POLITIK
Travemünde 04.02.2008
Travemünder Post:
Bundestagsabgeordnete Hiller-Ohm und Travemünder SPD-Spitze zu Besuch im Outlet
Von der Post wird im Laufe der Woche noch eine Stellungnahme zum weiteren Vorgehen in Travemünde erwartet. Dass der Post-Shop im Strandbahnhof inzwischen den Inhaber gewechselt hatte, wusste die Politikbeauftragte des gelben Riesen noch gar nicht. JK

TA-Interview
TA: Herr Schapke, wie viele Unterschriften haben Sie denn nun gesammelt?
Thomas Schapke: 2384 Unterschriften haben wir zusammenbekommen.
TA: Das ist ja eine Menge, das ist ja jeder siebte Einwohner oder?
Thomas Schapke: Ungefähr, ja.
TA: Und die sind heute übergeben worden an die Post?
Thomas Schapke: Heute sind sie übergeben worden an die Politikbeauftragte der Deutschen Post AG. Sie hat es natürlich zu Kenntnis genommen. Etwas anderes haben wir ja auch nicht erwartet. Wir denken aber, dass zumindest ein kleiner Anstoß gegeben wurde. Dass über einige Sachen, die wir angesprochen haben, auch nachgedacht wird.
TA: Es geht um die Post im Outlet?
Thomas Schapke: Genau. Wir haben auch ganz deutlich gemacht, dass einfach der Standpunkt selber von diesem Outlet-Geschäft, sehr sehr ungünstig liegt. Das heißt das Ambiente wird wahrscheinlich das Überwiegende sein, dass die Leute so unzufrieden sind. Wäre ein anderer Standort gefunden worden, ich sag jetzt mal Matzen in der Vorderreihe, wär wahrscheinlich dieses ganze Theater auch gar nicht passiert.
TA: Es gibt jetzt Gerüchte im Ort, die Post will vielleicht doch zurückkehren und will in den ehemals Fischkopp rein. Ist da irgendwas dran?
Thomas Schapke: Nein, auf keinen Fall. Uns wurde auch jetzt eben gesagt, die Post bleibt da wo sie jetzt ist. Es nennt sich ja nicht Post. Postpartnerfiliale nennt sich das genau.
TA: Gut.
Thomas Schapke: Wir haben so einige Dinge angesprochen die den Kunden missfallen. Klamotten, die da immer im Wege stehen, und die Anonymität ist teilweise nicht gewahrt. Das heißt, wenn man da seine Kontoauszüge sich angucken will, sind dementsprechend die Leute dahinter und können teilweise einem auf die Kontoauszüge mit drauf schauen. Es gibt keine vernünftigen Ständer, wo es Prospekte gibt und Paketkarten und Einschreiben-Rückschein. Was es halt alles vorher alles gab. Man muss sich wirklich für jede Einzelheit, die man braucht, anstellen.
TA: Aber es gibt doch diese Ständer mit der Aufschrift »Bitte Abstand halten«. Oder sind die Schalter zu dicht beieinander?
Thomas Schapke: Also vom Abstand halten her finde ich das selbst nicht besonders prickelnd, ich hab das Gefühl gehabt, dass das in der anderen Post besser war. Aber wenn ich zum Beispiel meine Tätigkeit dort erledigt habe, bin ich sonst links rüber gegangen. Und dann weiter nach draußen. Das geht jetzt nicht, weil dort einfach nur diese Klamotten stehen. Das heißt ich muss dann wieder ganz zurückgehen und derjenige – also es stört irgendwie. Der Abfluss ist irgendwie nicht richtig gewährleistet, dass man dort einfach weggehen kann.
TA: Gut, wir haben ja noch hochrangige Politik hier, Frau Panther-Pätow, Frau Hiller-Ohm, was kann die Politik überhaupt machen, das ist ja eine AG oder so was die Post.
