POLITIK 1
Travemünde 13.08.2008
Alles aus Lübeck?
LTM will Veranstaltungen des Kurbetriebs übernehmen
Trotzdem hat Peter Reinhardt von der SPD-Bürgerschaftsfraktion nun einen »Lübeck-internen Konkurrenzkampf um Organisation und Vermarktung von Veranstaltungen« ausgemacht. Reinhard will nun alle Veranstaltungen in Lübeck bei der LTM bündeln: »Wir schlagen deshalb vor, das bestehende Event-Büro in der LTM zu einer für Lübeck und Travemünde zentralen Service-Stelle für Veranstaltungsaktivitäten weiterzuentwickeln«, so Reinhardt. »Die LTM beziehungsweise vormals die HLTS hat sich in der Vergangenheit als kreative Ideengeberin erwiesen, Impulse gesetzt und sich große Anerkennung erarbeitet«, begründet Reinhardt.
Dann wird es etwas merkwürdig: »Die laufende Diskussion über leere Parkplätze und ein Fehlen von Tagesgästen in Travemünde oder die Probleme bei der Vermarktung des Seglertreffens zeigen die dringende Notwendigkeit von Veränderungen«, sagt Reinhardt.
Leere Parkplätze: Für die »laufende Diskussion über leere Parkplätze« ist Wolfgang Büchtmann von der Travemünder Wirtschaftsgemeinschaft verantwortlich, der in einem Artikel der »Lübecker Nachrichten« folgendermaßen zitiert wird: »Am Sonnabend habe ich fast 2000 freie Parkplätze gezählt. Und das zur besten Zeit am Nachmittag«. Das wären immerhin gut zwei drittel der bewirtschafteten Parkplätze in Travemünde. Frau Mohr von der städtischen KWL erklärte dagegen heute: »Ich kann das nicht so gut nachvollziehen«. Die kleinen Veranstaltungen hätten kaum Auswirkungen auf die Parkplätze, das sei eher vom Wetter und von der Saison abhängig. Bei schönem Wetter würden am Parkplatz Baggersand schon mal von Autofahren unberechtigt die Absperrungen abgerissen, um dann sogar auf den von Dräger fest angemieteten Plätzen zu parken.
Leser machen in Online-Kommentaren dagegen die Parkgebühren für das Abwandern der Autos auf Supermarkt-Parkplätze und in Wohngebiete verantwortlich. Das wäre dann lediglich eine Verlagerung der Autos.
Probleme bei der Vermarktung des Seglertreffens: Auch diesen Ansatz hat Peter Reinhardt offenbar aus dem Zeitungsartikel, sofern er die in Kürze stattfindende »Baltic Sail« meint. Dafür ist aber die Lübecker LTM verantwortlich, die Reinhardt so lobt. Die »Sail« ist die einzige Veranstaltung in Travemünde, die noch von der LTM organisiert wird. Die »Sand World« gibt es nicht mehr und die »Travemünder Woche« organisiert der Lübecker Yacht Club.
Das Fehlen von Tagesgästen in Travemünde: Was tatsächlich in Travemünde fehlt, sind nicht Tagesgäste, sondern Übernachtungsgäste, also Hotelbetten. Tagesgäste reisen abends wieder ab, deshalb ist im Ostseebad abends weniger Betrieb als in benachbarten Bädern. Hätte Travemünde mehr Betten, würden abends und auch tagsüber mehr Gäste herumlaufen. Mit Großveranstaltungen, das hat die Gescheiterte Sand World (Organisation: LTM) gezeigt, ist das auf Dauer nicht zu lösen. Ein Ort muss auch aus sich selbst heraus attraktiv sein.
Auf Grundlage drei Punkte fordert Reinhardt nun »eine grundlegende Neuausrichtung«. Was nicht direkt neu ist, denn zur Jahrtausendwende gab es schon einmal mit der »LTZ« einen ähnlichen Versuch – Der nicht funktionierte.
Trotzdem will Wirtschaftssenator Wolfgang Halbedel offenbar diesen Weg gehen. »Es wird ein Gespräch geben, wenn der Senator aus dem Urlaub wiederkommt«, sagt Travemündes Kurdirektor Uwe Kirchhoff. Details kann er noch nicht nennen.
Bei den Lübecker Touristikern von der LTM ist man bereit, sich um die kleineren Travemünder Veranstaltungen zu kümmern:
»Wir freuen uns«, sagt LTM-Chefin Andrea Gastager. Die LTM sei bestens aufgestellt, bilde auch aus und kenne sich aus in Travemünde. Für Gäste oder Veranstalter sei es doch toll, wenn der Service aus einer Hand kommt.
Ein grossteil der Travemünder Veranstaltungen laufen in Kooperation mit örtlichen Vereinen, Initiativen und Firmen.
Bisher gab es immer kurze Wege und Ansprechpartner vor Ort. Manch Travemünder Verein, das wurde schon auf dem Altstadtfest klar, als sich die Entwicklung abzeichnete, sieht die neue Situation mit Sorge. TA
Pressemitteilung der Lübecker SPD-Fraktion vom 13. August 2008 im Originaltext:
Der Vorsitzende der SPD-Bürgerschaftsfraktion Peter Reinhardt erklärt: »Das bisherige Nebeneinander der Veranstaltungsaktivitäten von LTM und Kurbetrieb in Travemünde hat sich überholt und macht touristisch und wirtschaftlich keinen Sinn mehr. Schlimmer noch: der lübeck-interne Konkurrenzkampf um Organisation und Vermarktung von Veranstaltungen führt zu Reibungsverlusten und erweist sich zunehmend als Wettbewerbsnachteil gegenüber der harten Konkurrenz.
Wir brauchen eine Bündelung der Kräfte. Wir fordern deshalb klare Zuständigkeiten für alle Veranstaltungsaktivitäten in Travemünde und Lübeck in einer Hand. Wir schlagen deshalb vor, das bestehende Event-Büro in der LTM zu einer für Lübeck und Travemünde zentralen Service-Stelle für Veranstaltungsaktivitäten weiterzuentwickeln. Die LTM bzw. vormals die HLTS hat sich in der Vergangenheit als kreative Ideengeberin erwiesen, Impulse gesetzt und sich große Anerkennung erarbeitet. Das Hauptaugenmerk dieser Service-Stelle sollte auf der Aquise, Koordinierung und Vermarktung von Veranstaltungen und der Beratung von Veranstaltern liegen. Angesichts der angespannten Haushaltslage sollte die Stadt Lübeck bzw. die LTM dagegen nur im Ausnahmefall selbst ins Risiko gehen und als Veranstalterin auftreten.
Die laufende Diskussion über leere Parkplätze und ein Fehlen von Tagesgästen in Travemünde oder die Probleme bei der Vermarktung des Seglertreffens zeigen die dringende Notwendigkeit von Veränderungen.
Der Konkurrenzkampf um für Tagesgäste attraktive und überregional beachtete Veranstaltungen wird immer härter. Deshalb brauchen wir eine grundlegende Neuausrichtung. Das Bewahren von Erbhöfen und rückwärtsgewandtes Besitzstanddenken ist ein schlechter Ratgeber.«
TA-Lesetipp zum Thema: Verwunderung über Kritik der »Travemünder Wirtschaftsgemeinschaft« (10.08.2008).
Externer Links zum Thema: Artikel auf »Travemünde Netz« vom 12.08.2008.
1 http://www.travemuende-netz.de/wp/index.php/archives/2580