VERANSTALTUNGEN
Niendorf 25.06.2017
Neue Projekte bei der Jazz Baltica
Vom Wetter her war der zweite Tag von Jazz Baltica, der gestrige Sonnabend, nicht gerade ideal. Direkt betroffen waren vor allem Open Air-Konzerte. Aber so schlimm war es gar nicht. Richtig nass von oben kam es nur zwischen 15 und 16 Uhr. Da war der Vormittagsauftritt von der Ella Burkhardt -Band längst vorüber.
Als ab 16 Uhr das Landes-Jugend-Jazzorchester aufspielte, wurde es wieder freundlicher, und später schien sogar die Sonne. Freilich: Sommerlich warm war es nicht. Zudem wehte ein kräftiger Wind ums Niendorfer Hafenbecken.
In der großen Werfthalle stellte Festivalchef Nils Landgren am späten Nachmittag zunächst die NDR Bigband vor. Seit vergangenem Herbst hat die Band einen neuen Leiter, Geir Lysne. Er kennt als Norweger hohe Berge und tief eingeschnittene Fjorde. Das flache Wattenmeer an Schleswig-Holsteins Nordseeküste kannte er nicht. Vielleicht gab ihm das die Idee zum ersten Großprojekt mit der Bigband, das in Niendorf vorgestellt wurde.
Nach Bildern vom Leben am Meer, im Meer und auf hoher See komponierte er Musik zu einem Schwarzweißfilm von Theo Janßen. »Watt about« entpuppte sich als einstündiger Bilderbogen in zwölf Teilen. Was gibt es nicht alles am Meer zu entdecken. Die Tiere des Meeres, Scharen von Seevögeln, Erntezeit auf der Hallig, Sturmfluten und Landunter, die Wunderwelt der Quallen. Alte Bilder führten die Gefahren der Walfänger von einst vor Augen. Aber auch friedliche Stimmungen waren zu erleben. Das alles ließ sich musikalisch kommentieren.
Die Solobläser der Bigband – Trompete, Posaune, Saxofon, Flöte – drehten dabei dem Publikum den Rücken zu, um zum Film passend zu improvisieren. Auch skandinavische Folklore war einbezogen, wenn die Bewohner am Meer feierten. An mehreren Stellen hatte Theo Janßen zudem einzelne Musikerkollegen in die Szenen im Watt eingebunden.
In der Halle blieb es anschließend norwegisch. Ebenfalls aus dem Land der Fjorde kam ein junges, hochmusikalisches Quartett. Pixel nennen sich drei Herren und die tonangebende junge Dame Ellen Andrea Wang. Sie begann mit ihrem Kontrabass, setzte dann immer wieder ihre klare, reine Singstimme ein. Frische, lebendige Stücke wurden geboten, ganz ruhig, oft von nur einem Instrument eingeleitet, von der Trompete (Jonas Kilmork Vemoy), dem Saxofon (Harald Lassen) oder vom Schlagzeug (Jon Audrun Baar). Erst allmählich füllten sich die Klangräume, wurden die Stimmen zu musikalischen Balladen versponnen. Viel Applaus.
Später am Abend, und zwar bis Mitternacht, ging es weiter mit dem Pianisten Jan Lundgren, dem Leiter des Ystad Jazzfestivals. Sein Sextett spielte ein Programm, das vor zwei Jahren in Ystad aus der Taufe gehoben worden war. Auf den nächsten Pianisten brauchten die Jazzfreunde in der Halle nicht lange zu warten. Es war ein bekannter Deutscher, Michael Wollny. Die Jazz Baltica 2017 geht heute Abend zu Ende. Tagsüber aber ist rund um den Niendorfer Hafen noch viel Musik zu erleben. TD
Fotos Karl Erhard Vögele