POLITIK
Travemünde 16.10.2015
Flüchtlinge: Viele Travemünder wollen helfen
Im November soll es ein Ehrenamts-Treffen mit Informationen geben

Die Stadt hat kürzlich auf dem Priwall weitere Wohnungen für bis zu 40 Flüchtlinge angemietet (TA berichtete). Der Ortsrats-Vorsitzende Gerd Schröder kritisierte zum Beginn der Sitzung, dass Travemündes politisches Gremium darüber nicht informiert worden sei. Der verantwortliche Fachbereichsleiter Sven Schindler erklärte dazu, dass man erst am vergangenen Montag das Angebot bekommen habe. »Am Dienstag haben wir uns vor Ort getroffen und am Mittwoch ist der Mietvertrag unterzeichnet worden.« Schindler nannte in der öffentlichen Sitzung auch den Namen des Vermieters und die Art der Unterkünfte. Manchmal würden Angebote schneller angenomen als man in der Lage sei, darüber zu berichten. Das Tagesgeschäft sei »unfassbar hektisch geworden«, sagte Schindler.

Schindler berichtete weiter von der Belastung der städtischen Mitarbeiter, die 11 Stunden am Tag arbeiten würden. Niemand würde nach Hause gehen, wenn nicht klar sei, wo die Flüchtlinge am nächsten oder übernächsten Tag hinkommen. Es hätte schon »Ausfälle oder Zusammenbrüche« bei den Mitarbeitern gegeben. Aus allen Teilen der Verwaltung soll sein Fachbereich »Notkräfte« bekommen, um dem Unterbringungsdruck gerecht zu werden.
In Travemünde sind zurzeit 80 Personen an vier Orten untergebracht, darunter auch viele Kinder. Viele Flüchtlinge kommen aus Syrien. Auf dem Priwall leben aber auch afghanische Familien, eine mazedonische, eine armenische, eine jemenitische Familie und zwei albanische Familien. Die Kinder werden in speziellen Klassen mit Deutsch als Zweitsprache eingeschult. Bei kleinen Kindern wird nach Kindergartenplätzen geguckt, damit sie auch soziale Kontakte knüpfen können. Den Eltern werden Deutsch-Kurse angeboten, was großzügig von der Possehl- und der Sparkassen-Stiftung unterstützt wird. Die meisten Flüchtlinge nehmen das freiwillige Kursangebot an.
Die Frage aus dem Ortsrat, wo die Flüchtlinge untergebracht sind, wollte der Fachbereichsleiter nicht beantworten und begründete das auch: »Wir machen das üblicherweise nicht. Obwohl wir wissen, dass im Stadtteil jeder weiß, wo Flüchtlinge untergebracht sind. Wir machen das nicht, dass wir in öffentlichen Sitzungen Standorte konkret bekanntgeben. Da gibt es manchmal handfeste Gründe für.«
Die Frage, die viele Travemünder aus dem Publikum interessierte, war dann, wo man sich melden kann, um zu helfen und was man als Travemünder tun könne. Doch konkrete Möglichkeiten dazu gibt es noch nicht. Zurzeit wird auf dem Priwall ein Büro für den Betreuer eingerichtet. Üblicherweise kommt auf 40 Flüchtlinge ein Betreuer, so dass wohl bald um eine weitere Kraft aufgestockt wird. Im November soll dann eine Einladung zu einem Ehrenamts-Treffen für alle erfolgen, die sich engagieren wollen. Viele Travemünder, die mit Kleider- und Sachspenden oder ehrenamtlichem Engagement helfen wollen, haben in den vergangenen Wochen bereits bei der Diakonie angerufen.
Pastorin Astrid Baar berichtete von Irritationen, als die ersten Flüchtlinge bei der Travemünder Ausgabestelle der Lübecker Tafel vor der Tür standen. Sie bat darum, dass den Asylsuchenden vermittelt werde, was die Tafel sei und im Kontakt auch die Mitarbeiter darauf vorzubereiten.
Weiter berichteten aus dem Publikum Nachbarn von positiven Erfahrungen mit den neuen Priwall-Bewohnern. Erste nachbarschaftliche Hilfen durch Sachspenden hat es bereits gegeben. TA
Weitere Themen der Sitzung:
Im weiteren Verlauf der Ortsrats-Sitzung ging es unter anderem um die Gefährdung von Radfahrern am Gneversdorfer Weg. Abgesehen von einem weiteren Unfall hätte sich da nichts getan, wurde festgestellt. Weiter gab es eine Nachfrage von Thomas Thalau an die Travemünder Wirtschaftsgemeinschaft (TWG), an wen die Unterschriftenliste für mehr Kreuzfahrer (TA berichtete) denn übergeben werden soll. Das muss im Vorstand der Interessengemeinschaft offenbar erst noch abgestimmt werden.
Um das Thema Parken und Verkehrskonzept soll es voraussichtlich in der November-Sitzung gehen. TA