TIERISCH
Travemünde 02.11.2015
Kiebitz-Schutz aus einer Hand
Landschaftspflegeverein möchte zentrale Priwall-Wiese managen
»Wenn man an Kiebitzschutz denkt, dann muss auch eine bestimmte Fläche da sein«, sagt Naturschützer Klaus Dürkop. Und sein Wort hat Gewicht: Dürkop ist seit 1971 Betreuer für das Naturschutzgebiet Graswarder bei Heiligenhafen, dem bedeutendsten Ostsee-Seevogelschutzgebiet Schleswig-Holsteins. Mit Matthias Braun vom Landschaftspflegeverein Dummersdorfer Ufer e.V. sprach er über die zentrale Wiese auf dem Priwall.
Die Stadt hat die mehr als dreißig Hektar große baumlose Fläche auf der Halbinsel Priwall zwei Pächtern gegeben. Ein Pachtvertrag endet jetzt, der Landschaftspflegeverein hat sich darum beworben. Eigentlich sei die Wiese ja eine Einheit, die man nicht unterteilen könne, meint dazu Klaus Dürkop. Ziel müsse sein, dass die Fläche in einer Hand ist. Ohne Konfrontation der Interessenten. Diese Chance besteht offenbar, denn der zweite Pächter ist der Reiterhof auf dem Priwall. Der möchte ohnehin seine Fläche verkleinern, hieß es auf Nachfrage von »Travemünde Aktuell«. Mit dem Landschaftspflegeverein würde man gern kooperieren, wenn die Nutzung für die Pferde sichergestellt sei.
Das könnte sich auch Matthias Braun vom Landschaftspflegeverein vorstellen, etwa in Form einer Unterverpachtung. Der Verein hat eine große Schafherde, die die Wiese pflegen kann. Die Pferdeflächen stören da nicht: »Dann machen wir das eben mit«, sagt Matthias Braun. »Was nicht geht, ist dass wir nachher mitten in der Wiese einen Streifen quer rüber haben der verbuscht ist.«
Den Naturschützern geht es um Wiesenvögel, allen voran den Kiebitz. »Wiesenvögel nehmen bundesweit rapide ab. Und wenn wir das stoppen wollen, dann müssen solche Flächen auch insgesamt dafür zur Verfügung stehen«, meint Klaus Dürkop. Dabei sieht er auch die Verwaltung gefordert: »Die Stadt Lübeck ist ebenfalls verpflichtet, für die Biodiversität etwas zu tun.« Es sei eine staatliche Aufgabe, solche Flächen dafür zu nutzten.
Der Landschaftspflegeverein kann die ganze Wiese mit seiner Schafherde »mähen«, vier Wochen dauert das etwa. Mit der Herde könne der Verein die Fläche »auf den Punkt genau managen«, meint Klaus Dürkop. »Das kann ein Landwirt der das so nebenbei macht nicht.« Auch wegen einer möglichen Rinderhaltung hat er Bedenken, denn die Tiere würden oft nicht beobachtet. »Und wenn dann ein Tier umkippt, gibt es immer gewaltigen Ärger.« Die Naturschützer dagegen haben genug Mitarbeiter. Auch, um die Nester durch Elektrozäune vor Füchsen und anderen Räubern zu schützen.
Ob im Frühjahr die Kiebitze auf dem Priwall unter Aufsicht der Naturschützer balzen, wird sich bald zeigen. Am Mittwoch soll es ein Gespräch mit Fachbereichsleiter Bernd Möller (Grüne) geben. TA