ORTSGESCHEHEN 1
Travemünde/Lübeck 31.10.2012
Nachbau für Denkmalmesse:
1872 stürzte er vom Steilufer – Jetzt ist der »Seetempel« aus den Buddenbrooks wieder da!

Der Pavillon, den die Romanfiguren Tony Buddenbrook und Morten Schartzkopf während ihrer Romanze aufsuchten, existierte wirklich. Er stand am südlichen Ende des Brodtener Steilufers, wo später bis in die 1980er Jahre ein Restaurant gleichen Namens war. Bekannt ist der Seetempel auch von einem alten Stich, den ein unbekannter Künstler im Jahre 1870 fertigte. Eine Familie steht am Geländer oben am Steilufer und blickt aufs Meer, daneben ist der Seetempel zu sehen, der wohl Wetterschutz war und im Inneren auch eine Sitzbank gehabt haben soll. Im Jahre 1872 stürzte das Bauwerk am Rande des Steilufers bei einer Sturmflut ins Meer.
Der historische Stich blieb erhalten und dient nun als Vorlage für einen Nachbau. Der Neubau ist eigentlich ein Messestand: Die Jugendbauhütte Lübeck präsentiert sich darin auf der Leipziger Denkmalmesse (22.11.2012 – 24.11.2012). Vorab ist er voraussichtlich am 3. November bei einer Veranstaltung vor der Lübecker Musik- und Kunstschule (Kanalstraße) zu sehen.
Unter Anleitung von Zimmermann Eric Janssen von der Jugendbauhütte sind fünf Jugendliche mit dem Projekt beschäftigt. Die jungen Leute machen zur Zeit ein freiwilliges Jahr in der Denkmalpflege. Die Werkstatt liegt auf der Nördlichen Wallhalbinsel in Lübeck, den die eigene ist für so ein Projekt viel zu klein. Durch den Kontakt zu Professor Eike Lehmann von der Gesellschaft Weltkulturerbe entsteht der zweite »Seetempel« nun dort, wo schon der Nachbau des Hanseschiffes »Lisa von Lübeck« gebaut wurde. Nach vorn offen, mit Säulen an den sechs Ecken und 2,50 Meter hoch, mit Dach 5,50 Meter. Dank Holzverbindungen wie beim Fachwerk wird er sich auf und wieder abbauen lassen.

Klar, dass Professor Lehmann als Travemünder gleich begeistert war von den Plänen und auch Skizzen fertigte. Außerdem ist er im Vorstand des Travemünder Heimatvereins und auch da kommt die Nachricht vom Nachbau gut an: »Ich finde das Super«, sagt der Vorsitzende Siegfried Austel. Er hofft, dass der neue Seetempel vielleicht wieder an die alte Stelle kommt, als Attraktion für Spaziergänger. TA