ORTSGESCHEHEN 1 22
Travemünde 06.08.2017
Ein Sonntag auf dem Priwall
Erste Station ist der inzwischen zu einiger Bekanntheit gekommene Briefkasten an der Mecklenburger Landstraße. Der gelbe Kasten an der Einfahrt zum ehemaligen Priwallkrankenhaus hatte vor einiger Zeit von sich Reden gemacht, als er einfach so auf der Erde lag (TA berichtete). Bei der Korrektur dieses unwürdigen Zustandes wurde dann in die andere Richtung zu viel des Guten getan: Der Kasten hängt an seiner Stange nun so hoch, dass kleinere Kinder dort keine Briefe einwerfen können. Ein TA-Leser hatte die Redaktion auf Travemündes höchsten Postkasten aufmerksam gemacht.

Weiter geht es durch die Wochenendhaussiedlung. Auch hier hatte es eine Leserzuschrift gegeben: Im Waldweg sei eine große Schwarzkiefer gefällt worden. Tatsächlich waren es zwei Bäume, die mit Sondergenehmigung gefällt werden mussten. Sie waren kürzlich bei einem Sturm (während der Travemünder Woche) ausgebrochen und stellten eine Gefahr für Menschen und Gebäude dar. Die Überreste waren am Sonntag noch in einem großen Container zu sehen. Manchmal lässt es sich nicht vermeiden, dass Bäume gefällt werden. Dass es dann immer wieder zu Leserzuschriften kommt zeigt, wie sehr den Priwallianern ihre Natur am Herzen liegt.

Um Infos geht es am Ende der Mecklenburger Landstraße. Kurz vor der Landesgrenze orientieren sich vor allem Radfahrer mit Hilfe diverser Schautafeln. Ausgerechnet bei einem Schild zum Ostseeküstenradwanderweg wurde offenbar nicht auf Lichtbeständigkeit geachtet. Es ist schon stark verblasst. Gleich daneben befindet sich ein veralteter Stadtplan der Zeigt, was Travemünde in den letzten Jahren verloren hat: Das Casino, der Parkplatz am ehemaligen Schwimmbad, die ehemalige Post sowie Fundbüro und Stadtteilbüro sind dort eingezeichnet, als würden sie heute noch existieren.

Zurück geht es durch den Dünenweg der Wochenendhaussiedlung, einem Stück echtem Priwall. In »Jutta’s Eck« sitzen Gastronom Udo, Fitnessboxer Olli und Kollegen beim Frühschoppen zusammen.
Nicht weit davon der nächste Kultimbiss: Der »Dünen-Pavillon« von Michael Nath, seit Urzeiten ein Familienbetrieb. Hier gibt es seit Himmelfahrt eine praktische Erweiterung besonders für Strandgäste: Direkt am Weg kurz vorm Strandzugang kann man sich an einer Extra-Hütte schnell mal eine schöne Currywurst, ein Fischbrötchen oder ein kühles Getränk holen.
Über einen Bretterweg gelangt man zu Fuß bequem an den Strand und zur Strandkorbvermietung von Dieter Paulsen. Hier zeigt sich der Vorteil der Weitläufigkeit des Priwallstrandes: Die Körbe stehen weit auseinander, man hat viel Platz am Strand.
Dieter Paulsen ist bislang zufrieden wie es läuft. Bis auf jene Nacht Anfang Juli, als ein junger Mann mitten in der Nacht über den Zaun seiner Hütte steigen wollte. Zur Rede gestellt hätte er gesagt, »er wollte nur Feuer holen«, berichtet der Strandkorbvermieter. Im Laufe der weiteren Ereignisse sei ein zweiter Jugendlicher hinzugekommen, berichtet Paulsen, beide seien Berufsschüler vom Priwall gewesen. Und als er von Polizei gesprochen hätte, habe dann einer zugelangt. Im Ergebnis brachte die nächtliche Begegnung dem Strandkorbvermieter eine aufgeplatzte Lippe und dem Jungen Mann eine Anzeige wegen Körperverletzung. Inzwischen beschäftigt der Strandkorbvermieter einen Wachdienst.

Am Ende des Dünenweges kann man mit der Norderfähre auf die »Stadtseite« wechseln oder entlang der Grossbaustelle Priwall Waterfront Richtung Autofähre gehen. Auf den modernen Sitzbänken der neuen Priwallpromenade nehmen schon Passanten Platz, schauen den Schiffen auf der Trave zu oder versuchen, in der prallen Sonne ihre Handydisplays abzulesen.
Über die Steganlage geht es direkt zwischen Sportboothafen und Großbaustelle entlang. Anhand schwerer Betonsockel lässt sich schon erahnen, wo die »Stelzenhäuser« in vorderster Reihe entstehen sollen.
Am Ende der zukünftigen Priwallpromenade findet sich dann die schöne neue Seglermesse. Das Restaurant sei »super angelaufen«, erzählt Gastronomin Andrea Grube. Rund die Hälfte der Gäste seien Segler. Für sie bereitet sie gerade spezielle Angebote für Absegelbuffets (Wenn die Boote nach Saisonschluss aus dem Wasser sind) vor.

Es könnten noch mehr Gäste sein, doch das Problem seien die Preise der Priwallfähre, erzählt die Gastronomin dann noch. »Das hören wir immer wieder«, erzählt Andrea Grube.
Jetzt soll noch der Platz vor der Terrasse des Restaurants gemacht werden. Während der Bauzeit will sie Bastmatten aufstellen und so eine Strandlounge-Atmosphäre schaffen, denn geöffnet ist natürlich weiterhin. TA