TOURISMUSWIRTSCHAFT
Travemünde 04.09.2015
Vor Ort ist eben doch günstiger
Fachbereichsleiter Schindler legt nach Jahren Bericht zur »Aufgabenreduzierung« beim Kurbetrieb vor
Das Ergebnis der Beschlüsse von 2011 und 2013 soll lange Zeit in der Schublade gelegen haben, nun ist das Papier öffentlich: Herausgekommen ist bei der umstrittenen »Aufgabenreduzierung des Kurbetrieb Travemünde«, dass nichts zu reduzieren ist: Der Kurbetrieb arbeitet vor Ort günstiger als andere Gesellschaften das von Lübeck aus tun könnten. In Travemünde war das jedem klar, der Lübecker SPD offenbar nicht.
Nun liegt der Bericht also vor, mit sprachlich optimierter Überschrift: Aus der 2011 beschlossenen »Aufgabenreduzierung« beim Kurbetrieb Travemünde machte der Fachbereich von Sven Schindler (SPD) in seinem Papier eine »Aufgabenoptimierung«.
Bei der Pflege der Grünflächen lag dem Bericht zufolge das Angebot des Bereichs Stadtgrün um 13.000 Euro höher als beim Kurbetrieb (KBT). Noch deutlicher fiel der Unterschied bei den öffentlichen Toiletten aus: »Ein entsprechendes Angebot der EBL liegt um ca. 113.000 Euro über dem Aufwand des KBT«, heißt es in der Unterlage. Die Begründung ist einfach: Vor Ort lassen sich die Aufgaben kostengünstiger erledigen als vom 20 Kilometer entfernten Lübeck aus.
Nicht geprüft wurde vom Fachbereich Wirtschaft, ob bereits nach Lübeck verschobene Aufgaben wie die Tourist-Info mit der Zimmervermittlung, das Bädermarketing, die Parkplatzbewirtschaftung oder die Veranstaltungen auch von Travemünde aus kostengünstiger zu haben sind. Der Kurbetrieb glich lange Zeit einem »Selbstbedienungsladen« für andere städtische Gesellschaften. Möglicherweise wurden hierdurch zusätzliche Kosten für die Stadt verursacht.
Gespart wurde beim Kurbetrieb trotzdem, wenn auch nicht bei den Aufgaben: Im Sekretariat, im Außendienst und in der Sachbearbeitung gingen Arbeitsplätze in Travemünde verloren. Was nicht verwundert, wenn so viele Leistungen von einer Gesellschaft zur anderen verschoben werden. Nicht geprüft wurde, ob dadurch zusätzliche Stellen in Lübeck geschaffen wurden. So wurde bei der Verschiebung der Kurveranstaltungen zur LTM auch ein Budget für Personalkosten nach Lübeck übertragen. Das könnte den Spareffekt schmälern.
Verantwortlich für den 2011 gefassten Bürgerschaftsbeschluss waren die Fraktionen von SPD, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und DIE LINKE, das damalige Mehrheitsbündnis. Die Entscheidung löste in Travemünde Demonstrationen, die Gründung einer Interessengemeinschaft und Unterschriftensammlungen aus, sah man darin doch eine Auflösung des Kurbetriebs. Fachbereichsleiter Sven Schindler (SPD) sieht auch das in seinem Bericht ganz anders: Eine »Abwicklung« oder »Auflösung« sei aus Sicht seines Fachbereiches nicht verfolgt worden.
Der Bericht wurde bereist nichtöffentlich vom Senat beraten. Den Ausschüssen wird er zur Kenntnisnahme vorgelegt, was vermutlich der letzte Schritt der langjährigen Posse ist. TA