Lübeck/Travemünde 29.01.2007
LHG:
Hafenumschlag erstmals über 30 Millionen Tonnen
Die gute Konjunktur im Ostseeraum, die gestiegene Nachfrage nach Neufahrzeugen in Osteuropa sowie die hohe Qualität des Lübecker Hafenumschlags waren Gründe dafür, dass der Umschlag um 11,8 Prozent auf 30,55 Millionen Tonnen anstieg. Die Lübecker Hafen-Gesellschaft mbH (LHG) hatte daran einen Anteil von 26,6 Millionen Tonnen.
An den Terminals der LHG wurden insgesamt 792.000 begleitete und unbegleitete Trailer/Sattelauflieger abgefertigt, was einer Steigerung von 8,5 Prozent entspricht. Um 23 Prozent stieg der Umschlag von Neufahrzeugen. Insgesamt 232.000 Pkw wurden bei der LHG verschifft. Der Umschlag von See-Containern stieg um 6 Prozent auf 85.000 Einheiten. Beim Papier und anderen Forstprodukten (Holz und Zellulose) erreichte die LHG mit 3,45 Millionen Tonnen eine Steigerung um rund 6,5 Prozent. Weitere Papier-, Container- und Trailermengen wurden bei den privaten Hafenbetreibern umgeschlagen. Bei den Passagieren gelang dem Lübecker Hafen mit 704.000 Reisenden ein Plus von 21 Prozent. Im Ausflugsverkehr waren es 377.000 (+43,7 Prozent), im Reiseverkehr 325.000 (+2,2 Prozent).
Die gestiegenen Umschlagszahlen zeigen die Notwendigkeit der umfangreichen Ausbauarbeiten des Lübecker Hafens.
Am Travemünder Skandinavienkai sind die Erweiterungsarbeiten nahezu abgeschlossen. Das neue Hafenhaus ist seit August bezogen. Der architektonisch beeindruckende Neubau, in dem Holz- und Glaselemente dominieren, bietet nicht nur 450 Arbeitsplätze für die LHG-Zentrale, Reedereien, Speditionen und Behörden, sondern auch großzügige Abfertigungsmöglichkeiten für Passagiere und Lkw-Fahrer sowie Restaurations- und Shop-Bereiche.
Anfang Januar 2007 wurde unmittelbar am Hafenhaus das neue »Südgate« in Betrieb genommen. Der gesamte Verkehr vom und zum Skandinavienkai wird seitdem zwei Kilometer weiter südlich vom Travemünder Ortsrand abgefertigt und ist damit noch näher am hervorragend ausgebaute Fernstraßennetz. Die neue Ein- und Ausfahrt verfügt über insgesamt 22 Spuren und ermöglicht höhere Durchlaufgeschwindigkeiten als bisher.
Auch die weitere Entwicklung des Skandinavienkais geht gut voran. Das bislang gut 50 Hektar große Hafenareal wurde um 13,3 Hektar Operationsfläche erweitert. Ein zweiter Bauabschnitt, der weitere 15,7 Hektar umfasst, wird bedarfsgerecht erstellt. Die Erweiterung der Stellflächen ist notwendig, um auf die Zukunft ausgerichtete Staumöglichkeiten im schiffsnahen Bereich für Trailer und andere Güter zu schaffen.
Auch neue Schiffsgenerationen mit erweiterten Ladekapazitäten benötigen ausreichende Stellplätze. Um beispielsweise die neuen, 216 Meter langen Fährschiffe der Reederei Finnlines mit 4200 Lademetern und Platz für 500 Passagiere abfertigen zu können, wurde außerdem die Anleger-Situation verbessert. Die beiden neuen Anleger 6neu und 5a sind für Schiffe bis zu 250 Meter Länge geeignet. Beide Anleger haben Oberdecksrampen, damit die Schiffe gleichzeitig auf zwei Ebenen be- und entladen werden können. Mit Anleger 5a, der ebenso wie Anleger 6neu in »Sägezahnbauweise« in die Landfläche hineingebaut wurde, verfügt der Skandinavienkai über 9 statt bisher 8 Anleger.
