OSTSEE AM MORGEN
Travemünde 21.08.2010
Zwischen Travemünde und Niendorf – In der Morgendämmerung mit dem Fahrrad unterwegs
Die Entscheidung, ob einen die Füße in den Tag tragen sollen oder ob das bequemere Fahrrad dabei mit etwas mehr Fotoausrüstung helfen soll, fällt meist nach einen Blick in den Himmel. Ob es denn einen Sonnenaufgang geben wird und falls nein, ob denn dann wenigstens ein leuchtendes Morgenrot zu erwarten ist. Heute fiel die Prognose auf »wenigstens und Morgenrot«.
Ob zu Fuß oder mit dem Fahrrad, auf jeden fall beginnt der Weg an der Nordermole mit der hoffnungsvollen Frage, ob die Sicht so gut ist, ob man nicht nur wie immer den Leuchtturm Pelzerhaken sehen kann, sondern auch den etwas weiter entfernteren Leuchtturm Dameshöved. Nun Dameshöved war von der Mole aus nicht zu sehen, aber dann sicher doch vom Brodtener Ufer aus. Der Schein der Fahrradlampe macht es möglich, durch Abschnitte vor der Hermannshöhe mit Wald durchaus sicher zu fahren.
Häufig sind die kleinen Hasen aufgescheuchte Begleiter die von einer Wegesseite zur anderen huschen oder dem lästigen Fahrradfahrer im Eiltempo ein gutes Stück in rasender Eile voraushüpfen. Ein Rudel Rehe war das morgendliche Erreignis im naheliegenden Weizenfeld wohl auch etwas unheimlich. Eines nach dem anderen reckte seinen Kopf hoch und bewegte sich eher zögerlich so nach der Art, ob sich denn die Aufregung überhaupt lohne, Richtung Wald. Wie erwartet, war nicht nur der Leuchtturm Pelzerhaken sehr viel heller zu sehen, auch der Leuchtturm Dameshöved leuchtete deutlich am Horizont.
Kaum zu sehen waren noch der eine oder andere Fischer. Die Kulisse von Niendorf und Timmendorf war durch die fortschreitende Helligkeit in der heraufziehenden Dämmerung mehr als nur das Bild der Straßenlaternen. Der Blick nach Osten versprach ersteinmal nicht den erhofften Sonnenaufgang, doch oft verschieben sich die Wolken unerwartet. Kurz vor erreichen des Golfplatzes war es dann doch so weit. Die Sonne fand zwischen den Wolken leuchtend den Weg zur Erde und gab See und Land ihren wunderbaren roten Glanz. In der Annahme, der Fotograf habe nun für den Tag seine Aufnahmen alle im Kasten schoss er mit dem Fahrrad bereits Richtung Strandpromenade.
Wie so oft, wenn die Kamera schon weggesteckt ist, taucht unversehens noch ein Motiv auf, das in seiner Einmaligkeit nur Sekunden andauert und dann vielleicht nie mehr wieder kommt. Die Sonne hatte durch die Bäume hindurch mit einem kleinen Strahl ein Halteverbotsschild getroffen, das hell und schrill in seine Botschaft auf die Straße schrie. »Hier halten verboten«. Manches mal wünschte man den einen oder anderen Autofahrer unter uns diese überraschende Erleuchtung. KEV
Alle Fotos: Karl Erhard Vögele