Gabriele Hiller-Ohm: Wir haben leider nur sehr wenig Einflussmöglichkeiten. Man kann Druck machen, das ist ja hier in Travemünde auch geschehen. Ich finde das sehr gut, dass die fast 2400 Unterschriften in kürzester Zeit gesammelt wurden, das zeigt doch, dass die Menschen mit dem Angebot, das die Post hier macht, nicht zufrieden sind. Und dass sie sich etwas anderes wünschen. Und, ja gut, das Gespräch eben hat gezeigt, dass da sehr wenig Bewegungsmöglichkeit seitens der Post besteht, einen neuen, akzeptierteren Standort zu finden. Ich finde das sehr schade, weil die Post natürlich auch darauf angewiesen ist, zufriedene Kunden zu haben. Gut, nun hat die Politikbeauftragte zugesagt, dass sie die Dienstleistungen, also da wo es Defizite gegeben hat, das soll noch mal überprüft werden. Und da soll dann möglicherweise eine Nachschulung noch erfolgen. Dann würde wenigstens die Dienstleistung ja stimmen. Das wäre schon mal ganz gut. Aber das würde nichts daran ändern, dass der Standort eben nicht akzeptiert wird. Und da weiß ich nicht, wie man jetzt hier weiter vorgehen kann. Ich denke, man muss im Grunde genommen dann weiter Unterschriften sammeln und dann öffentlichen Druck machen. Einen anderen Weg sehe ich nicht.
TA: Nun ist ja so eine Poststelle auch nicht so der Renditebringer, es kann natürlich sein, dass Herr Tegtmeyer dann irgendwann sagt, so, nun schmeiß ich hin. Und dann haben wir gar keine Post mehr.
Gisela Panther-Pätow: Ja, die Konsequenz wäre das natürlich. Das haben wir ja jetzt schon erlebt im Strandbahnhof. Der Post-Point existiert ja jetzt auch nicht mehr seitdem der Laden da rausgegangen ist und der Besitzer ein neues Geschäft in Lübeck hat. Das heißt, in dem Outlet-Laden könnte uns natürlich genau das gleiche passieren. Dann stehen wir wieder vor der gleichen Frage, wohin soll jetzt die Partner-Filiale. Denn das hat man uns ja vorhin auch erklärt, die Politikbeauftragte, dass es eben vor allen Dingen um Partnerfilialen geht. Dass sie eben zusammenarbeiten wollen mit anderen Geschäften, um dort eben ihre Postangelegenheiten erledigen zu können. Und das ist einfach die Politik, die die Post jetzt zur Zeit betreibt.
Gabriele Hiller-Ohm: Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Post sich aus Travemünde dann ganz zurückzieht, denn sie hat ja auch einen Auftrag, ein bestimmtes Angebot in bestimmten Distanzen auch aufrecht zu erhalten. Wenn das jetzt an dem jetzigen Standort nicht geht, dann müssen sie sich eben was neues suchen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es in ganz Travemünde keinen weiteren Partner gibt, der bereit wäre, eine Partnerfiliale der Post zu betreiben.
Gisela Panther-Pätow: Also ich könnte mir auch denken, dass es Partner geben würde, denn letztendlich, und das ist ja auch richtig, wie die Post das auch sagt, profitieren auch die Partner davon, dass einfach mehr Kunden in den Laden kommen, die erst ihre Postangelegenheiten erledigen und anschließend vielleicht noch Einkäufe machen, und das dürfte eigentlich doch jeden Geschäftsmann interessieren, auf die Art und Weise eben die Kundenfrequenz zu erhöhen. Aber, was ich immer noch sagen wollte, wir sind immerhin in Travemünde 13.500 Einwohner, und davon sehr viele ältere Menschen, die auch einfach keine weiten Weg zu einer Postfiliale bewältigen können. Und ich meine, da muss man schon eine gewisse Rücksicht darauf nehmen, dass wir diese Menschen nicht nach Lübeck schicken können, nur damit sie vielleicht ihre Kontoauszüge ziehen oder ihr Geld von der Postbank holen. Das muss einfach vor Ort passieren können. Und das finde ich einfach wichtig.
TA: Gerade der Laden im Strandbahnhof stand ja schon zum Verkauf, als da die Post eröffnet wurde. Geht denn das da jetzt weiter mit der Post, übernimmt der Nachfolger, oder ist da jetzt Ende mit Postamt?
Gabriele Hiller-Ohm: Ja, die Politikbeauftragte war davon noch gar nicht informiert und wollte sich jetzt darum kümmern und nachhaken.
