Travemünde 08.02.2007
Brodtener Ufer:
Wanderweg oben und Abenteuer statt Erlebnispfad unten am Strand?
Das Brodtener Steilufer ist ein Kleinod. Licht, Luft, Sonne, Meer, Natur – ein Genuss für alle unsere Sinne. Wer auch immer mit Kind und Kegel, mit dem Fahrrad, joggender Weise, als Walker mit und ohne Stöcke, mit Hund oder »nur« als Spaziergänger Richtung Hermannshöhe strebt oder weiter Richtung Niendorf dieses Stück Natur genießen will, ist kaum alleine. Beliebt ist er und gelegentlich einige weniger aufbauende Bemerkungen zwischen denen, die ein Stück des Weges für sich haben wollen, sozusagen bei »hohem Verkehrsaufkommen«, konnten seiner Beliebtheit nichts anhaben.
Sieht man »von oben« ganz vorsichtig nach unten, wenn der Weg die Sicht auf den Strand freigibt, so wird man auch Unentwegte sehen, die die etwas kompliziertere Art der Fortbewegung direkt am Wasser lieben. Sie stapfen durch den Sand, ein Schwall Ostseewasser kann ihnen nichts anhaben und oft zeigen Gummistiefel, der freilaufende Hund und die »artgerechte« Kleidung, dass dort die Fortgeschrittenen ihr Erlebnis suchen. Mit sicherer Nase für die Widrigkeiten, aber auch dem erfahrenen Blick für das gelegentliche Risiko rückt der Erlebnispfad am Wasser neuerdings in die Nähe des Abenteuerpfades. Leider.
Denn das Brodtener Steilufer ist derzeit in den Schlagzeilen. Nicht weil es unser Kleinod ist – das kann weiterhin ein Geheimtipp bleiben – nein, weil unten am Wasser Überreste an Munition aus dem zweiten Weltkrieg gefunden wurden.
Kampfmittelräumdienst und Polizei waren vor Ort und haben mit einer Metallsonde unten am Strand keine weitere Munition gefunden. Aber niemand weiß, wann abbrechendes Geröll, Sand und Lehm weitere immer noch gefährliche Geschosse freigeben.
Nach Lage der Dinge weiß man nicht wann sie wieder auftauchen und es ist derzeit nicht vorstellbar, wie in Tonnen von Schlamm und Geröll, vielleicht noch recht rief versteckte Geschosse ausfindig gemacht werden sollen. Gibt es noch welche oder gibt es keine mehr?
Niemand kann derzeit dazu was Sicheres sagen und letztlich muss jeder der dort wandert wissen, auf was er sich einlässt, wenn er die ganz einfache Regel nicht befolgt: Munition liegen lassen und über Notruf 110 die Polizei benachrichtigen. Das Handy macht’s möglich.
So vor den Unbilden gewarnt, sollte sich niemand davon abhalten lassen, weiterhin stapfend am Wasser seinen Spaß zu haben. Nie war es in letzter Zeit so interessant, die wuchtigen Spuren von Wind und Wetter zu studieren. Sie werden sehen, wie Sie beschäftigt sind, ihren sicheren Weg zwischen Lehm, Steinen und Wasser zu finden und immer wieder einen faszinierenden Blick nach oben zu haben. So genießen Sie dieses einmalige Erlebnis – wozu noch ein Abenteuer mit Munition eingehen? KEV
Alle Fotos: KARL ERHARD VÖGELE