Schiefer Turm von Travemünde?

Grundbruch durch Aqua-Top-Abriss bringt Schifffahrts-Denkmal in gefährliche Schräglage

Der in Travemünde stehende älteste Leuchtturm Deutschlands hat sich etwas in Richtung Süden geneigt. Durch die starken Erdbewegungen beim Aqua-Top-Abriss ist es unter dem Turm zu einem so genannten »Grundbruch« gekommen. Sollte sich die Schieflage noch verstärken, könnte das unersetzliche Schifffahrts-Denkmal sogar kippen.

Um fünf Grad hat sich der Leuchtturm schon nach links Richtung Trave geneigt. Foto: <b>WM</b> — Um fünf Grad hat sich der Leuchtturm schon nach links Richtung Trave geneigt. Foto: WM

Schwere Vorwürfe werden jetzt gegen die mit den Abrissarbeiten des Aqua-Top beauftragte städtische KWL erhoben: Die Verantwortlichen hätten es versäumt, vor dem Beginn der Abbruch-Arbeiten am Aqua-Top auch beim Leuchtturm eine statische Untersuchung vorzunehmen, wie sie im Maritim erfolgt ist. Selbst einfachste Gipsmarken zur Feststellung von Rissen wurden nicht angebracht. Das Wasser- und Schifffahrtsamt als Eigentümerin des Turms und die KWL erwarten langfristige Auseinandersetzungen vor Gericht wegen der Schadensregulierung.

Die Stadt hat den Leuchtturm vorsichtshalber weiträumig eingezäunt, sollte er umzufallen drohen. Noch ist er aber frei zugänglich, die Schieflage von fünf Grad halten Statiker noch für verträglich. Foto: <b>WM</b> — Die Stadt hat den Leuchtturm vorsichtshalber weiträumig eingezäunt, sollte er umzufallen drohen. Noch ist er aber frei zugänglich, die Schieflage von fünf Grad halten Statiker noch für verträglich. Foto: WM

Die Hansestadt Lübeck hat zwischenzeitlich vorsorglich mit der Einzäunung des Leuchtturms begonnen, so dass das Gelände gesperrt werden kann, sollte sich die Schräglage von zur Zeit etwa fünf Grad noch weiter fortsetzen.

Bereits am letzten Sonntag hatten zahlreiche Einheimische und Gäste versucht, den Turm mit vereinten Kräften wieder in die Senkrechte zu bringen, was aber nicht gelungen ist. Ein Hinweisschild am Leuchtturm fordert jeden Besucher auf: »Bitte drücken!«. Die Hoffnung ist, dass auch kleinste Schritte auf Dauer etwas bringen.

»Bitte drücken!«: Ein erneuter Groß-Versuch startet am kommenden Sonntag. Foto: <b>WM</b> — »Bitte drücken!«: Ein erneuter Groß-Versuch startet am kommenden Sonntag. Foto: WM

Ein erneuter Groß-Versuch startet am kommenden Sonntag, 3. April 2011 um 15:00 Uhr. Während unten am Turm auf der Südseite gedrückt wird, stehen viele Besucher auf der Nordseite der achten Etage als Gegengewicht. Wenn es nicht gelingen sollte, den Turm wieder komplett in die Senkrechte zu bringen, hofft man doch wenigstens, ihn zu stabilisieren. Mit dem »Schiefen Turm von Travemünde« hat das Ostseebad dann ja weiterhin eine weltweit bekannte, vielleicht noch bekanntere Sehenswürdigkeit. TA

Turm-Drücken