POLITIK
Travemünde 17.06.2019
Ein zukunftsweisendes Mobilitätskonzept für Travemünde

Die Grüne Bürgerschaftsfraktion hat daher einen detaillierten Änderungsantrag vorgelegt (TA berichtete), über den die Bürgerschaft am 20. Juni gemeinsam mit dem Mobilitätskonzept entscheiden wird. Dazu erklärt Arne-Matz Ramcke, verkehrspolitischer Sprecher der Bürgerschaftsfraktion von Bündnis 90 / Die Grünen: »Das von der Verwaltung vorgelegte Konzept entspricht einer Verkehrsplanung der 60er und 70er Jahre, bei der die Planung an den Bedürfnissen des Autoverkehrs ausgerichtet wurde. Wir fordern hier einen grundlegend anderen Ansatz, der sich konsequent an der Verbesserung der Aufenthaltsqualität und dem Ziel der ökologischen Verkehrswende orientiert. Wir vermissen u.a. eine adäquate Berücksichtigung des Radverkehrs, einen aufgewerteten ÖPNV und das Einbeziehen moderner Mobilitätsformen. Besonders enttäuschend ist aus unserer Sicht, dass im Rahmenplan Innenstadt so eine moderne Verkehrspolitik bereits Leitfaden der Planung ist. Warum diese Ausrichtung jetzt nicht auch in Travemünde angewendet wurde, ist uns schleierhaft.«
Grudrun Schröder und Dr. Michael Wiemann von der Grünen Ortsgruppe in Travemünde ergänzen: »Travemünde erstickt bereits jetzt am Autoverkehr, insbesondere in der Hauptsaison. Wir halten es für einen völlig falschen Weg, das Verkehrsaufkommen noch weiter zu steigern, z.B. durch eine zweite Haupterschließung und neue Parkpaletten. Stattdessen fordern wir Außenparkplätze, die durch moderne Anschlussmobilität wie Shuttle-Service, Fahrradverleih oder E-Roller angebunden werden. Außerdem ist ein umfassender Ausbau der Infrastruktur für Fußgänger*innen und Fahrradfahrende sowie des ÖPNVs notwendig. Wir legen dafür entsprechende Vorschläge vor.« PM
Der Änderungsantrag zum Mobilitätskonzept Travemünde sieht im Detail wie folgt aus:
Das »Mobilitätskonzept Travemünde« inkl. Anlage wird in den folgenden Punkten verändert. Ziel dieser Änderungen ist insbesondere, auch in Travemünde die ökologische Verkehrswende voranzutreiben und die Aufenthaltsqualität vor Ort (»sanfter Tourismus«) zu verbessern, indem prioritär verbesserte Anreize und Infrastruktur für die Verkehrsträger des Verkehrsverbundes (Fußgänger*innen, Fahrradfahrende, ÖPNV) geschaffen werden.
- 1. Eine zweite Haupterschließung Travemündes wird nicht geplant. Ziel und Aufgabe der Maßnahmen des Mobilitätskonzeptes ist, das Volumen des motorisierten Individualverkehrs zu reduzieren und bis 2030 auf andere Verkehrsträger umzuleiten, um die Notwendigkeit einer zweiten Haupterschließung zu verhindern. Wesentlicher Bestandteil dieser Maßnahmen sind: a. Konzeptionierung der neuen Siedlung »Teutendorfer Weg« als weitgehend autofreies Wohnquartier (angelehnt an Vorbilder wie Weißenburgsiedlung in Münster und Vauban in Freiburg). b. Einrichtung von Park & Ride-Infrastruktur (insbesondere in Stoßzeiten) mit Außenparkplätzen am Ortsrand, z.B. Dreilingsberg und Howingsbrook, und moderner Anschlussmobilität (siehe Punkte 2 und 4).
- 2. Der ÖPNV in Travemünde wird ausgebaut und seine Attraktivität gesteigert. Hierzu werden insbesondere folgende Maßnahmen durchgeführt: a. Tariflicher Anschluss der Priwall-Fähre an den ÖPNV, so dass der Fahrpreis in der Zone Travemünde enthalten ist, inklusive kostenloser Fahrradmitnahme. b. Einrichtung eines kostenfreien Shuttle-Verkehrs (mit sehr hoher Frequenz in Stoßzeiten) zwischen Außenparkplätzen und Hauptstrand. c. Sukzessive Umrüstung der Fähren auf alternative Antriebe (Elektro-Antrieb oder Brennstoffzelle). d. Verbesserung des Busnetzes, insbesondere durch: i. Ausweitung der Busverbindung zwischen Travemünde und Lübeck von ca. 23.30 Uhr bis ca. 4 Uhr (Linien 30/31/40). ii. Deutliche Steigerung der Taktung der Busse innerhalb Travemündes (Linien 35/38). iii. Ergänzung des Schnellbusses zwischen Lübeck und Travemünde um Linien mit zusätzlichen Haltestellen.
