FREIZEIT & TOURISMUS
Travemünde 05.03.2008
Bürgerbeteiligung Columbia Gästehaus
Überwiegend positive Resonanz auf die vorgestellten Pläne

Das neue Gästehaus des »Columbia Hotel Casino Travemünde« soll dreigeschossig (plus Staffelgeschoss) auf einem Teilstück der Außenallee zwischen Eselswiese und Brügmanngarten sowie auf dem östlichen Teil der Eselswiese errichtet werden. Die Zeichnungen zeigten klar die Gebäudehöhe. Höher als das Casino selbst darf sowieso nicht gebaut werden, womit gestern aufgetauchte Befürchtungen über die Größe des Neubaus zerstreut wurden.
Das öffentliche Meinung war nicht immer so positiv: Im Juni 2006 hatte es sogar eine kleine Demonstration auf der Eselswiese gegeben, Bürger wollten Bäume und Grünflächen für Travemünde erhalten.
Inzwischen ist klar, dass nur ein kleiner Teil der Eselswiese von dem Neubau betroffen ist. Nur wenige Bäume werden fallen, zum Ausgleich werden an anderer Stelle neue gepflanzt. Columbia hat auch die ursprünglich vorgesehenen 45 Zimmer auf 32 Zimmer geschrumpft, wie Geschäftsführer Carsten Sommerhage gestern erklärte. Auch das Gebäude werde damit nun kleiner als ursprünglich geplant. Sommerhage betonte aber noch einmal, dass das Hotel »ganz klar« auf weitere Zimmer angewiesen sei, sonst wäre es nicht profitabel.
Der Neubau wird das Columbia gut 16 Millionen Euro kosten. Außerdem finanziert die Gesellschaft der Hansestadt Lübeck die Neugestaltung der umliegenden Straßen bis 2012 zinsfrei vor. Die sollen gleichzeitig mit dem Neubau entstehen. So soll vermieden werden, dass später noch einmal Bauarbeiten vorm Hotel sind.
Grob gerechnet kostet jedes zusätzliche Hotelzimmer das Columbia also gut 500.000 Euro. Rechnet sich das überhaupt?

»Wenn ich das rein vom Hotelbetrieb sehe und von der Operation her, ist das zu teuer und rechnet sich eigentlich nicht«, erklärte Geschäftsführer Carsten Sommerhage im Gespräch mit »Travemünde Aktuell«. Sommerhage: »Die ganze Investition so wie wir sie machen rechnet sich eigentlich nur langfristig gesehen und wenn wir auch tatsächlich Inhaber der Immobilie bleiben«. Das müsse man über 25 bis 30 Jahre rechnen. »Ansonsten würde es bei uns keinen Sinn machen«. Columbia hat die Grundstücksgesellschaft, der das Gebäude gehört, erworben und ist damit Eigentümer der Immobilie.
Das »Columbia Hotel Casino Travemünde« wurde am 15. Januar 2005 komplett mit allen Mitarbeitern und Auszubildenden (außer der Direktorin) von der Columbia übernommen. Der vorherige Betreiber des Hotels hatte Konkurs anmelden müssen. Heute arbeiten im Gebäude 130 Leute im Hotelgeschäft, davon 108 in Vollzeit, 4 in Teilzeit und 18 Aushilfen.
Ein Kritikpunkt auf der Versammlung ist der wenig ansehnliche Parkplatz vor dem Columbia. Der ist auch Geschäftsführer Sommerhage »ein Dorn im Auge«, wie er auf der Veranstaltung sagte.

Das Spielcasino, das Mieter im Gebäude ist, ist aber auch Mieter des Parkplatzes. Und das braucht die Plätze für seine Veranstaltungen. Mit dem Bau der Tiefgaragenplätze unter dem Brügmanngarten kann dann auch der Parkplatz zum Teil zurückgebaut werden, erklärte Sommerhage. Dort sollen 120 Tiefgaragen-Parkplätze entstehen, davon 80 für das Hotel, der Rest öffentlich.

Über der Tiefgarage bleibt der Brügmanngarten als öffentliche Grünfläche erhalten. Der Behelfsparkplatz im Brügmanngarten, der eine Übergangslösung ist, wird dann auch wieder abgebaut.
Etwas holperig wurden die Ausführungen der Städtischen Vertreter, als es um die Empfehlung des Gestaltungsbeirates zum Thema Gästehaus-Neubau ging (siehe auch Bericht vom 17.02.2008).
Der hätte die Pläne doch abgelehnt, warf Michael Böttger aus Travemünde ein. Vom Podium hieß es erst, der Gestaltungsbeirat (ein Forum aus externen Architekten und Fachleuten) hätte zugestimmt. Die Zustimmung bezieht sich aber offenbar nur auf das Gebäude an sich, nicht auf den Standort. Der Gestaltungsbeirat bevorzugt einen Standort parallel zur Eselswiese, für das Hotel ist natürlich die Seeseite interessanter. Gebaut wird jetzt nach den Vorstellungen des Hotels.
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Was viele noch nicht wussten, ist, dass Arcaden wie im historischen Casino-Gebäude im Neubau nicht vorgesehen sind. Erste Pläne hatten Arcadengänge enthalten. Die machen aber nur Sinn, wenn sich dahinter Einzelhandel oder Gastronomie verbirgt, nicht jedoch bei einem Hotelbetrieb. Außerdem wollten Stadt, Hotel und auch Gestaltungsbeirat ein Gebäude, das deutlich erkennbar dem Jahre 2008 zuzuordnen ist, also nichts im historischen Stil. Die Argumente leuchteten ein, einige Zuhörer im Publikum hätten aber trotzdem lieber etwas mehr »Bäderarchitektur« gehabt. Allgemein wurde der Wunsch nach detaillierteren Zeichnungen geäußert.
Im historischen Casino-Gebäude werden wohl erst einmal zwei getrennte Betriebe bleiben. Das Columbia ist Vermieter des Spielcasinos. Eine Übernahme des Casino-Betriebs bei einer möglichen Privatisierung, was viele Travemünder sicher begrüßen würden, denn in privaten Händen hatte das Casino seine unvergessenen »goldenen Zeiten«, hat das Columbia laut Geschäftsführer Sommerhage noch nie nachgedacht. »Das ist nicht unsere Branche«. JK