gut, man spricht sich ab, etwa wenn es darum geht, Badevorbote einheitlich auszuflaggen.

Ein bisschen Sorgen macht die sportliche Begabung der Kinder am Strand, die spürbar abnimmt. Kinder lernen immer später schwimmen, wenn überhaupt. Umso wichtiger, dass der Turm gut besetzt ist. Ehrenamtler, die meist aus dem Schwimm-Sport zur Wasserwacht finden, sind immer gern gesehen. In der Hauptsaison versehen hier 15 Mann ihren Dienst. Nachwuchs ist immer gern gesehen.

Der Weg zum Strand führt Touristen oft am Turm vorbei. Eine der häufigsten Fragen: »Ist das ein alter Grenzturm?«. Ist es nicht, der Grenzturm ist längst verschwunden. Er stand etwas weiter Strandaufwärts. In der DDR war das übrigens einer der beliebtesten Posten: Der Grenzturm stand direkt am FKK-Strand, und ein Fernglas gehörte schließlich zur Standard-Ausrüstung… HN
