ORTSGESCHEHEN 1 60
Travemünde/Brodten 24.07.2021
Stacheldraht gegen Spaziergänger
Geschlossener Weg in Brodten sorgt für Ärger
Recht idyllisch führt ein Weg vom Dorf Brodten ans gleichnamige Steilufer. Und das offenbar schon recht lange, denn der Weg bei der Uferkoppel ist auch in die Liegenschaftskarte eingezeichnet. Doch jetzt gibt es Ärger.
Seit einigen Tagen ist der Ausgang zum Steilufer-Wanderweg versperrt, und das gründlich: Ein Holzzaun, zusätzlich mit Stacheldraht bewehrt, sowie davor aufgetürmtes Schnittgut sollen Spaziergänger offensichtlich von der Nutzung des Weges abhalten.
Wer von Brodten ans Wasser möchte, muss nun einen etwas mehr zur ehemaligen Flakstellung hin gelegenen Privatweg nehmen. Der ist weniger beliebt und nicht ungefährlich: Massive Unebenheiten sorgen für Sturzgefahr. Auch für Kinderwagen und Rollstühle dürfte der Weg problematisch sein.
Anwohnern zufolge ist die Lübecker Naturschutzbehörde verantwortlich, die Maßnahme sei auch nicht angekündigt oder begründet worden. Und stößt auf Widerstand: Am Freitagabend haben Unbekannte in Höhe der Künstlerbank den Stacheldraht durchgekniffen, um sich einen Weg zu bahnen. Das Ganze erinnert an das Weidenzaun-Debakel vom Priwall aus dem Jahre 2005: Dort wurde vom Naturschutz ein kleines Stück Uferweg angeblich zum Schutz der Wasservögel abgesperrt, deshalb eine Schneise als Umweg in den Wald geschlagen. Mehrfach wurde der Zaun von Spaziergängern zerstört. Letzten Endes konnte sich die Behörde gegen die Bürger aber durchsetzen.
Die schlechte Kommunikation ruft auch diesmal die Politik auf den Plan: »Unverständlich warum es dazu keine Ankündigung und Erklärung gibt!«, ärgerst sich der Travemünder CDU-Ortsverbandsvorsitzende Thomas Thalau. »Gerade in Hinblick auf den Tourismus und letztlich jetzt zur TW! Die öffentliche Kommunikation muss endlich besser funktionieren!« HN