KIRCHE
Travemünde 03.03.2019
Gemeinsam durch die Trauerzeit
Gruppe trifft sich zweimal im Monat im Travemünder »Altenclub«
Für viele Menschen aus dem ganzen Land ist es ein Lebenstraum, im Alter nach Travemünde zu ziehen. Hat man sich dann keinen neuen Freundeskreis aufgebaut und der Partner verstirbt, ist man auf einmal allein, weit weg von Kindern und Familie. »In diesem Ort ist die Einsamkeit echt verbreitet«, hat Pastor Armin Schmersow festgestellt. Für manchen ist dann die Trauergruppe das Richtige.
Die Gruppe steht allen offen. Nicht nur Witwen und Witwern, auch Eltern, die ihre Kinder überlebt haben, verwaiste Kinder oder Geschwister suchen hier Seelsorge. Entstanden ist das Angebot nach einer Andacht in der Friedhofskapelle. Die Hinterbliebenen hatten den Wunsch, noch auf einen Kaffee zusammenzubleiben. Seit gut zwei Jahren gibt es nun die Gruppe, mehr als zwanzig Namen umfasst die Liste. Nach einer Mitgliedschaft in der Kirche wird hier nicht gefragt und es gibt auch keine zeitliche Begrenzung. Manche sind von Anfang an dabei, andere haben sich inzwischen einen neuen Kreis aufgebaut, vielleicht ein Ehrenamt übernommen.
Mit den regelmäßigen Treffen in den Räumlichkeiten des »Altenclubs« wurde ein Ort der Begegnung geschaffen. Geleitet wird das Angebot von Ariane Mangs und Armin Schmersow. »Wir verstehen uns als Begleiter und Ansprechpartner in Trauersituationen«, sagt Ariane Mangs.
Am Beginn der Treffen kann ein Gedicht oder ein biblisches Wort stehen. »Freuet euch mit den Fröhlichen und weinet mit den Weinenden«, zitiert Pastor Schmersow aus dem Römerbrief Kapitel 12 Vers 14. Und leitet dann zu einer passenden Geschichte aus einem amerikanischen Roman über, in dem es um den Unterschied zwischen Freundschaft und Bekanntschaft geht. Zu Freunden werde man erst, wenn man miteinander geweint habe, heißt es darin.
In der Gruppe geht es aber vor allem auch ums Erzählen und ums Zuhören. Jeder erzählt, wie er über die vergangenen Wochen gekommen ist. Ein Gebot ist dabei, dass das, was in der Runde besprochen wird, nicht nach außen dringt. Das macht es leichter.
Gesprochen wird auch über die Phasen der Trauer. Die Teilnehmer können so erkennen, dass das, was sie erleben, ganz normal ist. Und es geht um Ängste, die ganz unterschiedlich sein können. Etwa, nach dem Tod in der Wohnung nicht gefunden zu werden, weil die Kinder weit weg leben. Dagegen hilft ganz konkret regelmäßiger Emailkontakt untereinander. Pastor Schmersow ist es wichtig, solche Ängste zu mindern. »Weil Ängste Lebensqualität rauben«, sagt er.
In der Gruppe hilft man sich untereinander, etwa wenn es um eine Fahrt zum Arzt oder zum Bahnhof geht. Es entstehen Freundschaften, man unternimmt Reisen zusammen oder geht nur mal einen Kaffee trinken in der Vorderreihe. Manche sind auch Weihnachten beisammen, damit ihnen allein zuhause die Decke nicht auf den Kopf fällt. »Was es heißt übrig zu bleiben weiß man erst, wenn man es erlebt«, sagt Pastor Schmersow.
Die Trauergruppe trifft sich jeden ersten und dritten Mittwoch im Monat im »Altenclub« (Vogteistraße 20a). Info im Friedhofsbüro bei Ariane Mangs unter Telefon 04502 – 999 86 09 sowie bei Pastor Armin Schmersow unter Telefon 04502 – 788 96 36. TA