POLITIK 5
Travemünde 15.06.2011
Politisch korrekte T-Shirts:
Schindler will Kleiderordnung beim Publikum des Kurbetriebs-Ausschusses bestimmen

»Man hat mir ausrichten lassen, dass wir nicht in den T-Shirts zum Jazz kommen mögen«, sagt Thomas Schapke. Ausrichten ließ die Botschaft laut Schapke LTM-Geschäftsführerin Andrea Gastager. Die Interessengemeinschaft indes wunderte sich ein wenig, aber kümmerte sich nicht weiter darum. Man traf sich im bewährten T-Shirt am Ducksteiner-Stand und feierte gemeinsam, zog ein wenig über die Meile.
Jetzt klingelte wieder das Telefon: Klaus Petersen, Vorsitzender des Kurbetriebs-Ausschusses, hatte einen Anruf von Lübecks Wirtschaftssenator Sven Schindler bekommen. Herr Schindler wolle nicht, dass jemand im schwarzen T-Shirt mit der Aufschrift »Rettet den Kurbetrieb für Travemünde« zum Ausschuss komme, bestätigte Petersen auf Nachfrage. Dabei geht es nicht um die Ausschuss-Mitglieder wohlgemerkt, die tragen keine T-Shirts. Es geht um die Kleidung des Publikums. Gründe dafür hätte Schindler nicht genannt. Petersen hätte das dann wunschgemäß Thomas Schapke ausgerichtet.

»Ich fühle mich in meiner Meinungsfreiheit beschnitten«, sagt nun Thomas Schapke und wundert sich über das Verhalten von Gastager und Schindler: »Es wäre sehr nett, wenn mal ein persönliches Gespräch geführt wird und nicht immer über Dritte«, sagt er. »Auch Herr Schindler kennt meine Telefonnummer«. Zu Beginn des Protestes gegen den umstrittenen Bürgerschafts-Beschluss vom Februar zur »Aufgabenreduzierung beim Kurbetrieb« hatte sich schon Johannes Pegel von der Interessengemeinschaft um ein Gespräch mit Senator Schindler bemüht, ergebnislos. »Die Entwicklung ist doch sehr bedenklich, wenn man nicht mehr in der Lage ist, persönliche Gespräche führen«, findet Thomas Schapke, der sich nun fragt »ob wir einen wunden Punkt getroffen haben.«
Die Geschichte macht mittlerweile in Travemünde die Runde und man amüsiert sich über die »neue Kleiderordnung«. Damit sich nicht auch noch das Lübecker Rechtsamt mit lokalpolitischen Modefragen befassen muss, hat man sich dem Vernehmen nach wohl geeinigt. Nun wird neben Sachthemen wie den Touristischen Wegweisern und der Promenaden-Umgestaltung auch die T-Shirt-Mode des Publikums im Kurbetriebs-Ausschuss mit Spannung erwartet und sicher intensiv diskutiert werden. TA