POLITIK
Travemünde 07.02.2019
FDP Stammtisch – viele Themen querbeet
Vielfältig waren die Themen beim FDP-Stammtisch. Die sonst üblichen Vorschläge, meist mit einem Gast und mit den anschließenden Variationen über das Thema, entfielen dieses Mal. Gastgeber der Küstenplauderei, wie immer der baupolitische Sprecher der FDP-Bürgerschaftsfraktion, Thomas-Markus Leber, ließ dieses Mal den Gesprächen im besten liberalen Sinne freien Lauf, nicht aber ohne vorher zwei heiße Highlights zu posten. Der neuartige »Luftstaubsauger«, der in Kiel versuchsweise eingesetzt werden soll, um in den Straßen die Luft vom Feinstaub zu reduzieren, und zum anderen eine Neuauflage der »Sandworld«. Um aber gleich Entwarnung zu geben: nicht eine Wiederholung des Klassikers wird nach Travemünde kommen, sondern ein »Sandskulpturen-Festival«, allem Anschein nach nicht auf dem Strande des Priwalls, sondern in einer Halle. Man wird Näheres hören.
Eckhard Erdmann, Vorsitzender der Gemeinschaft der Priwallbewohner e.V. hat in einer weiteren »Tour d’Horizon« die Hochwassersituation auf dem Priwall dargelegt. Er zeigte sich erfreut über das große Interesse und auch Engagement in der Politik. Selten habe sich die Politik mit einer solchen Einmütigkeit bei einem Thema positioniert. Ein wenig bedauerte er es, dass das Thema trotz vieler Anträge nicht Gegenstand einer Aussprache in der Bürgerschaft wurde und stattdessen in die Ausschüsse überwiesen wurde. Wichtig war ihm heraus zu stellen, dass zwischen dem Ausbau der Mecklenburger Landstraße und Hochwasserschutzmaßnahmen differenziert werden müsse. Das Eine sei aufgrund der Komplexität und entsprechender Planungsvorläufe ein langfristiges Projekt.
Daneben müsse es aber auch kurzfristige Maßnahmen und Projekte geben, die idealerweise schon beim nächsten Hochwasser greifen könnten. Hier sprach er einen kleinen Wall unmittelbar an der Landesgrenze zu Mecklenburg Vorpommern im Anschluss an den Parkplatz für die Wochenendhausbewohner an. Dieser Wall solle angelegt werden um rückfließendes Wasser von der Pötenitzer Wiek aufhalten zu können. Es sei wichtig, dass das Wasser nicht in die Kanalisation läuft. Flexventile könnten hier helfen. Viele Probleme seien bereits bei einer Begehung mit Innensenator Ludger Hinsen, der Feuerwehr und dem Ortsrat 2017 angesprochen worden. Passiert sei seitdem indes nichts. Insbesondere das Gespräch mit dem Nachbarland sei immer noch nicht zustande gekommen. Eckhard Erdmann erwartet, dass es nun zu einer Kontaktaufnahme mit Mecklenburg-Vorpommern kommt. Das Hochwasserproblem sei kein Priwall-Problem, sondern bestehe überall in der Region. Hysterie sei nicht angebracht. Die Problematik setze vielmehr Sachverstand und Fachwissen voraus.
Im Zusammenhang mit der Hochwasserlage wurden viele Fragen formuliert: Bei welchem Wasserstand über NHN (früher NN) wird der Strom abgeschaltet, wann das Gas? Bei welcher Höhe laufen die ersten Keller voll? Wann ist dort mit ersten Kurzschlüssen zu rechnen? Wann ist die kritische Höhe erreicht, bei der der Fährverkehr eingestellt werden müsse? Warum waren bei den letzten Hochwassern weder die Polizei noch der Senator vor Ort? Deutlich wurde, dass noch vieles aufgearbeitet werden müsse. So auch die Frage nach einheitlichen Höhenangaben des Hochwasserpegels.
Weiter war die Vermietung der Gänge in Lübeck an Feriengäste ein Thema sowie der Hinweis, dass die Zulässigkeit von Vermietungen an Feriengäste auch in Travemünde geprüft wird.
Die chaotische Sitzung in der Bürgerschaft – künftig wohl verknüpft mit den Namen Hindenburg – war nach Ansicht von Teilnehmern ein trauriges Beispiel dafür, dass dieses Gremium unfähig ist, ordentliche Arbeit für das Wohl der Stadt zu leisten.
Der Bauboom in Travemünde schlug auch beim Stammtisch hohe Wellen. Die Bürger seien empört, über die Dichte der Bebauung z.B. im Bereich des ehemaligen Godewindparkplatzes.
Thema war weiterhin die Umgestaltung der Travepromenade.
Entsprechende Pläne wurden am Montag im Bauausschuss vorgestellt. Bei der zukünftigen Gestaltung soll das »Maritime Erleben« im Vordergrund stehen. Konkret angedacht sind Flächen für Veranstaltungen, wettergeschützte Sitzplätze sowie ein maritimer Spielplatz, bei dem historische Seezeichen eine Rolle spielen. Weiterhin vorgesehen ist die Sanierung des Wasserzuganges zum DGzRS-Schuppen. Dabei soll eine alte Kaimauer aus dem 18. Jahrhundert rekonstruiert werden. Die bestehenden Gastronomiebetriebe werden komplett neu gestaltet damit sie ganzjährig genutzt werden können.
Schon im Bauausschuss wurde kritisiert, dass in einem ersten Bauabschnitt aus Kostengründen zunächst nur der Bereich von der Kaiserbrücke bis zur Personenfähre neugestaltet werden soll. Der Bereich vor der Lotsenstation und dem Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt soll zu einem späteren Zeitpunkt folgen. Beim Liberalen Stammtisch wurde weitere Kritik formuliert. Gerade die bekannte Engstelle vor der Lotsenstation berge bei einer Paniksituation im Rahmen einer Großveranstaltung viel Risikopotential, wurde formuliert. Es sei aus Anlass der teilweisen Einstellung des Loveparade-Prozesses hieran erinnert.
Die Trave-Promenade wird im Wesentlichen plattiert, die Randbereiche bekommen eine grobe Pflasterung. Die Beleuchtung wird ähnlich ausgeführt wie an der Strandpromenade. Die Umgestaltung soll im September 2019 beginnen und 2020 fertig sein. Die Maßnahme wird mit 3,8 Mio Euro kalkuliert. 70% davon trägt das Land, der Rest der Kurbetrieb. TML/KEV – Fotos Karl Erhard Vögele