VERANSTALTUNGEN
Travemünde 02.10.2016
Französischer Abend
Die Band »Die Schoenen« mit »Une Soiree francaise« im Travemünder Kulturbahnhof
Theaterchef Wolfgang Hovestädt ließ in der Vorankündigung seine Besucher wissen, wer in irgendeiner Weise mit französischem Outfit kommen würde, könnte an der Theaterkasse das Ticket für 15 Euro pro Person erhalten. »Und dies egal ob mit Schal, Baskenmütze, einem Baguette unterm Arm, Gitanes im Mundwinkel, oder, oder, oder …«. »Wir würden uns freuen, möglichst viele französisch wirkende Gäste begrüßen zu können.«
Gesagt und auch selbst getan. Die normale Kulthandlung der Begrüßung des Publikums durch Wolfgang Hovestädt besteht ja darin, mit dem Mikrofon in der Hand die Bühne zu betreten. Doch dieses Mal ging es nicht. Das Mikrofon hing um den Hals und die Hände waren frei für ein Glas französischen Rotweines und einem Baguette. Er kündete die Musiker an, die schon zum zweiten Male zu uns nach Travemünde gekommen waren und französische Chansons in einem »Soiree francaise«, also einem französischen Abend, präsentierten.
Ohrwürmer aus fast vergessenen Publikumsrennern, Lieder, die Bilder im Kopf zum Laufen bringen, Chansons, die mitreißen, betören und verzaubern. Und nicht nur dies. Es kam eine Band, die mit ihrer Sängerin Anne Schoenen eine brillante Bühnenpräsenz zeigte, begleitet von vier faszinierend aufeinander eingestimmten Musikern und Solisten.
Der Abend galt zwar dem französischen Chanson getragen von der musikalischen und spürbar musikalisch-kulturellen Nähe zu Frankreich. Doch jeder der Musiker konnte in den Beiträgen als Combo oder im Solo ihres Chorus ihre Affinität zum Jazz und Swing nicht verbergen. Selbst bei der von Caterina Valente erstmals deutsch gesungener Version des Cole-Porter-Songs »Love Paris« schienen sie nur darauf zu warten, irgendwo eine kleine Jazzsequenz einzubauen.
Fast voll dem Jazz hingegeben schien die Band bei Duke Ellingtons »Caravan«. Schlagzeuger Alexandre Huber zeigte eine einfühlsame Sensibilität, Endi Caspar faszinierte mit einem mitreißenden Gitarrensolo, kaum überraschend war dann der stellenweise eingeflochtene »Walking Bass« à la Ray Brown von Bassist Jörg Jenner und dann das hinreißend swingende Akkordeon von Vincenzo Carduccio. Sein Part in Edith-Piafs Chanson »L’Accordéoniste« bleibt vielen Zuhörern unvergessen – es gab Szenenapplaus. Seinem Spiel zuzuhören und zu sehen, wie er mit herzlichem Lachen, spitzbübischem Dreinschauen und oft versonnenem Blick seine Spielfreude mit den anderen Musikern und »Der Schoenen« austauschte, war eines der herausragenden Erlebnisse des Abends. PM/KEV