Auch die beiden Gewerbegebiete Skandinavienkai-Süd (25 ha) und -Nord (15 ha) sind weitgehend fertiggestellt. Hier kann sich insbesondere hafennahes Gewerbe in unmittelbarer Nähe zum Terminal ansiedeln. Die Vermarktung der Gewerbefläche läuft ausgezeichnet. Es wird mit der Schaffung von einigen hundert neuen Arbeitsplätzen gerechnet.
Im Jahr 2006 wurden allein am Skandinavienkai rund 20 Millionen umgeschlagen, darunter 710.000 Lkw, über 113.000 Neufahrzeuge und 44.000 Containereinheiten.
Am Seelandkai in Lübeck-Siems hat die LHG ein völlig neues Terminal konzipiert, das seit August 2006 in Betrieb ist. Das Terminal ist insbesondere auf die Bedürfnisse der Reederei Transfennica abgestimmt. Nicht nur deren bisherige Fährschiffe werden dort abgefertigt, auch die neuen ConRo-Schiffe der Reederei werden am Seelandkai be- und entladen. Diese 205 Meter langen Einheiten haben knapp 3000 Lademeter für konventionelle RoRo-Ladung und Platz für 640 TEU. Diese Container werden mit Containerbrücken geladen und gelöscht. Mitte Oktober 2006 trafen am Seelandkai zwei von der LHG gekaufte Containerbrücken ein, die für diese Zwecke perfekt geeignet sind.
Das Terminal Schlutup hat in diesem Jahr seine Hallenkapazitäten erneut stark erweitert. Hier werden seit Herbst diesen Jahres nicht nur die traditionellen schwedischen Papiermengen umgeschlagen. Auch die Mengen, die die Reederei Transfennica bislang zum Konstinkai beförderte, werden aufgrund von Umstrukturierungen jetzt in Schlutup abgewickelt.
Auch beim Papierumschlag am Nordlandkai wurde ein neues, auf Spezialcontainern beruhendes Verlade-Konzept des Papierkonzerns StoraEnso umgesetzt, für das neue Entladeeinrichtungen gebaut und Großgeräte angeschafft wurden. Seit Anfang Januar 2007 werden diese SECU-Boxen mit drei neuen Schiffen der Reederei TransLumi-Line nach Lübeck transportiert.
Für den Konstinkai werden zur Zeit neue Verlader gesucht. Erster Schritt für eine Neuausrichtung des Terminals ist eine neue Fährverbindung nach St. Petersburg.
Auch nach der Fertigstellung der jetzigen Baumaßnahmen werden die Ausbauarbeiten im Sinne der Kunden weitergeführt. Von Mitte der 90er Jahre bis zum Jahr 2010 wurden bzw. werden insgesamt über 200 Millionen Euro allein in den Skandinavienkai und die angrenzenden Gebiete investiert. Nur so kann der Lübecker Hafen den weiter steigenden Anforderungen der Kunden auch künftig gerecht werden und seine Marktposition als führender deutscher Ostseehafen weiterhin behaupten und ausbauen.
Die Tochterunternehmen und Beteiligungen der LHG haben sich im Jahr 2006 gut entwickelt:
Das Logistik- und Distributionsunternehmen European Cargo Logistics (ECL) GmbH hat im letzten Jahr ein sehr gutes Ergebnis erreicht. Es wurden über 2,6 Millionen Tonnen disponiert, womit gegenüber dem Vorjahr ein erheblicher Zuwachs erreicht werden konnte. Erstmalig ist es gelungen, den Platz Lübeck auch als Verteilungszentrum für Forstprodukte aus Frankreich und Italien zu etablieren.
