MARITIMES
Travemünde 05.06.2007
Schön oder schön scheußlich?
Die TA-Umfrage zum Thema Kreuzfahrt-Terminal
Mit dem Besuch der »Deutschland« hat gestern auch das neue Kreuzfahrt-Terminal am Ostpreußenkai seinen Betrieb aufgenommen. »Travemünde-Aktuell« hat sich einmal umgehört in der Vorderreihe, wie das gläserne Terminal denn gefällt.
Als erstes begegneten wir Gabriele Hiller-Ohm (SPD), die sich selbst ein Bild machen wollte. »Aus meiner Sicht ist das doch ganz gut gelungen«, sagte sie.
Weiter ging es, ein Touristen-Ehepaar aus Berlin stand da und hatte ein Glas Sekt von der Reederei ergattert. Durch Zufall hatten sie vom Besuch der »Deutschland« erfahren, in Travemünde nun zum ersten Mal so was gesehen. Das neue Terminal sei schön, eine Verbesserung gegenüber dem Zelt vom Vorjahr auf jeden Fall, sagten sie.
Bei den Café-Aussenplätzen saß eine fröhliche Gruppe. Die Kaffee-Trinker in der Vorderreihe gelten ja als besonders Terminal-Kritisch, denn ihnen wurde doch etwas die Aussicht genommen, weil der Bau genau vor den beiden Cafés mit Aussengastronomie platziert wurde. Unsere Touristen freuten sich aber erst einmal, die »Deutschland« zu sehen. Sie seien Kreuzfahrt-Erfahren, als Deilmann-Kunden schon auf der »Berlin« gefahren. Das neue Gebäude sei doch bedeutend besser als das vorhergehende. Zur Verglasung gab es dann eine ganz neue Theorie: Die Scheiben würden doch sehr blenden, wenn man davorsteht. Ob das nicht vielleicht so gewollt sei, damit man nicht gut reingucken kann? Die Kreuzfahrt-Gäste wollten ja vielleicht gar nicht so von außen beguckt werden…
Gar nicht entzückt ist Hans-Joachim Buske, der 25 Jahre lang selbst auf dem Ostpreußenkai »Zuhause« war, hier in Zeiten des zollfreien Einkaufs die legendäre »Baltic Star« betreute. Das Gebäude, in dem er damals sein Büro hatte, sei 70 Jahre alt gewesen, als es abgerissen wurde, erzählt er. Was jetzt neu entstanden sei, nennt Buske »Hühnerlegebatterie«. Die Abfertigungshalle »schändet den gesamten Ostpreußenkai und vom Priwall aus gesehen die gesamte Skyline der Vorderreihe«. Er verstehe nicht, warum da niemand interveniert hätte. Da hätte ein architektonisch hübscheres Gebäude entstehen können.
Dem widerspricht Rudi Lichtenhagen als Neubürger von Travemünde und ehemaliges Bürgerschaftsmitglied: Der freut sich riesig über das neue Gebäude. Der Bau sei toll geworden, und wenn das Schiff wieder weg ist, könne man doch toll zum Priwall rübergucken. Lichtenhagen hofft, dass die Travemünder Wirtschaftsgemeinschaft (TAW) und die Travemünder Hafengesellschaft (LHG) das Gebäude nun so vermarkten, etwa mit Ausstellugnen und Modenschauen, dass es die Zentrale von Travemünde wird, wo sich Einheimische und Touristen treffen.
Zum Schluss trafen wir noch den Travemünder Kaufmann Harald Grall. Der guckte gar nicht begeistert drein. So eine »Lagerhalle« vor so einem schönen Schiff, die Sicht werde einem doch genommen. Und von der anderen Seite aus könne man nun die Silhouette von Travemünde nicht mehr sehen, sagt er. Für ihn sei es traurig, dass hier so eine »Lagerhalle« hingebaut wurde. In der Presse sei das damals ein bisschen anders dargestellt worden, aber jetzt könne man ja kaum durchsehen, so klein seien die Scheiben gehalten. TA