LÜBECK AKTUELL
Lübeck 21.12.2010
Lübeck kämpft um seinen Weihnachtsmarkt
Schon 6.000 Unterschriften für das Riesenrad – Selbst aus Schweden beschweren sich die Gäste

Ihm gegenüber sitzt Astrid aus Lübeck, isst ihre Holsteiner Bratwurst, trifft sich mit Freunden und fühlt sich wohl. »Und das mittlerweile seit 16 Jahren«, sagt sie. »Dass man uns das nimmt, das finde ich nicht in Ordnung.« Sie fürchtet um die Weihnachtsstimmung. Fischbrötchen seien etwas für den Sommer, aber nicht für den Weihnachtsmarkt, meint die Lübeckerin. Und mit dieser Meinung ist sie nicht allein. Schon 6.000 Unterschriften haben die Schausteller auf dem Koberg gesammelt, berichtet Dieter Voss vom Wurstspezialitäten-Haus. Und täglich werden es mehr.


Dieter Voss ist seit 18 Jahren mit dem Großen Wurstspezialitäten-Haus auf dem Koberg dabei. Er kennt noch die Anfänge des Weihnachtsmarktes auf dem Koberg: Der Platz sei damals neu gestaltet worden, berichtet er. Das erste Jahr sei sehr schwierig gewesen, damals standen noch Bauzäune um den Platz. Mit viel Arbeit kam dann der Erfolg. »Nicht gleich von Anfang an, das hat natürlich ein paar Jahre gedauert«, sagt Dieter Voss. »Die Hauptattraktion war, als das Riesenrad vor zehn Jahren zu uns stieß. Das Licht konnte man schon von der Autobahn sehen. Das Riesenrad hat der Veranstaltung hier einen richtigen Schub gegeben.« Wenn das Riesenrad verschwindet, dann würden mit Sicherheit auch wieder weniger Leute zum Weihnachtsmarkt auf den Koberg kommen, meint er.
Deshalb gibt es die Unterschriften-Aktion. 6.000 bis 6.500 Menschen haben nach Schätzungen von Dieter Voss schon unterschrieben. Für das Riesenrad und den Erhalt aller Schausteller-Betriebe auf dem Koberg. Die Unterschriften sollen an die Lübeck- und Travemünde Marketing GmbH (LTM) übergeben werden, wenn die Schausteller dort ein Gespräch haben. »Wir wehren uns nicht gegen Erneuerungen«, betont Dieter Voss. »Wir müssen nur wissen, woran wir sind. Und wir brauchen ja für einige Jahre auch Investitions-Sicherheit. Von einem aufs andere Jahr kann man nicht groß Investitionen machen.«

Familien kommen gern auf den Weihnachtsmarkt auf dem Koberg, berichtet Dieter Voss. Dort könnte noch ein bisschen ausgespannt werden. »Hier ist nicht so ein Gewühle, und sie können mit den Kindern noch das eine oder andere machen. Sie können Karussell fahren, sie können Pony reiten, sie können Riesenrad fahren, sie können Ballon werfen und jeder bekommt einen Preis, sie können Schneeball-Werfen machen.«
Selbst aus dem fernen Schweden haben schon Lübeck-Stammgäste an die Lübecker Marketinggesellschaft geschrieben (siehe Kasten): »Die Kunden sind wir, die Ihnen das Geld nach Lübeck bringen. Wir wollen diese Änderungen nicht und viele mit uns«, heißt es in dem Schreiben.
»Wir hoffen, dass Sie die Traditionen behalten, deswegen kommen wir und viele andere Touristen nach Lübeck. Glauben Sie nicht den Lobbyisten. Wir kommen nicht nach Lübeck, um marinierten Fisch zu essen, den gibt es auch bei uns«, appellieren die Schwedischen Gäste (Absender der Redaktion bekannt) an die LTM.

Noch bis 30. Dezember kann man bei allen Schaustellern auf dem Koberg für das Riesenrad und für den Weihnachtsmarkt mit den jetzigen Betrieben unterschreiben. Ob es etwas nützt, wird sich zeigen, spätestens im Dezember 2011. TA
Brief von Weihnachtsmarkt-Stammgästen aus Schweden an die LTM (Name ist der Redaktion bekannt):
Den 12. Dezember 2010
Lübeck und Travemünde Marketing GmbH
Att. Management
Holstentorplatz 1
D-23552 Lübeck
Guten Tag meine Damen und Herren!
Seit mehr als 10 Jahren besuchen wir den Weihnachtsmarkt in Lübeck. Für uns ist es schon zu einer Tradition geworden, den Weihnachtsmarkt zu besuchen; – der Grund, er gefällt uns so wie er ist, bei Ihnen in Lübeck. Auf der Weihnachtsmarktzone Koberg kehren wir jedes Mal bei dem Restaurant Dieter Voß, Scharbeutz nachmittags ein um dort ein oder zwei Gläschen Glühwein zu trinken und das rege, vorweihnachtliche Treiben der verschiedenen Menschen zu betrachten; – unter ihnen viele Skandinavier. Bei D. Voß kann man nämlich schön gemütlich sitzen und alles in Ruhe betrachten und sich in ungebundener Atmosphäre unterhalten und Freundschaften knüpfen. Wir und viele unserer skandinavischen Freunde kommen nach Lübeck und zum Koberg, weil es ein bunter Weihnachtsmarkt ist, mit deutschen Traditionen mit Musik und Freude und dazu das große, farbenfrohe Riesenrad. Ein Riesenrad ist etwas unerhört Spannendes für kleine und große Kinder. Das Lichterleuchten und Lichterblinken regt die Phantasie an, das ist, was man dann mit ins späterer Leben nimmt; – Weihnachtsvorfreude mit bunten Lichterketten.
Bei unserem diesjährigen Besuch erfahren wir, dass Sie diese Tradition ändern wollen.
Warum eigentlich? Was sind die Gründe? Haben Sie die »Kunden« befragt?
Die Kunden sind wir, die Ihnen das Geld nach Lübeck bringen. Wir wollen diese Änderungen nicht und viele mit uns. Wir hoffen, dass Sie die Traditionen behalten, deswegen kommen wir und viele andere Touristen nach Lübeck. Glauben Sie nicht den Lobbyisten. Wir kommen nicht nach Lübeck, um marinierten Fisch zu essen, den gibt es auch bei uns.
Lübeck ist eine wunderschöne Kulturstadt und es ist der Mix, der die Atmosphäre auf dem Weihnachtsmarkt schafft, wegen welcher wir nach Lübeck kommen.
Behalten Sie den Koberg so wie er ist.
Freundliche Grüße