POLITIK
Travemünde 07.08.2019
Stadtgespräch mit den »Unabhängigen«
Engagierte Diskussionen um das Mobilitätskonzept
Heino Haase, der die »Unabhängigen« im Travemünder Ortsrat vertritt und der Fraktionsvorsitzende der »Unabhängigen« in der Bürgerschaft, Detlev Stolzenberg, erörterten im Stadtgespräch im Restaurant »Marina« mit Bürgern und Bürgerinnen Travemündes einzelne Themen des Mobilitätskonzeptes. Sie hatten den Wunsch, aus dem Dialog Anregungen für ihre politische Arbeit zu erfahren und in ihre politische Arbeit einfließen zu lassen. Heino Haase gab einen kurzen Überblick über den Stand der Beratungen zum Mobilitätskonzept. Ausschüsse hätten es abgelehnt und in der Bürgerschaft sei es vertagt worden. Die Fraktionen der großen Koalition CDU und SPD hätten noch Beratungsbedarf.
Im Beschlussvorschlag gab es dazu folgende erwähnenswerte Formulierung: »Die Darstellung der Maßnahmen erfolgt auf konzeptioneller Ebene, so dass … detaillierte Planungen noch erarbeitet werden … (müssen)«. Das heißt, dass eine konkrete Umsetzung von Maßnahmen weiterer Schritte bedarf. Im Klartext: das kann dauern. Lang ist der Weg der Vorlagen der Verwaltung über die Ausschüsse zu den Beschlüssen der Bürgerschaft.
Mithin ein Dämpfer auf die Hoffnungen, dass bald etwas in Travemünde geschieht. Dessen ungeachtet wollten die »Unabhängigen« ein Experiment wagen. Zu einzelnen Punkten des Mobilitätskonzeptes sollten Mehrheitsmeinungen gefunden werden. Doch das Experiment zeigte bald seine Tücken. Die engagierten Diskussionen zersplitterten sich bereits beim ersten Thema Radverkehr in sehr viele Einzelfragen. Beschließbare Alternativen waren so in der Schnelle nicht formulierbar. Dieser Umstand zog sich durch viele weitere Punkte, so z.B. was in der Vorderreihe geschehen solle.
Letztlich reduzierten sich konkrete Vorschläge auf unterschiedliche Statements, wie alles erst mal bleiben solle wie es ist. Die Themen weiteten sich in den vielen Beiträgen aus, auch wiederhole sich Altbekanntes und man drehe sich teilweise im Kreise, so die ungeduldigen Bemerkungen Einzelner. Dennoch wurde im Kern der Aussagen deutlich, dass die Ausrichtung der Politik auf immer mehr Tourismus die Interessen der Bürger und Bürgerinnen vernachlässige. Die Aussage »Travemünde lebt vom Tourismus« wurde von den Anwesenden vehement zurückgewiesen wobei letztlich von vielen die Einschätzung geteilt wurde, dass Travemünde und seine Infrastruktur von dieser Entwicklung bereits heute überfordert sei.
Es kristallisierte sich dann heraus, dass die verkehrlichen Belastungen derzeit im Wesentlichen von den Tagestouristen an den Wochenenden aus gingen. Ein Beitrag über private Zählungen zur Nutzung des Leuchtenfeldparkplatzes und des beobachtbaren Parkplatzsuchverkehrs ergab, dass die meisten Besucher offenbar aus Lübeck kämen. So gesehen, und darüber bestand weitgehend Einigkeit, sei mit der Verbesserung des ÖPNV, also der Bahn- und Busangebote, eine wesentliche Entlastung bei den Verkehrsproblemen an den Wochenenden erzielbar. Dies natürlich unter der Voraussetzung, dass überlastete Busse und Bahnen oder Ausfälle von Zügen der Vergangenheit angehören.
In diesem Zusammenhang wurde deutlich, dass die in der Diskussion immer wieder geforderte zweite Anbindung von Travemünde auch zu Mehrverkehr in die Stadt führen könne, den man nicht haben wolle. Zum anderen, dass mit wesentlich besseren Angeboten im ÖPNV die Notwendigkeit einer zweiten Anbindung weniger dringlich werden könne. Der Abend brachte
viele Hinweise, sei es im Detail über die Sorgen einzelner Bürger und Bürgerinnen sowie von Betrieben, sei es zum anderen, welche Konzepte und Lösungen in anderen Städten bereits mit Erfolg praktiziert würden. Für Detlev Stolzenberg und Heino Haase war es abschließend dennoch ein Dialog mit den Einwohnern, der zeigt, wie engagiert sich die politische interessierten Bürger für ihr Gemeinwesen einsetzten und der politisch notwendige Weg sich lohne, sich kontinuierlich mit deren Wünsche und Hinweisen auseinander zu setzten. KEV – Fotos Karl Erhard Vögele