VERBRAUCHER 2
Travemünde 13.07.2008
Unangemessene Heizpreise bei Gas und Fernwärme?
Auch viele Hausbesitzer und Mieter in Travemünde heizen entweder mit Gas oder werden von den Stadtwerken mit Fernwärme durch das »Fernwärmeheizwerk Am Fahrenberg« versorgt. Den Preisanstieg bei Gas und Fernwärme in Lübeck und Travemünde halten die Mitglieder der Gruppe für unangemessen hoch (siehe Pressemitteilung im Kasten). Weitere Infos gibt es auf der Internetseite der Regionalgruppe Lübeck (Link unten). TA

Pressemitteilung der Regionalgruppe Lübeck im Originaltext:
Täglich wird über die hohen Energiepreise berichtet. Dabei verfolgen wir die kletternden Preise an den Tankstellen und die Ankündigungen der Stadtwerke, dass auch die Arbeitspreise für Fernwärme um 15 % und für Gas um 18,5 % steigen werden. Als Grund wird der hohe Ölpreis genannt und bei den Heiz-Energiepreisen zusätzlich die Öl- Gas-Koppelung in den ausgehandelten Bezugsverträgen der Stadtwerke.
Bieten die Stadtwerke aber auch angemessene Arbeits-Preise bei Gas und Fernwärme an?
Klare Antwort: NEIN! Denn seit 2004 wurden sie bei Fernwärme überproportional angehoben. Bei Gas ist der Preis nicht einmal um die Hälfte gestiegen. Die folgende Grafik zeigt, wie die beiden Energiearten auseinander driften.
Dabei behaupten die Stadtwerke: »Die Fernwärme ist an die Gaspreis-Entwicklung gekoppelt.«
Und diese Behauptung ist falsch! Denn seit dem 1.10.2006 wird mit der geänderten Preisformel nur noch ein Fernwärme-Arbeitspreis nach den statistischen Heizölindizes und geringfügigen Lohnindizes ermittelt, weil der bisherige Gasbezugs-Faktor ersatzlos entfernt wurde.
Der Fernwärmepreis entspricht auch nicht der tatsächlichen Gaspreis-Entwicklung, denn Fernwärme ist seit Januar 2004 um 125 Prozent kräftig erhöht worden. Der Gaspreis ist dagegen im gleichen Zeitraum »nur« um 62 Prozent gestiegen.
Die Stadtwerke haben mehrfach erklärt, dass sie für die Erzeugung von Fernwärme fast ausschließlich zu 95 Prozent Erdgas als Primärenergie einsetzen. Deshalb hat der »Energie-Stammtisch« die Preisbestimmungen der Stadtwerke, die außerdem noch mit weiteren Fehlern behaftet sind, von Anfang an für ungültig gehalten.
Auch wenn man den aktuellen Fernwärmepreis ab 1.7.2008 mit dem künftigen Gaspreis ab 1.9.2008 vergleicht, so ist der Gaspreis dann auch »nur« um 92 Prozent gestiegen, also immer noch wesentlich günstiger als bei Fernwärme mit 125 Prozent. Dabei muss man aber gleichzeitig beachten, dass bei der gegenwärtigen Entwicklung des Ölpreises sich der Fernwärme-Arbeitspreis wiederum – zwangsweise lt. Preisbestimmungen der Stadtwerke – ab 1.10.2008 schon wieder verändern wird. Der prozentuale Abstand wird sich erneut erhöhen und Fernwärme bleibt dauerhaft gegenüber Gas unverhältnismäßig teuer.
Die augenblickliche widersprüchliche Energiedebatte macht es notwendig, dass die VerbraucherInnen auch über diese Diskrepanz informiert werden. Die Bürgerschaft ist hier gefordert, endlich die Fernwärmepreise der Stadtwerke unter die Lupe zu nehmen und für adäquate Arbeitspreise zu sorgen. Schließlich müssen endlich alle begreifen, dass Fernwärme die umweltfreundlichste Energie ist. Sie muss aber auch bezahlbar bleiben.
Auch das Bestreben der Stadtwerke, das Fernwärmenetz in Lübeck ausbauen zu wollen, ist ein zukunftsorientierter richtiger Ansatz, den die Bürgerschaft mit Nachdruck unterstützen sollte. Es ist bereits jetzt ein Skandal, dass die meisten vorhandenen Blockheizkraftwerke zur Fernwärmeerzeugung in Lübeck nicht voll ausgelastet sind, nur weil Energieverbraucher – teilweise sogar Großverbraucher – bisher nicht an das vorhandene Fernwärmenetz angeschlossen wurden.
Alle KommunalpolitikerInnen sind jetzt nach ihrer Vereidigung zum Handeln verpflichtet worden. Zum Wohle der BürgerInnen sollten sie sich auch um den kräftig ansteigenden Ausgabeposten »Heizenergiekosten« im privaten und öffentlichen Bereich in Lübeck kümmern. Durchdachte und geeignete Maßnahmen sollten erarbeitet und beschlossen werden, optimale Bedingungen, d.h. auch die Preise müssen stimmen, sind erforderlich, dann wird auch die Fernwärme in Lübeck eine gute Zukunft haben.
Dieter Nielsen
Sprechergruppe des Energie-Stammtischs
der Regionalgruppe Lübeck im Bund der Energieverbraucher e.V.
1 http://www.energieverbraucher.de/index.php?itid=1600&search_artikel_id=1600