KUNST & KULTUR
Travemünde 13.08.2017
Der »Fürst der Finsternis« in Travemünde
Rasante First Class Comedy Magic-Show im Kulturbahnhof
Irgendwo – aber wo? Dieses Geheimnis will Hovestädt im September lüften. Die Überraschung und Enttäuschung im Publikum war lautstark. Es gäbe keinen Grund für eine Kündigung, doch sie wäre rechtlich zulässig und Bemühungen in Travemünde eine neue Spielstätte zu finden, seien gescheitert – eine Unterstützung der Stadt sei ausgeblieben. Sprach es, kündigte den Künstler Martin Sierp an und verließ mit einem vielsagenden Lächeln die Bühne hinein ins erwartungsfrohe Dunkel der Zuschauer.
Nun trat der auf. Martin Sierp kam als der »Fürst der Finsternis«, als »der Typ zum Anbeißen«, als der »Meister der Maske« mit seiner »First Class Comedy Magic-Show« heraus auf die Bretter der Bühne im Kulturbahnhof in Travemünde. Der vokal-optische-akustische Einstand war genauso, wie in der Presseerklärung angekündigt. Die sprach von »… einer 120 minütigen Comedy-Show, die so rasant sei, dass man das Gefühl habe, sie würde nur 2 Stunden dauern«. Dieser Gag war zwar noch ausbaufähig, aber er, Martin Sierp zeigte bald alles, was er kann und noch ein wenig mehr.
Denn auf jeden Fall solle die Show besser sein, als deren Ankündigung, meinte die Presseankündigung. Nicht ganz verständlich in seinem Pressevorspann lässt er sein Publikum wissen, dass »…die hervorragende Show ursprünglich für linksliberale Kaffeemaschinen konzipiert (worden sei)«, aber, so seine Selbsteinschätzung »… mittlerweile für jedermann geeignet! Selbst für Freunde des gehobenen politischen Kabaretts. Die schämten sich nur später, worüber sie gelacht hätten.« Wer bisher diesen Zeilen lesenderweise gefolgt ist, hat sich bereits einen genauen Eindruck von dem verschaffen können, wie sich seine Show im Verlauf des weiteren Abends entwickelt hat.
Martin Sierp bat gekonnt einige seiner Gäste aus dem Publikum auf die Bühne oder bat auch darum, ihm für seine Künste ein Kleidungsstück auszuleihen. Freunde dieser Art eine Comedy zu handeln kamen auf ihre Kosten, und jene die zu ihm auf die Bühne folgten, vielleicht auch. Aber jedermanns Geschmack ist es nicht. Was er tat und zauberte war auf jeden Fall ungewöhnlich, amüsant und manchmal auch voller Geistesblitze, die sicherlich nicht in seinem Manuskript standen. So oder so jedenfalls hat er ein Versprechen gehalten: wen die in seinem Programm angekündigten Inhalte nicht interessierten, der »… sollte sich trotzdem diese Aufführung nicht entgehen lassen, damit er wenigstens mitreden kann.«
Das stimmt und der Abend war’s denn auch Wert, wenn auch der Abgesang der langjährigen erfolgreichen Kulturarbeit, der mit der heutigen Vorstellung begann, so manchen mit Wehmut erfüllen mag. PM/KEV
Fotos Karl Erhard Vögele