Hans-Joachim Buske: Also, so wie ich gehört habe, ich war gestern drin in diesem Point, wird der neue Besitzer auch diesen Post-Point übernehmen. Also dass es dort weitergeht. Man hat einen Nachmieter, und dann wird es genauso die bisher dort waren. Niederegger Marzipan, Brötchen und was weiß ich was der alles verkauft hat. Aber das ist sicherlich nicht von Dauer, denn dann wird der auch merken, dass da keine großen Geschäfte zu machen sind, sag ich mal so, und dann geht der da auch wieder raus, und denn kommt wieder ein neuer, und irgenwann wird auch dieser Post-Point dort verschwinden. Also die Sahne ist das auch nicht, dieser Post-Point im Bahnhof.
Gisela Panther-Pätow: Aber der ist gut angenommen worden, und da waren viele in dem Teil Travemündes sehr glücklich drüber, dass sie die Möglichkeit hatten, ihre Postangelegenheiten dort zu erledigen. Vor der Weihnachtszeit war das natürlich interessant.
Hans-Joachim Buske: Ihre Pakete dort abzugeben, weil sie nicht weit laufen mussten mit den Paketen. Das ist ja hier in dieser Verkehrslage gar nicht möglich, große Pakete abzugeben. Wie will man dahinkommen. Einmal ist es die Rose, einmal ist es die Kurgartenstraße und denn grade auch wie die Kollegin sagte, ältere Leute haben ja gar nicht die Möglichkeit, dort ihre Pakete abzugeben.
Gabriele Hiller-Ohm: Aber da war doch der Post-Point ideal, auch das ganze Ambiente stimmte da. Nun gut, er hatte das Pech, dass da kein Zugverkehr ist im Moment. Wegen der Elektrifizierung. Wenn da nachher Bahnverkehr ist im Sommer, dann wird das doch auch frequentiert sein.
Hans-Joachim Buske: Ihre Ansichtskarte reinschmeißen oder frankieren wollen. Wenn sie dann Briefmarken haben.
TA: Aber soviel Reserven hat ja ein normaler Laden nicht, dass er da drei, vier Monate auf Kunden verzichten kann.
Thomas Schapke: Vielleicht kann man noch eins sagen, wir haben sogar noch einen Vorschlag gemacht für eine neue Partnerfiliale. Es ist ja geplant, dass in der Vorderreihe ein Telekom-Laden eröffnet wird. Das wär doch zum Beispiel was gewesen: Telekom die eine Seite, die andere Seite ein Partnerfiliale der Post.
TA: Ist das aufgenommen worden?
Thomas Schapke: Wir haben den Vorschlag gemacht, aber so wie ich sie jetzt verstanden habe, sind wohl die Verträge so auch abgeschlossen worden, dass man wahrscheinlich gar nicht aus dem Vertrag raus kann mit dem Outlet-Geschäft.
Gabriele Hiller-Ohm: Sie hat uns ja auch sehr deutlich gesagt, dass die Pots keinerlei absichten hat, den Standort zu ändern.
Hans-Joachim Buske: Das ist ja auch relativ günstig sicherlich.
Thomas Schapke: Also in deren Augen ist es der ideale Standplatz.
TA: Tja, was machen wir jetzt? Wir brauchen mehr Konkurrenz, schade, dass die Pin-Group pleite ist, oder?
Thomas Schapke: Es gibt ja sicherlich noch andere Konkurrenz zur Post. Aber ich denke, wir sollten jetzt vielleicht erstmal sehen, vielleicht passiert ja doch noch ein wenig, dass zumindest die Sachen abgestellt werden, die es bis jetzt immer noch gibt. Dass die Beratung nicht so optimal ist. Wir sollten vielleicht jetzt mal ein bisschen warten, dass sich da ein bisschen was ändert.
Gabriele Hiller-Ohm: Sie hat ja auch zugesagt, dass es noch eine schriftliche Stellungnahme geben wird, das sollte man auf jeden Fall noch abwarten.
Thomas Schapke: Wir haben ja auch drauf bestanden, dass wir gerne eine Stellungnahme bekommen möchten, nicht dass die Unterschriften einfach so im Sande verlaufen. Das ist ja auch nicht Sinn der Sache dieser Aktion gewesen.
TA: Also Themen waren Diskretions-Abstand, der Standort allgemein…
Thomas Schapke: …dieses ganze Ambiente drumherum, das ist ja alles so in die Ecke gequetscht worden, dass es vielleicht ein bisschen großzügiger dort gestaltet wird.
TA: Gab es da eine zeitliche Angabe, wann die Antwort kommt?
Thomas Schapke: So wie ich sie verstanden hab, soll das wohl noch diese Woche passieren.


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