- 3. Die Parkpaletten auf den Parkplätzen Lotsenberg und Godewind werden, soweit noch kein Baurecht besteht, nicht gebaut. Sie würden zu einer Zunahme des motorisierten Individualverkehrs bis ins Zentrum von Travemünde führen und Architektur, Ästhetik und Aufenthaltsqualität des Seebades beeinträchtigen. Zudem erscheint eine Finanzierung durch private Betreiber nicht gesichert. Analog zu 1) ist die Nachfrage nach Parkplätzen durch zunehmende Nutzung des Verkehrsverbundes und ggf. durch einen Shuttle-Service zu reduzieren.
- 4. Innovative Zukunftstechnologien werden im Mobilitätskonzept durch gezielte Maßnahmen gefördert. Hierzu zählen: a. Integration Travemündes in ein in Lübeck zu installierendes Fahrrad- (VO/2017/05069) und E-Scooterverleihsystem. b. Ausweitung von Ride-Sharing-Diensten nach Travemünde (z.B. Lümo in Lübeck oder e.GO Mover auf Sylt), insbesondere zu den Stoßzeiten. c. Ausbau des Radwegenetzes für gemeinsame Nutzung mit E-Rollern.
- 5. Zum Ausbau der Fußweg- und Fahrradinfrastruktur und zur Förderung des Fahrradfahrens und der Fußgänger*innen werden folgende Maßnahmen durchgeführt: a. Der Moorredder wird in östlicher Fahrtrichtung zur Einbahnstraße für KFZ/LKW. Zudem werden dort die Fahrradstreifen auf jeweils 2m verbreitet und baulich von der Straße getrennt. b. Der Steenkamp wird zwischen Moorredder und Howingsbrook in nördlicher Fahrtrichtung zur Einbahnstraße. c. Der Radverkehrsstreifen auf dem Gneversdorfer Weg Richtung Süden verläuft durchgängig auf der Fahrbahn und wird baulich durch Überfahrhemmnisse abgetrennt. Hierzu wird die Verkehrsinsel auf Höhe des Penny-Supermarktes entfernt. d. Der Kowitzberg bekommt einen durchgängigen Fuß- und Radweg. Die zulässige Höchstgeschwindigkeit wird reduziert. e. Der Fahrradweg am Ende der Travemünder Landstr. Richtung Süden wird durchgängig ausgebaut und wird baulich durch Überfahrhemmnisse abgetrennt. f. Die folgenden Wege werden landschaftsadäquat mit einem fahrradfreundlichen Belag ausgebaut: i. Entlang der ehemaligen Bahnstrecke parallel des Steenkamps. ii. Von An der Bäk zum Dreilingsberg/Gneversdorfer Weg. iii. Vom Steenkamp bis Lembkestr./Kowitzberg. g. Die unfallträchtige Kreuzung Ivendorfer Landstr./Teutendorfer Weg wird durch geeignete Maßnahmen sicherer gemacht. h. Der Ostseeküstenradweg wird über die Kurgartenstr. geführt und eine baulich von der Straße getrennte Verbindung zur Kaiserallee geschaffen. i. Die Eisenbahnquerung in der Rose wird für KFZ/LKW gesperrt. j. Die Einfahrt in den Mühlenberg vom Gneversdorfer Weg wird für KFZ/LKW gesperrt.
- 6. Der geplante Überlaufparkplatz Dreilingsberg wird zum Außenparkplatz ausgebaut und erhält eine Zufahrt über den Gneversdorfer Weg.
- 7. Vor dem Hintergrund des hohen Durchschnittsalters der Travemünder Bevölkerung und zur Inklusion von Einheimischen und Tourist*innen sind zusätzliche Maßnahmen für Barrierefreiheit notwendig. Hierzu erstellt die Verwaltung bis Ende 2019 ein ergänzendes Nachtragskonzept.
- 8. Der Priwall ist in ein »Mobilitätskonzept Travemünde« einzubeziehen. Hierzu erstellt die Verwaltung bis Ende 2019 ein ergänzendes Nachtragskonzept.
Quelle: Text: Pressemitteilung GRÜNE, Foto: Archiv TA