WIRTSCHAFT
Travemünde 26.01.2008
Der Grünstrand, das Schwimmbad, Service & Events:
Travemündes heiße Eisen aus Sicht der Wirtschaft

In »Travemünde Aktuell« erklären sie die Sicht der Kaufleute zu so unterschiedlichen Themen wie der Grünstrand-Bebauung, der Aqua-Top-Ruine, Kundenservice und Großveranstaltungen. HN
Das Interview:
TA: Herr Gomlich, wie ist die Haltung der TWG zum Thema Grünstrand?
Christian Gomlich: Ganz klar: Wir wollen keine voluminöse und 11 Stockwerke hohe Gesamtbebauung des Grünstrandes. Wir sind für eine Bebauung des Grünstrandes in Teilbereichen. Ein Café im vorderen Bereich, ein Hotel oder auch ein Schwimmbad am Ende der Kaiserallee wäre eine Sache, die wir absolut mit unterstützen würden. Eine angeblich touristische Ausrichtung dahin gehend, dass man dort nur Eigentumswohnungen hinbaut, würde nicht unsere Zustimmung finden. Wir erwarten schon, dass eine Bebauung auch zu einem Kaufkraftgewinn und einer dauerhaften Einwohner-Stärkung des Ortes führen muß, die dann auch wieder allen hier im Ort zugute kommt.
TA: Wenn Geld keine Rolle spielen würde, was sollte man sich aus Travemünder Sicht dort wünschen?
Christian Gomlich: Wenn Geld keine Rolle spielen würde, könnten wir uns so eine vorgebaute neue Grünstrand-Situation mit Marina natürlich als sehr reizvoll vorstellen. Das was uns nicht gefallen würde, das hatte ich ja bereits erwähnt, sind hier 11 Stockwerke, die dahinter hochgepflastert würden. Aber eine attraktive maritime Bebauung mit gewerblichen und touristischen Einheiten, sowie mit einer vorgelagerten Marina wäre eine tolle Sache, die Travemünde und Travemündes Image weiter stärken würden.
TA: Herr Büchtmann, Travemündes brennendstes Thema. Das Aqua-Top ist seit 4 Jahren eine Ruine. Sitzen wir in 4 Jahren immer noch hier und reden dann immer noch über dieses Thema?
Wolfgang Büchtmann: Ja, wenn es so weitergeht, werden wir mit Sicherheit noch länger sitzen. Nach sieben Jahren stellen wir fest, dass die Voraussetzungen für eine Lösung schlechter denn je sind. Für uns ist es seit längerer Zeit überhaupt nicht mehr nachvollziehbar, dass an der prominentesten Stelle Travemündes, die politischen Kräfte in Lübeck bisher nicht in der Lage waren, eine tragbare Lösung auszuhandeln. Das ist für uns ein Rätsel! Wir sind wiederholt, bestimmt sechs oder sieben mal vertröstet worden, dass man kurz vor einer Lösung stehen würde, aber.... Pustekuchen! Wenn wir weiter so dahin wurschteln, werden wir noch weit über vier Jahre hinaus hier sitzen. Eines muss man berücksichtigen: Dass dieses stillgelegte Schwimmbad den Steuerzahler jährlich sehr viel Geld kostet. Sehr, sehr viel Geld. Für uns gilt jetzt: Lieber ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende!
TA: Was kann der Bürger tun, damit es schneller geht. Eine Demo?
Wolfgang Büchtmann: Ich glaube nicht, dass eine Demo im Moment nötig ist und etwas bringen würde. Da müssten ja diejenigen, die mit diesem Thema seit Jahren zu tun haben, Hornhaut auf der Seele haben, wenn sie immer noch nicht begriffen haben, wie wichtig für uns, der TWG – und für Travemünde insgesamt, dieses Thema ist. Wichtig wäre, dass die unterschiedlichen politischen Kräfte aufeinander zugehen sollten, um einen Kompromiss zu finden. Mit der Eröffnung von immer neuen Kriegsschauplätzen ist uns am wenigsten gedient. Aber vielleicht ist das zu naiv gedacht! Wer etwas zur Lösung des Aqua Tops Problems beisteuern kann, sollte sich zu Wort melden – die anderen sollten sich im Interesse der Sache zurück halten!
TA: Drittes Thema, Service-Offensive. Lübeck soll servicefreundlichste Stadt werden, viele Betriebe haben Seminare dazu gebucht. Wie geht es voran?
Christian Lohff: Wir haben eine Mitarbeiterin als Service Coach dafür abgestellt und haben Mitarbeiterstrukturen innerhalb der Fleischerei Lohff geändert. Ich denke schon, dass die Mitarbeiter zum Thema Service immer mehr sensibilisiert werden, wenn wir regelmäßige Mitarbeiterschulungen dazu durchführen. Und ich glaube, über kurz oder lang kommt das jedem Kunden und auch jedem Gast hier in Travemünde zugute. Travemünde ist, was die teilnehmenden Geschäfte angeht, im Service-Verbund sehr gut repräsentiert. Wir machen ja schon die Hälfte von den Teilnehmern der Aktion aus! Jedes weitere Geschäft ist natürlich sehr willkommen.