Baltic Rail Gate GmbH, die Intermodaltochter der LHG, hat im Jahr 2006 insgesamt über 80.000 Einheiten im kombinierten Verkehr (KV) am Skandinavienkai verladen. Das sind 13 Prozent mehr als im Vorjahr. Diese Steigerung wurde in erster Linie durch den Aufbau neuer Destinationen erreicht. Seit September werden neben den bestehenden Ganzzug-verbindungen jeweils sechsmal pro Woche nach Basel, Duisburg, Köln und Ludwigshafen, jeweils fünfmal pro Woche nach Dortmund und Verona, auch Direktzüge nach Hamburg-Billwerder und nach Novara in Norditalien angeboten. Das KV-Terminal ist seit 2003 in Betrieb und gibt insbesondere dem umweltfreundlichen Hinterlandtransport auf der Schiene weitere Impulse. Bis zu 140.000 Einheiten (Sattelauflieger, Wechselbrücken, Container) pro Jahr können auf Bahnwaggons verladen werden. Lübeck hat damit seine Gateway-Funktion zwi-schen dem Kontinent und Nordeuropa weiter gefestigt und ausgebaut. Die Ankunftszeiten der Züge sind mit den Abfahrtzeiten der Fähren so vertaktet, dass ein direkter Anschluss möglich ist.
Die LHG Service-Gesellschaft mbH (SG) hat 2006 hat ihre Umsätze erneut gesteigert. Ausschlaggebend waren die schon im Jahr 2005 abgeschlossenen Verträge über die Gestellung von Mietfahrzeugen im Fullservice, die sich bis ins Jahr 2006 hineinzogen. Die Vorplanungen für zusätzliche Aktivitäten am Standort Skandinavienkai wurden abgeschlossen. Seit 2006 kann die Nordic Rail Service GmbH, eine Tochtergesellschaft der SG, ein breites Spektrum für Eisenbahndienstleistungen in der Instandhaltung von Gleis- und Signalanlagen, Rangier- und Streckenfahrten bis hin zur Waggonwerkstatt anbieten. Durch weitere Dienstleistungen im Eisenbahnbereich wurde der Umsatz gesteigert und zusätzliches Personal eingestellt.
Die im Stückgutbereich tätigen Unternehmen Lübeck Distribution Gesellschaft mbH (LDG) und Trave Logistik Gesellschaft mbH (TLG) haben ihr Umschlagvolumen trotz des Terminalwechsels eines wichtigen Kunden im Vergleich zum Vorjahr um rund 10 Prozent auf insgesamt 395.000 Tonnen gesteigert.
Das Beratungsunternehmen ISL-Baltic Consult GmbH (ISL-BC) hat seit August 2006 neue Räumlichkeiten (An der Untertrave 14-16, 23552 Lübeck) bezogen. ISL-BC stand wie auch in den Jahren zuvor privaten und öffentlichen Unternehmen beratend zur Seite. Neben der Ostsee als Beratungsschwerpunkt sind dabei erstmals auch andere Regionen, wie insbeson-dere China und die Adria in den Fokus gerückt. Besondere Erfolge wurden bei der Einwer-bung von Fördermitteln insbesondere für Reederei- und Speditionsunternehmen erzielt. Des weiteren hat ISL-BC erstmals das Projekt- und Finanzmanagement für ein INTERREG III B Projekt übernommen. Das aus EU-Mitteln finanzierte Projekt LogVAS hat die Erschließung logistischer Potenziale für hafennahe Gewerbegebiete zum Gegenstand. Einen weiteren Schwerpunkt bildete die Optimierung von Prozessabläufen im Hafen sowie die Erstellung ei-ner Studie für die Bundesregierung zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit des deutschen maritimen Clusters. Auch die personelle Struktur entwickelte sich weiterhin positiv, Ende 2006 des Jahres waren 10 Mitarbeiter für das Unternehmen tätig. RK
Text und Fotos: LHG
1 http://www.lhg-online.de