ORTSGESCHEHEN 1
Travemünde 27.10.2012
Stadt entmietet wieder:
Imbiss »Grill Bar« in der Bertlingstraße macht zu

Der desolate Eindruck, den das städtische Gebäude gegenüber des Travemünder Strandbahnhofes macht, täuscht nicht: Die Mieter können viele Geschichten erzählen, etwa von ständig eingefrorenen Wasserleitungen im Winter oder horrenden Stromrechnungen durch die alten Nachtspeicherheizungen. Selbst investieren ging auch nicht, denn zuletzt gab es von der Stadt nur noch Verträge mit vierwöchiger Kündigungsfrist. »Da kann man natürlich nicht mehr drauf aufbauen«, sagt die Unternehmerin.

Investiert hat die Stadt offenbar kaum noch in ihr Gebäude. Auflagen gab es für die Mieter dagegen schon. Noch vor gut vier Wochen soll das Ordnungsamt da gewesen sein, hätte verlangt, dass in der Imbiss-Küche die Decke angehoben wird. Vorschrift. »Dann bricht das Gebäude zusammen«, hat Nicky da gesagt. Und außerdem sei ihr doch gekündigt worden. Davon wusste der Ordnungsamts-Mitarbeiter nichts, berichtet sie.
Das Gebäude sieht von außen wenig vertrauenerweckend aus, was möglicherweise Kundschaft gekostet hat. Aber die Currywurst Pommes im Imbiss »Grill Bar« hatten einen guten Ruf, der Betrieb wird sogar in einer Reisebroschüre erwähnt. Und die Wirtin, die alle nur Nicky rufen, führt das Geschäft in zweiter Generation. Vor 11 Jahren hat sie den Imbiss von ihrem Vater übernommen. »Ich bin hier groß geworden«, sagt Nicky.
Im Sommer sind die Touristen auf dem Weg vom Bahnhof zum Strand hier eingekehrt, im Winter, wenn weniger Gäste da sind, ist die Grillbar ein bisschen sozialer Treffpunkt für die Stammgäste. Ein bisschen wie ein zweites Wohnzimmer.
Natürlich hat Nicky gefragt, was denn passieren soll mit der Ladenzeile: »Das soll leer stehen und dann abgerissen werden«, hat man ihr gesagt.
Ein bisschen traurig ist sie schon, will jetzt aber einen Schlussstrich ziehen und nicht noch die Heizkosten in den Wintermonaten tragen. Deshalb ist jetzt Schluss.
Natürlich ist der Gastronomin auch bewusst, dass das kein schönes Gebäude mehr ist und etwas passieren muss. Aber dann sollte die Stadt auch Nägel mit Köpfen machen, findet die Imbiss-Betreiberin. Doch was passieren soll, nachdem alle raus sind, das konnte ihr bislang keiner sagen. »So langsam geht hier in der Bertlingstraße das Licht aus«, fürchtet sie. TA