Schaufenster in der Vorderreihe sorgt seit Wochen für Gesprächsstoff
In roten Buchstaben steht die Anklage quer über das Schaufenster in bester Travemünder Lage geschrieben, immer wieder bleiben Passanten in der Vorderreihe davor stehen: Das Fernsehtechnik-Fachgeschäft musste ausziehen, weil die Geschäftsräume mit dem PKW praktisch nicht mehr zu erreichen waren. Schuld sei die Hansestadt Lübeck.
Umzug, weil die Stadt die Grundlage entzogen hat: Vor dem Schaufenster in der Vorderreihe bleiben viele Passanten stehen. Foto: TA
Dass ein Fernseh-Fachgeschäft mit dem PKW erreichbar sein muss, ist klar: Techniker und Kunden müssen die Geräte in die Werkstatt bringen und nach der Reparatur wieder abholen können. Jahrzehntelang ging das. Bevor Peter Kohnert im Jahre 2007 mit der Firma dittmann einzog, hatte hier Holger Splettstösser 30 Jahre lang sein Fachgeschäft für Fernsehtechnik. Bis 2007 reicht auch Peter Kohnerts Schriftverkehr mit der Stadt zurück. Schwierig war es mit dem Lieferverkehr von Anfang an: Nur zwischen 9 und 11 Uhr konnten die Geschäftsräumen angefahren werden. Ausnahmegenehmigungen wurden nicht erteilt. Dann die nächste Einschränkung: Nur noch gewerblicher Lieferverkehr wurde erlaubt, berichtet Peter Kohnert. Keine Chance mehr für die Kundschaft, ihren Fernseher selbst ins Fernsehgeschäft zu bringen. Dazu kamen die Probleme mit den Kreuzfahrtschiffen: Während ein Schiff da war, durften die eigenen, von der Hafengesellschaft angemieteten Parkplätze, nicht mehr benutzt werden. Auch während der Auf- und Abbauzeit der Zäune waren die Parkplätze blockiert. Seit diesem Jahr sei dann auch schärfer kontrolliert worden: »Die Politessen standen zwischen der Commerzbank und der Sparkasse, achteten darauf dass keiner in die Vorderreihe reinfährt, schrieben auf. Und dann stand die Polizei am Seebär und hat drauf geachtet, dass keiner über den Ostpreußenkai fährt«, sagt Peter Kohnert. »Soll ich mir denn einen Hubschrauber besorgen?« Die Entscheidung, die Gewerbeimmobilie, die ihm selbst gehört, zu verlassen, kam dann, als die Hafengesellschaft ihm die angemieteten Parkplätze hinter dem Haus kündigte. Vor dem Laden stehen ging nicht, Parken ging nicht mehr, Vorderreihe und Ostpreußenkai befahren auch nicht. »Da hatten wir keine Grundlage mehr«, sagt Peter Kohnert. Immerhin bestätigte die Lübecker Hafengesellschaft (LHG) in ihrem Kündigungsschreiben die Problematik mit der Verkehrsführung: Als Begründung bezog sich der Brief vom 29. April 2013 unter anderem auf die der Sommerverkehrsregelung »nach der Sie die Parkplätze nicht ohne eine Missachtung der bestehenden Verkehrsregeln erreichen können.«
Allein für den Mut, so offen zu Protestieren, bekam der Unternehmer schon viel Anerkennung. Foto: KEV
Peter Kohnert wäre zufrieden gewesen, über den Ostpreußenkai bis hinter das Haus zu seinem Parkplatz fahren zu können. Mit Ausnahmegenehmigung für das Befahren der Vorderreihe während der wenigen Tage, wenn ein Kreuzfahrtschiff den Kai braucht. Stattdessen nun die roten Buchstaben auf dem leeren Schaufenster, vor dem täglich Passanten stehen bleiben. Und nach Jahrzehnten das Ende eines Standortes für ein Fernsehfachgeschäft. Peter Kohnert hat neue Geschäftsräume in der Vogteistraße gefunden, inklusive Parkplätze. In den Umzugskartons lagern noch die Akten mit fast sechs Jahren Schriftverkehr mit der Stadt. TA
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Kommentare
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Kommentar von Jürgen Ritter am 21.10.2013[5,0/9]
Solange wir einen Bürgermeister haben, der zu nichts anderem zu gebrauchen ist als Blumen zu überreichen und hin und wieder mal die Bürger Lübecks zu belügen, wird sich in unserer glorreichen Verwaltung nichts ändern. Man hat den Eindruck, dass jeder kleine Beamte oder Angestellte seine Entscheidungen alleine trifft und die Verwaltungsspitze sich ausschläft. Es läuft alles nach dem Schema ab: keiner weiß, was er tut, aber alle machen mit.
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Kommentar von Stephan Roth am 25.10.2013[4,6/9]
Das alles passt zu dem desolaten Gesamtbild, das Lübeck seit vielen Jahren abliefert, und dem sich ja Travemünde leider nicht entziehen kann. So lange wir diese in jeglicher Hinsicht völlig inkompetenten Politiker in der Lübecker Bürgerschaft sitzen haben, werden kleine, lokale Gewerbetreibende getrietzt und den Kürzeren ziehen, wogegen 5-Sterne-Hotelliers und Großinvestoren quasi machen dürfen, was sie wollen.