Wolfgang Büchtmann: Im gastronomischen Bereich sieht die Sache so aus, dass wir ja, mehr denn je, in unseren Überlegungen dahingehend unterwegs sind, dass wir den Service am Gast – und überhaupt – immer mehr verbessern wollen und müssen. Die Serviceoffensive hilft uns, alte, überflüssige Zöpfe abzuschneiden und neue Wege besser und schneller gehen zu können. Wir geben unser Beurteilungspaket jetzt ab und rechnen damit, dass wir dann im März, bei der übernächsten Verleihung der Zertifikate, unser Zertifikat bekommen. Wer mitmachen will, kann jederzeit mitmachen. Anruf genügt!
Christian Gomlich: Auch wir in der Bank sind in der Serviceoffensive dabei, wir haben eine Mitarbeiterin abgestellt, die mit ihren ganzen Kollegen/innen im Servicebereich acht Punkte erarbeitet haben. Wenn man selbst die Schwachstellen erkennt, und diese nicht »von oben« aufs Butterbrot geschmiert bekommt, ist das natürlich auch eine der größten Antriebsfedern, das abzustellen. Die Mitarbeiter sind mit großem Spaß dabei und wir finden das auch eine ganz tolle Idee und werden das natürlich auch intensivst weiter begleiten.
Christan Lohff: Ich verspreche mir viel von diesem Markenzeichen. Wenn dieses Abzeichen gelebt wird und der Kunde erkennt: »Da werde ich nett bedient – da gehe ich rein!« hat sich der Aufwand gelohnt. Der Widererkennungswert dieses Markenzeichens, das finde ich sehr überzeugend.
Wolfgang Büchtmann: Insgesamt kann man sagen, allein dass das Thema Serviceoffensive überhaupt thematisiert wurde, ist zum Vorteil aller; und es kann im Grunde genommen keinen geben, der sich von dieser Geschichte nicht angesprochen fühlt. Es wird irgendwann auch der Letzte feststellen, dass er ohne einen verbesserten Service- ohne ein Umdenken – ohne Nachschulung – für die Zukunft keine Chance hat…
TA: Gestern liefen im Fernsehen noch mal Szenen der Sand World und Ice World, die haben wohl noch gar nicht mitgekriegt, dass das vorbei ist. Powerboot ist auch Geschichte. Geht die Zeit der Großveranstaltungen bei uns zu Ende?
Wolfgang Büchtmann: Vor zwei Jahren, drei Jahren ist von den Touristikern gesagt worden, wir brauchen Großveranstaltungen, kleine sind überregional wirkungslos, wegen mangelnder Ausstrahlung. Wir brauchen Veranstaltungen mit einem Alleinstellungsmerkmal, hat man uns erzählt. All diese Dinge hören wir ja heute nicht mehr. Wir stellen fest, dass in Sachen Veranstaltungen eine gewisse Ratlosigkeit festzustellen ist. Wir sind gespannt, was in der Zukunft auf uns zukommt. Wir fordern seit zwei Jahren ein professionelles Veranstaltungsmanagement aus einer Hand, aber davon sind wir ja weit entfernt- also murksen wir weiter so, wie bisher.
Christian Lohff: Es ist immens wichtig, dass wir endlich einen Verantwortlichen finden, der alle Veranstaltungen professionell abarbeitet und auch den Boden aufbereitet für nachfolgende Veranstalter. Einer muss sagen: »Wir stellen uns folgendes Maß an Veranstaltungen vor, hier ist eine Fläche, Ihr seid die Eventagenturen, entwickelt bitte ein Konzept und wir suchen uns das Passende aus.« Wir müssen hier aktiver werden, nicht immer nur reagieren.
Christian Gomlich: Es ist ja legitim, sich mal ans Internet zu setzen, dann googelst du ein bisschen rum, und kupferst vielleicht das ab, was 50, 100 Kilometer entfernt gemacht wird. Macht man ja in vielen anderen Bereichen auch so.
Angelika Ruge-Viola: Ich vermisse hier in Travemünde Veranstaltungen, die einen Wiedererkennungswert haben. Dass man sagt, das ist typisch für den Ort, das ist typisch für Travemünde, so wie auch die Travemünder Woche. Aber es sollte einen Wiedererkennungswert haben, dass man nicht irgendwelche Bayerischen Veranstaltungen hier in Travemünde macht, sondern das muss an die See passen und muss hierher passen. Ob das nun groß oder klein ist, das spielt keine Rolle. Wenn es dann gut gemacht wird, dann werden sich die Leute da auch dran erinnern.
ENDE